RSV Lahn-Dill bezwingt Thuringia Bulls in der Gießener Sporthalle Ost
Der Doppelspieltag des RSV Lahn-Dill und der Giessen 46ers darf als voller Erfolg gewertet werden. Insgesamt 2.900 Besucher in der Sporthalle Gießen-Ost feierten dabei einen 68:66-Erfolg (19:19/36:30/50:46) der Wetzlarer Rollis im RBBL-Gipfeltreffen über die RSB Thuringia Bulls, denen die Gießener in der ProA mit einem 90:88-Heimsieg über die Crailsheim Merlins das i-Tüpfelchen aufsetzten.
Vor allem für den RSV Lahn-Dill war dieser Erfolg über die bis dato national und international in dieser Spielzeit ungeschlagenen Ostdeutschen ein wichtiger Erfolg im mentalen Bereich. Nach dem frühen Aus in der europäischen Königsklasse haben sich am Samstag Tommy Böhme & Co. selbst bewiesen, was sie können und dass die Entscheidungen in Meisterschaft und Pokal noch längst nicht gefallen sind. „Der Erfolg gibt uns viel Selbstvertrauen und hat uns gezeigt, was möglich ist“, so Cheftrainerin Janet Zeltinger, die in der Pressekonferenz gleich hinterher schob: „Wir waren von Beginn an bereit und haben mit einer beeindruckenden Energie agiert“.
Was die Kanadierin und die im ersten Duell des Doppelspieltages gut 1.500 Zuschauer gesehen haben, war ein von der ersten Sekunde an hellwacher RSV Lahn-Dill, der bereits auf das 0:2 (1.) mit einem 11:0-Lauf antwortete und die Gäste so zu einer frühen ersten Auszeit zwang. Zwar kamen die Bulls nun besser aufgestellt zurück und konnten durch insgesamt drei Dreier des Spaniers Jordi Ruiz und des Niederländers Arie Twigt bis zum Ende des ersten Viertels bereits wieder ausgleichen, doch auch mit Beginn des zweiten Abschnitts ließ sich der RSV mental stabil nicht aus der Ruhe und von seinem Vorhaben abbringen, die Partie in ungewohnte Spielstätte für sich zu entscheiden.
Das 19:21 (11.) sollte dann aus RSV-Sicht auch der letzte Rückstand sein, den die Sporthalle Ost an diesem Nachmittag sehen sollte. Quinten Zantinge schraubte sein Punktekonto früh auf sieben Zähler hoch, Lowpointer Jannik Blair vollstreckte hochprozentig und das Duo Thomas Böhme und Rose Hollermann machten kurz vor der Halbzeitsirene das 36:28 (19.) perfekt. Vor allem die bärenstarke Verteidigung der Wetzlarer machte der mit Abstand besten Offensive der Liga aus Thüringen das Leben enorm schwer. Insbesondere Aliaksandr Halouski war als etatmäßiger Topscorer der Bulls nahezu vollkommen neutralisiert und auch sein Centerkollege Vahid Gholomazad konnte in der Reboundstatistik, die die Lahn-Diller am Ende mit 30 zu 26 gewannen, und im Vollstrecken keine entscheidenden Akzente setzen.
Nach dem Seitenwechsel kam zwar Nationalspieler Halouski etwas besser in die Partie und konnte mit sechs Punkten seine Farben über 40:38 (24.) und 46:42 (26.) auf Tuchfühlung halten, doch der Titelverteidiger aus Wetzlar hatte stets die passende Antwort und sollte seine Führung bis in die Schlussminuten nicht mehr aus den Händen geben. Dank eines starken Matthias Güntner und dessen Drei-Punkte-Spiels zum 55:48 (32.), zog der Titelverteidiger wieder bis auf sieben Punkte Differenz davon und behauptete diesen Vorsprung bis zum 65:59 (38.) souverän. Doch wer glaubte, dass die Bulls es nicht mehr schaffen würden, die Partie spannend zu machen, der irrte gewaltig.
Die Thüringer stoppten in den letzten 70 Sekunden des Spitzenspiels nun mit schnellen Fouls konsequent die Uhr und brachten den RSV so an die Freiwurflinie, von der die Mittelhessen nach zuvor fast lupenreise Ausbeute nun Nerven zeigten. Während die Gastgeber in diesen letzten Sekunden fünf von acht Versuchen liegen ließen, war es der starke Arie Twigt, der mit einem Dreier zum 66:64-Anschluss der Kulisse in der Sporthalle Ost den Atem stocken ließ. Wenig später beim 67:66 für den RSV hatten die Thüringer dann bei eigenem Ballbesitzt sogar die Chance die Partie noch einmal zu drehen, doch die Defensive der Lahn-Diller, die im gesamten Verlauf der Begegnung elf Ballverluste der Bulls provozierte, zog den Schraubstock mit den letzten Kräften noch einmal enger zusammen. Nationalspieler Güntner sicherte den Rebound eines letzten Wurfes der Ostdeutschen, während Topscorer Thomas Böhme, der erst in der Woche seinen Vertrag um drei weitere Jahre vorzeitig verlängerte, machte mit dem 68:66 von der Linie den Deckel drauf.
Damit endete der Ligagipfel wie im Hinspiel im Dezember mit einem dramatischen und hauchdünnen Erfolg der Hausherren. Verlor der RSV dabei in Erfurt noch mit einem mageren Pünktchen Differenz, konnte er das Rückspiel und damit auch den direkten Vergleich nun für sich entscheiden. Um im Endklassement noch auf Rang eins zu rutschen, muss die Mannschaft von Janet Zeltinger nun am letzten Spieltag selbst beim BBC Münsterland gewinnen und parallel auf einen Ausrutscher der Bulls gegen Köln hoffen. Doch die 99ers haben mit ihrem Heimsieg im Januar gegen den RSV Lahn-Dill bereits bewiesen, dass sie ein Topteam schlagen können.
Gekrönt wurde der erfolgreiche Doppelspieltag dann durch einen ebenso dramatischen 90:88-Heimsieg der 46ers gegen den Tabellennachbarn in der ProA aus Crailsheim, den die Gießener auf den Punkt inszeniert in der Schlusssekunde per Dreier perfekt machten.
Lahn-Dill: Thomas Böhme (23), Matthias Güntner (19), Rose Hollermann (13), Quinten Zantinge (7), Jannik Blair (6), Julian Lammering, Maxcileide de Deus Ramos, Mark Beissert (n.e.), Finlay Erskine (n.e.), Marek Wesolowski (n.e.).
Thüringen: Joakim Linden (16), Jordi Ruiz (12/2 Dreier), Arie Twight (12/2), Vahid Gholomazad (10), Aliaksandr Halouski (8), Jens-Eike Albrecht (6), Driss Saaid (2), Lukas Gloßner, Marie Kier.