84:31-Kantersieg gegen Rheinländer
Bereits eine Minute vor Spielende erhoben sich die mehr als 1.000 Zuschauer in der Wetzlarer August-Bebel-Sporthalle, um dem Weltpokalsieger RSV Lahn-Dill für eine erneut begeisternde Vorstellung den verdienten Applaus zu zollen. In den 40 Spielminuten zuvor legten die Gastgeber den Grundstein für den zweiten Kantersieg binnen acht Tagen, diesmal mit 84:31 (25:6/37:15/67:19) gegen den Ligakonkurrenten Köln 99ers.
Ohne ihre beiden Neuzugänge Mark Broeze aus den Niederlanden und Patrick Anderson aus Kanada angetreten, hatten die Rheinländer gegen die wie aus einem Guss aufspielenden Mittelhessen von Beginn an einen sehr schweren Stand. Aus einer druckvollen Verteidigung operierend, erzwangen die Wetzlarer insgesamt 23 Ballverluste bei den 99ers, die selbst bei eigenem Ballbesitzt kaum Entfaltungsmöglichkeiten besaßen.
Mit der Startformation Joey Johnson, Dirk Köhler und Michael Paye sowie den beiden Neuzugängen Mina Mojtahedi und Steve Serio beginnend, dauerte es jedoch erneut fünf Spielminuten bis der RSV-Motor volle Fahrt aufnahm. In dieser Phase zeigten sich bei den Gästen vor allem der Nordire Matthew Rollston und der deutsch-Türke Sedar Antac, die im Sommer aus Belfast und Istanbul in die rheinische Metropole kamen, für Akzente. Doch spätestens nach dem 9:4 (5.) rollte der RSV-Express und schraubte das Ergebnis binnen weniger als acht Minuten auf 31:8 (13.).
Doch diesmal wollten sich die 99ers nicht mehr so vorführen lassen, wie noch vor zwei Wochen im DRS-Pokal, als die Kölner mit 41:104 in Warendorf förmlich vom Platz gefegt wurden. Jetzt war es auf Seiten der Gäste der am Ende auch stärkste Akteur Michalis Stergiopoulos, der mit sieben Punkten in Serie, seine Farben beim 34:15 (18.) nicht gänzlich untergehen ließ. Beim RSV Lahn-Dill dagegen brillierten vor allem Kapitän Joey Johnson, der mit 11 Punkten, 15 Rebounds und neun Assits nur hauchdünn an einem so genannten Triple-Double vorbeischrammte und trotz seiner 35 Jahre einmal mehr seine Klasse unter Beweis stellte. Neben dem Kanadier bot aber auch Steve Serio erneut eine Klasseleistung, die der gebürtige New Yorker mit 14 Punkten bei einer Trefferquote von knapp 80 Prozent und 11 Rebounds auch statistisch eindrucksvoll untermauerte, während sein Landsmann Paye am Ende zum Topscorer avancierte.
So erwartete die große Kulisse in bester Laune die zweite Halbzeit, in der sich auch die komplette Mannschaft der Jena Caputs unter Volks mischte, die auf der Rückreise vom Auswärtsspiel in Bonn nach Thüringen in Wetzlar Station machte und ihren kommenden Gegner beobachtete. Und die RSV-Fans wie auch der Aufsteiger aus Jena sollten ihr Kommen nicht bereuen. In einem zwar einseitigen Viertel, das am Ende mit 30:4 an den Favoriten und Tabellenführer ging, zeigte der frisch gebackene Weltpokalsieger jedoch, warum er aktuell die Nummer eins der Rollstuhlbasketball-Welt ist. Tempo, nahezu blinde Kombinationen und spektakuläre Abschlüsse sorgten dabei immer wieder für Szenenapplaus von den Rängen, während im Schlussviertel mit acht Punkten binnen drei Minuten auch noch einmal ein bestens aufgelegtes Eigengewächs Kai Gerlach sein Können unter Beweis stellte.
„Wir erzeugen momentan so viel Druck in der Verteidigung, dass wir unsere Gegner extrem in ihren Möglichkeiten beschneiden, so dass wir diesmal in der Offensive unserer Enttäuschung, dass Köln Pat Anderson nicht mitgebracht hat, einfach freien Lauf lassen konnten“, so ein ob des gutes Gesamtauftritts zufriedener Headcoach Nicolai Zeltinger.
Nach dem Kantersieg gegen die 99ers und dem gleichzeitigen Erfolg des alten Rivalen Zwickau bei den Roller Bulls St. Vith, setzt sich das Fernduell der beiden deutschen Topmannschaften auch am kommenden Wochenende fort. Während die Sachsen zuhause die Mainhatten Skywheelers aus Frankfurt erwarten, geht die Reise der Mittelhessen zum Aufsteiger Jena Caputs mit den beiden Ex-Wetzlarern Lars Christink und Markus Legath.
Lahn-Dill: Michael Paye (21), Steve Serio (14), Kai Gerlach (11), Joey Johnson (11), Dirk Köhler (10), Thomas Böhme (7), Marco Zwerger (5), Felix Schell (2), Thomas Gundert (2), Gesche Schünemann (1), Mina Mojtahedi.
Köln: Michalis Stergiopoulos (13), Sedar Antac (6), Volker Frings (4), Matthew Rollston (4), Gabriel Kasapoglu (2), Jaap Smid (2), Andrew Flavell, Walter Groen, Sedat Özbicerler.
Fotogallerie von Jörg Theimer unter www.gute-blende.de.