RSV Lahn-Dill zieht auf der Zielgeraden den Kopf noch einmal aus der Schlinge
Dass die Zeit des Taktierens endgültig vorbei ist, zeigte am Samstag eindrucksvoll das erste Playoff-Halbfinale zwischen dem ASV Bonn und dem RSV Lahn-Dill. Beide Seiten boten den Zuschauern in der Bonner Sporthalle Tannenbusch dabei ein dramatischen Kampf auf des Messers Schneide, in dem der Titelverteidiger zu Beginn des vierten Viertels auf die Verliererstraße zu geraten schien, ehe das RSV-Kollektiv das Blatt eindrucksvoll noch einmal wenden konnte. Der Kanadier Adam Lancia war es dabei, der die Mittelhessen mit acht Dreiern zwischenzeitlich in arge Bedrängnis brachte. Am Ende stand für den RSV Lahn-Dill ein knapper und hart erkämpfter 72:67 (19:11/36:28/46:51) zu Buche.
Eigentlich schien es, als wenn der RSV Lahn-Dill als Favorit die kämpferische Partie auf gutem Niveau sicher im Griff hätte. Zwar war der rheinische Gastgeber mit Beginn der Begegnung hellwach und aggressiv, was er mit einem ersten Dreier des Kanadiers Lancia nach nur acht Sekunden eindrucksvoll unterstrich, doch trotz dieser Gegenwehr konnten die Wetzlarer über 16:7 (8.) und 30:20 (15.) die Partie lange Zeit kontrollieren. Dieser Trend setzte sich bis nach dem Seitenwechsel beim 42:32 (23.) durch RSV-Kapitän Joey Johnson auch so fort, ehe der Halbfinalklassiker gegen den ASV Bonn urplötzlich zu einem dramatischen Playoff-Krimi avancierte.
Es war die 24. Spielminute als Adam Lancia seinen dritten Dreier in die Reuse des Titelverteidigers einschweben ließ und damit die große Stunde des 28-jährigen Kanadiers schlug. Trotz enger Verteidigung folgten binnen 120 Sekunden drei weitere Treffer von jenseits der 6,25 Meter Linie und urplötzlich hatte der Gastgeber ein 32:42 (23.) in ein 44:42 (26.) gedreht. Förmlich geschockt von dieser unglaublichen Serie wirkten die folgenden Aktionen des ansonsten so souveränen agierenden Meisters plötzlich überaus nervös und die eigene Trefferquote sank bedrohlich. Bis zur 31. Minute dauerte dieser Schockzustand, in dem Lancia zum Jubel der selbst überraschten Bonner Zuschauer seine Dreier Nummer sieben und acht folgen ließ und seine Farben gar mit 54:46 (31.) in Front brachte. In dieser Phase drohte aus Sicht des sechsfachen deutschen Meisters die erste Playoff-Niederlage der Vereinsgeschichte, deren Hypothek für das Rückspiel sogar schwerwiegend ausfallen hätte können, wenn dieser Trend eine Fortsetzung gefunden hätte.
Doch die Mannschaft von Trainer Nicolai Zeltinger löste sich aus der eigenen Starre, wollte sich nicht weiter vorführen lassen und packte an der Ehre getroffen ihr Kämpferherz aus. In der Folge entwickelte sich ein dramatisches Finish, dass aufgrund der inzwischen auf beiden Seiten in die Höhe geschraubten Foulbelastung auf des Messers Schneide stand. Als RSV-Center Dirk Köhler mit zwölf Punkten in Serie, darunter zwei so genannte Drei-Punkte-Spiele, seine Mannschaft wieder mit 59:58 (35.) in Front brachte, waren auf Seiten der Bonner bereits Björn Lohmann mit fünf Fouls ausgeschieden sowie Thomas Becker und auf RSV-Seite Joey Johnson und Richard Peter mit vier Fouls bedrohlich belastet.
Nach zehn Spielminuten, in denen der RSV Lahn-Dill so deutlich wie noch nie in dieser Saison gegen einen an seiner Leistungsgrenze spielenden ASV Bonn wankte, gehörten die letzten fünf Spielminuten nun jedoch einem kämpferisch das Heft nicht mehr aus der Hand geben wollenden Titelverteidiger. Mit einem beeindruckenden 22:6-Lauf drehte der RSV einen 46:54-Rückstand bis zur 39. Spielminute in eine eigene 68:60-Führung. Als kämpferisches Vorbild fungierte bei diesem Kopf aus der Schlinge ziehen vor allem Kapitän Joey Johnson mit 18 Rebounds und zusätzlichen acht Ballgewinnen. In Anbetracht dieser packenden Begegnung dürfen sich alle Fans bereits heute auf ein spannendes Rückspiel zweier Topteams am 21. März um 19:30 Uhr in Wetzlar freuen. Während die Mittelhessen in diese Partie mit einem hauchdünnen Vorsprung gehen, hat Erzrivale RSC-Rollis Zwickau bereits einen großen Schritt Richtung Endspiel gemacht. Die Sachsen siegten im zweiten Semifinale deutlich mit 82:65 beim RSC Frankfurt, der die Partie allerdings bis zum dritten Viertel beim 52:51 ebenfalls offen halten konnte.
Bonn: Adam Lancia (32/8 Dreier), Thomas Becker (22), Sven Fischer (11/1), Tarik Cajo (2), Jörg Hilger, Björn Lohmann, Edina Müller, Alexander von Reth, Mareike Adermann (n.e.), Jan Haller (n.e.).
Lahn-Dill: Joey Johnson (16), Dirk Köhler (16), Richard Peter (16), Michael Paye (12), Annika Zeyen (6), Kai Gerlach (4), Thomas Gundert (2), Felix Schell, Gesche Schünemann, Marco Zwerger,Jan Kampmann (n.e.).