Eine Woche nach der bitteren Finalniederlage im DRS-Pokal hat Titelverteidiger RSV Lahn-Dill im Kampf um die deutsche Rollstuhlbasketball-Meisterschaft zum Gegenschlag ausgeholt und beim frisch gebackenen Pokalsieger einen großen Schritt Richtung Meisterschaft Nummer sechs gemacht. Am Ende triumphierten die Wetzlarer Rollis klar mit 82:65 (24:18/44:33/69:48) in Sachsen und haben die Deutsche Meisterschaft 2008 nun zum Greifen nahe.„Ich bin sehr stolz auf meine Mannschaft, dass wir nach der überaus bitteren Pokal-Niederlage nach Verlängerung so zurückgekommen sind“, so RSV-Trainer Nicolai Zeltinger nach der Schlusssirene. Allerdings musste der 36-Jährige auch attestieren, dass die Zwickauer zwei Minuten vor dem Ende bereits mit 56:81 zurücklagen, ehe sie durch einen 10:0-Lauf des polnischen Nationalspieler Mateusz Filipski nun erneut einen Silberstreifen am Horizont im Hinblick auf die Titelentscheidung sahen.
Nur 48 Stunden vor dem Final-Hinspiel in Sachsen sah es noch ganz anders im Lager der Mittelhessen aus, als Kapitän Joey Johnson mit einer Rückenverletzung das Training abbrechen musste. Doch die medizinische Abteilung der Wetzlarer leistete beste Arbeit und der zweifache Paralympicsieger aus Kanada biss auf die Zähne. Noch schlimmer erwischte es jedoch den Gastgeber, der aufgrund einer Bandscheibenverletzung sogar auf seinen polnischen Center Piotr Luszynski verzichten musste.
Mit einer komplett anderen Starting-Five geriet der RSC Zwickau so zu Beginn schnell mit 2:10 (3.) in Rückstand, was Trainer Maik Kretzschmar zu einer ersten frühen Auszeit zwang. Taktisch leicht umgestellt konnten die Sachsen in der Folge dem Druck des Titelverteidigers besser standhalten und verkürzten auf 11:13 (6.). Bis Mitte des zweiten Viertels der RSV nun leicht, ehe ausgerechnet die zweite Formation mit Markus Legath, Thomas Gundert und Kai Gerlach das Ergebnis zum Entsetzen der Zwickauer Fans von 29:24 (15.) auf 38:24 (17.) ausbauten.
Überragender Akteur und Antreiber seiner Mannschaft war in dieser Phase der angeschlagene Johnson, der auch nach Pause keinen Zweifel daran ließ, dass die Wetzlarer weiterhin auf Revanche brannten. Nach dem 52:39 (25.) brach dann der Widerstand des neuen Pokalsiegers komplett. Spätestens beim 63:39 (28.) drohte den Sachsen, die zuvor große Hoffnungen auf das Double hegten, das vorzeitige Entgleiten der deutschen Meisterschaft. So feierten die rund 70 mitgereisten Fans aus Hessen beim 81:55 (28.) bereits die vermeintliche Meisterschaft, ehe die Gastgeber die unkonzentrierte Schlussphase der Wetzlarer zu einer deutlichen Ergebniskosmetik nutzte.
„Das 0:10 zum Ende ärgert gewaltig, denn die Zwickauer haben bereits im Halbfinale bewiesen, dass sie sich niemals abschrieben. Sie sind auch im entscheidenden zweiten Halbfinal-Spiel gegen Frankfurt besser denn je zurückgekommen“, so Head-Coach Zeltinger warnend: „Wir haben einen Riesenschritt Richtung Titel gemacht, aber wir müssen erst die 40 Minuten in Wetzlar spielen, bevor wir endgültig feiern dürfen“.
Am kommenden Samstag um 16 Uhr entscheidet sich dann der Titelkampf zwischen den beiden Erzrivalen in der Wetzlarer August-Bebel-Sporthalle endgültig. Und dann will der der fünffache deutsche Meister mit seinen Fans erneut feiern.
Zwickau: Mateusz Filipski (25/3), Rostislav Pohlmann (12), Mehmet Hayirli (9), Marcin Balcerowski (8/1), Eric Zinke (5), Marek Srutka (4), Matthias Heimbach (2), Rainer Müller, Arian Krug (n.e.), Frank Oehme (n.e.).
Lahn-Dill: Joey Johnson (30), Dirk Köhler-Lenz (23), Michael Paye (11), Gesche Schünemann (7/1), Annika Zeyen (6), Nicolas Hausammann (4), Thomas Gundert (1), Kai Gerlach, Markus Legath, Marco Zwerger, Jan Kampmann (n.e.).