Die Hausherren dagegen wirkten insbesondere in Anbetracht der Klarheit der Niederlage konsterniert. In keiner Phase der Partie brachten die Wetzlarer Rollis die Zwickauer wirklich in Verlegenheit, die wiederum genau das auszeichnete, was bisher immer für den RSV Lahn-Dill galt: Sie waren auf den Punkt topfit und hoch motiviert. Die Trefferquote von nur 34 Prozent bei den Hessen gegenüber starken 54 Prozent bei Zwickau und eine überraschend eindeutige Reboundunterlegenheit von 28 zu 44 beweisen auch statistisch die Kräfteverhältnisse am letzten Spieltag der Hinrunde in der RBBL. Zum Topscorer der Partie avancierte dabei ausgerechnet Lars Christink, der ehemalige Kapitän des nun entthronten Tabellenführers, der für die Sachsen nicht nur 18 Punkte erzielen, sondern auch noch mit acht Assists seine Mitspieler in Szene gekonnt setzen konnte.
So startete der in den vergangenen Jahren gegenüber dem RSV Lahn-Dill immer als ewiger Zweite wirkende Gast mit 6:2 (4.) auch besser in das Spitzenspiel der RBBL. Doch nach der ersten Auszeit der Hausherren bereits in dieser frühen Phase schien sich die Mannschaft von Trainer Nicolai Zeltinger in der Folge besser auf die Spielweise und die überraschende Startaufstellung der Sachsen einzustellen. Die Folge war das viel umjubelte 8:6 (7.) durch Pointguard Michael Paye und Center Dirk Köhler-Lenz. Bis auf 15:12 setzte sich der fünffache Deutsche Meister bis kurz vor der Pause ab, doch ein Dreier des polnischen Eurobasketball-Überfliegers Mateusz Filipski im RSC-Trikot schien Sekunden vor Ende des ersten Viertels wie ein kleiner Schock. Und so sollten die zweiten zehn Spielminuten auch am Ende die ausschlaggebende Spielphase des Duells der beiden Erzrivalen werden.
Ganze zwei Feldkörbe gelangen den im zweiten Viertel zu Statisten degradierten Wetzlarern gegen die sich in einen Rausch zu spielen scheinenden Zwickauern noch vor der Pause. Auf der Gegenseite schraubten RSC-Kapitän Piotr Luszynski und Lars Christink das Ergebnis über 17:21 (14.) und 19:27 (16.) bis zur Halbzeit, die wie eine Erlösung für die Gastgeber wirkte, auf dreizehn Punkte Differenz in die Höhe. Wer auch immer in diesem Spielabschnitt für die Mittelhessen auf dem Parkett stand, das Geschehen diktierten andere. Entsprechend intensiv verlief dann auch die Halbzeitbesprechung beim bis dato enttäuschenden Tabellenführer.
Nach der Halbzeit jedoch schien sich der RSV Lahn-Dill seiner alten Tugenden zu erinnern und kam kämpferisch und endlich entschlossen die Heimfestung August-Bebel-Sporthalle auch im 52. Spiel in Folge verteidigen zu wollen aus der Kabine. Dem 21:36-Rückstand (22.) folgte der schnelle 29:36-Anschluss binnen 120 Sekunden. Der Gast schien urplötzlich und erstmals seine Souveränität zu verlieren und doch noch ins Wanken zu geraten. Frenetisch angefeuert von seinen Fans fightete der RSV nun um jeden Zentimeter heimischen Bodens und zwang die Sachsen zu zahlreichen Ballverlusten in diesem dritten Viertel. Der RSV Lahn-Dill schien präsenter denn je in der Partie zu sein und das fast schon verloren geglaubte Spiel noch wenden zu können. Dass die Gäste letztendlich zwar wankten aber dennoch nicht fielen hatten die Lahn-Diller unter dem Strich jedoch erneut sich selbst zuzuschreiben, als sie beim Spielstand von 41:47 (32.) zwei nahezu einhundertprozentige Chancen ausließen und das Polster des Gastes nicht entscheidend anzutasten verstanden.
Die Bestrafung folgte postwendend als Lars Christink mit einem so genannten „Big Point“ per Dreier das 41:51 (33.) erzielte und der Widerstand des RSV Lahn-Dill nun zu bröckeln begann. Wenn nicht zu diesem Zeitpunkt mental, dann war das Spitzenspiel spätestens beim 42:55 (35.) auch faktisch entschieden. Zwar kämpften die Wetzlarer bis zur Schlusssirene um ihre letzte Chance, doch auf der Gegenseite herrschte angesichts der durchaus komfortablen Führung und sechs Punkten in Serie von Routinier Rostislav Pohlmann schon längst ausgelassene Feierstimmung ob des ersten Erfolges gegen die Hessen seit 14 langen Spielen.
Während die Zwickauer bereits am nächsten Wochenende im nächsten Spitzenspiel in Frankfurt diesen ob der kompakten Mannschaftsleistung absolut verdienten Erfolg bestätigen müssen, um ihn nicht zum Pyrrhgussieg werden zu lassen, muss der RSV Lahn-Dill nun seit langem ungekannte Wunden lecken. Am nächsten Samstag um 16 Uhr im bereits nächsten Heimspiel gegen den RSC Trier muss sich die Mannschaft nun schadlos halten und beweisen, dass diese Niederlage keinen mentalen Knacks hinterlässt.
Lahn-Dill: Joey Johnson (15/1 Dreier), Michael Paye (21), Kai Gerlach, Thomas Gundert, Dirk Köhler-Lenz (15), Gesche Schünemann, Annika Zeyen, Nicolas Hausammann (2), Markus Legath, Marco Zwerger, Jan Kampmann (n.e.).
Zwickau: Lars Christink (18/1), Piotr Luszynski (17), Rostislav Pohlmann (11), Mateusz Filipski (7/1), Matthias Heimbach (6), Mehmet Hayirli (4), Rainer Müller (2), Marcin Balcerowski, Frank Oehme (n.e.), Arian Krug (n.e.), Marek Srutka (n.e.), Eric Zinke (n.e.).
Scouting: Die Statistiken zum Spiel.