Generalprobe zur europäischen Königsklasse geht gründlich in die Hose

RSV Lahn-Dill kassiert bei den Köln 99ers eine verdiente 56:64 Pleite

Der RSV Lahn-Dill hat am zwölften Spieltag der RBBL seine zweite Saisonniederlage einstecken und am Samstagabend bei den Köln 99ers eine etwas überraschende, aber vollkommen verdiente 56:64 (11:12/25:25/36:43) quittieren müssen. Ausschlaggebend war eine extrem schwache Offensivleistung gegen einen Hausherrn, der aggressiv und entschlossen verteidigte sowie eine eigene Defensive, die vor allem in Durchgang zwei gegen die mutig spielenden Rheinländer immer den bekannten Schritt zu spät war.

Gelang im Hinspiel beim 80:49-Kantersieg im Oktober in der Buderus Arena Wetzlar noch die bis dato beste Saisonleistung, darf nach dem Auftritt am Rhein eindeutig vom bisher schlechtesten Saisonauftritt gesprochen werden. Zwar war nach der Doppelbelastung am vergangenen Wochenende die Trainingssituation unter der Woche krankheitsbedingt alles andere als ideal und führte am Ende auch mit Julian Lammering und Mark Beissert zu zwei Ausfällen, doch dies darf keine Entschuldigung für den teils kraft- und ideenlos wirkenden Auftritt bei den Köln 99ers sein.

Die Rheinländer ihrerseits zeigten eine mutige, nach zwei Kantersiegen selbstbewusste und unter dem Strich starke Vorstellung. Vor allem ihre praktizierte aggressive Ganzfeldpresse gegen den Titelverteidiger war am Ende ausschlaggebend für den verdienten Erfolg, auch wenn nach sieben Zählern in Serie von US-Nationalspielerin Rose Hollermann zu Beginn der Partie die Hessen mit 7:6 (6.) leicht im Vorteil sah. Doch schon in der gleichen Spielminute sorgte der türkische Center Bulut Kodal für das 7:10 (7.) und sein japanischer Kollege Ryuga Akaishi wenig später für das 15:16 (12.) aus Sicht des RSV. Dieses Statement machte bereits früh deutlich, an diesem Tag sollte es für die Hessen schwer werden, wenn sie keinerlei Schlüssel finden würden, die Kölner Verteidigung auszuhebeln. Zunächst schien sich jedoch im weiteren Verlauf des zweiten Viertels das Blatt langsam in die von vielen erwartete Richtung zu drehen, als sich die Wetzlarer vor allem durch Nationalspieler Matthias Güntner zweimal auf 19:16 (14.) und 25:21 (17.) leicht absetzen konnten. In die Halbzeit ging es dann jedoch wieder mit einem mageren 25:25 und der Erkenntnis, dass zwei sicher stehende Defensivreihen die Partie bestimmten.

Wer nun erwartet hatte, dass sich der Tabellenzweite, der in zuvor 37 Jahren bisher keine einzige Niederlage gegen die Köln 99ers kassiert hatte, in der Kabine schütteln würde, um in Durchgang zwei die Partie in seine Richtung zu lenken, der sah sich komplett getäuscht. Während die Hausherren entschlossen und zielstrebig in Viertel drei starteten, flachte die Leistungskurve des RSV weiter ab. Die Mannschaft des britischen Coaches Haj Bhania, der 2018 sein Heimatland zum WM-Titel führte, wollte den Sieg an diesem Tag einfach mental mehr und dies geriet in der Folge zum klaren Vorteil der 99ers. Auf der anderen Seite agierte ein RSV Lahn-Dill, der nun auch in der eigenen Verteidigung stets den berühmten Schritt zu spät kam, während bei den Rheinländer auch teils unmögliche Würfe ihr Ziel fanden, ganz nach dem Motto, das Glück ist mit dem Tüchtigen.

So ging das dritte Spielviertel über 29:33 (24.) durch den Israeli Asael Shabo mit 11:18 an die 99ers, die diesen Vorsprung bis zur 31. Minute durch den Türken Umut Akbay bis auf 36:45 aus Sicht des RSV ausbauten. Die Mannschaft von Cheftrainerin Janet Zeltinger war im Schlussviertel nun zumindest wieder kämpferisch präsent und kam immer wieder in Schlagdistanz, wie beim 42:45 (34.) durch Youngster Finlay Erskine, beim 48:51 (38.) oder durch zwei Dreier in den Schlussminuten von Rose Hollermann und Matthias Güntner. Doch an diesem Tag besaß der 15-malige Deutsche Meister nicht ansatzweise die spielerischen Mittel, um einen nun wie entfesselt um die Sensation kämpfen Gastgeber noch einmal in Bedrängnis zu bringen.

Für beide Teams bleibt nun wenig Zeit den Erfolg zu genießen oder die eigenen Wunden zu lecken, denn schon ab Freitag sind die Kölner wie die Wetzlarer auf internationaler Bühne im IWBF Champions Cup gefordert. Für die 99ers geht die Reise in die spanische Hauptstadt Madrid, der RSV empfängt in der August-Bebel-Sporthalle die starke Konkurrenz aus Istanbul, Le Cannet, Cantu und Gran Canaria.

Köln: Ryuga Akaisha (18/1 Dreier), Asael Shabo (15), Umut Akbay (10), Bulut Kodal (9/1 Dreier), Alexander Keiser (6), Thomas Reier (4), Tim van Ramsdonk (2), Lisa Bergenthal, Matthias Heimbach, Timo Bergenthal (n.e.), Alexandre Conde (n.e.), Joel Schröder (n.e.).

Lahn-Dill: Matthias Güntner (19/1), Thomas Böhme (12), Rose Hollermann (10/1), Finlay Erskine (8), Jannik Blair (4), Quinten Zantinge (3), Maxcileide de Deus Ramos, Marek Wesolowski, Peyman Mizan (n.e.).

RSV-Magazin Defense