78:54-Erfolg bei den Roller Bulls bringt Punktgleichheit mit dem Tabellenführer
Rollstuhlbasketball-Bundesligist RSV Lahn-Dill hat am Samstagabend bei seinem Gastspiel in den Ardennen der eigenen Personalsituation getrotzt und einen souveränen Auswärtssieg beim Tabellenschlusslicht Roller Bulls St. Vith eingefahren. Ohne die Nationalspieler Dirk Köhler und Gesche Schünemann sowie mit einem angeschlagenen Michael Paye gelang den verbleibenden Wetzlarer Rollis ein klarer 78:54 (20:14/42:30/59:40)-Erfolg im bestens gefüllten Sportzentrum St. Vith.
Wetzlars Sportlerin des Jahres hatte sich bereits am vergangenen Mittwoch im Balserischen Stift in Gießen einer erfolgreichen Operation an ihrer Hand unterzogen, während Routinier Köhler und Kapitän Paye am Freitag aufgrund einer fiebrigen Erkältung das Abschlusstraining absagen mussten. So musste die RSV-Delegation mit nur acht Spielern in Richtung belgische Grenze aufbrechen, auch wenn der US-Amerikaner Michael Paye zumindest mitwirken konnte.
„Trotz der widrigen Umstände haben wir von Beginn an sehr solide agiert und schnell die Partie in die richtigen Bahnen gelenkt“, freute sich RSV-Trainer Nicolai Zeltinger über den konzentrierten Beginn seiner Mannschaft, die in einem tempo- und abwechslungsreichen Spiel das 8:3 (2.) vorlegte. Doch bereits nach vier Spielminuten musste Headcoach Zeltinger sein Team bereits zum ersten Mal unfreiwillig umbauen, nachdem der Sportrollstuhl von Joe Bestwick nach einer Szene unter dem belgischen Korb einen Achsenbruch erlitt. So waren bereits im ersten Viertel die Künste von Techniker Rene Talaga gefordert, während für den Briten der U22-Europameister Thomas Böhme in die Partie kam. „Tommy hat auch heute wieder eine sehr starke Leistung gezeigt. Mit seinen erst 21 Jahren eine phänomenale Leistung“, so Zeltinger über den gebürtigen Bayreuther, der bereits in seiner dritten Spielzeit für den RSV Lahn-Dill zu einem Leistungsträger gereift ist. Böhme war es auch, der nach elf Spielminuten bereits das 23:14 für die Gäste erzielte und am Ende mit 23 Punkten auch zum Topscorer der letzten Bundesligapartie des Jahres 2012 avancierte.
In der Folge kamen die Roller Bulls jedoch besser ins Spiel und bewiesen, warum sie in den letzten Ligapartien sehr respektable Ergebnisse eingefahren konnten und auch schon den Tabellendritten Zwickau, der sich wenige Tage vor dem zwölften Spieltag überraschend von seinem Trainer Alexander Kharchenkov trennte, in der gastfreundlichen aber sehr emotionalen Atmosphäre des Sportzentrums St. Vith an den Rand einer Niederlage gebracht hatten. Beste Noten verdiente sich bei den Belgiern dabei vor allem Routinier Frédéric Roloux, der am Ende mit 21 Zählern auch die gefährlichste Offensivwaffe des Aufsteigers war.
Doch die Mittelhessen ließen an diesem Tag nichts anbrennen und legten nach dem Seitenwechsel sofort nach. Schnell war das Ergebnis von 42:30 durch einen Freiwurf von Thomas Gundert auf 48:30 (22.) ausgebaut, ehe Kapitän Paye das 52:32 (24.) folgen ließ. Neben Böhme zeigten dabei auch der angeschlagene Michael Paye und Youngster Christopher Huber eine gute Leistung. Vor allem der erst 17-jährige aus Rockenberg bot in gut 15 Einsatzminuten einen couragierten Auftritt, der auch den rund 50 mitgereisten Fans Freude gemacht haben dürfte. Zwar kamen die engagierten Gastgeber im weiteren Verlauf des dritten Viertels noch einmal bis auf 38:52 (27.) heran, doch spätestens Jan Haller machte beim 48:71 (36.) den Sack für den Favoriten aus Wetzlar endgültig zu.
Damit hat der amtierende Meister seine Pflichtaufgabe in den Ardennen adäquat erfüllt und liegt nach dem 69:74-Ausrutscher des Tabellenführers nun wieder punktgleich mit dem RSB Team Thüringen an der Spitze des RBBL-Klassements. Nur sechs Tage nach dem Paukenschlag in der Wetzlarer August-Bebel-Sporthalle und eine Woche vor dem erneuten Aufeinandertreffen in der Domstadt im Pokal-Viertelfinale, strauchelten die Thüringer in Trier und an einem erneut überragenden Dirk Passiwan. „Ob sich diese Niederlage für uns am kommenden Samstagabend nun positiv oder negativ auswirkt kann man so oder so sehen. Eins ist jedoch klar, wir wollen in einer Woche Revanche und ins Final Four einziehen“, so Nicolai Zeltinger nach Bekanntwerden der Thüringer Pleite an der Mosel.
Roller Bulls: Frederic Roloux (21), Christoph van Houcke (19), Stefan Veithen (6), Mounir Moujoud (4), Manuel Klauser (3), Christoph Paasch (1), Sandro Nicoll (n.e.), Antonio Penalver (n.e.).
Lahn-Dill: Thomas Böhme (23), Joe Bestwick (20), Michael Paye (18), Felix Schell (8), Jan Haller (6), Thomas Gundert (3), Christopher Huber, Björn Lohmann.