Selbstbewusst Titelverteidiger und Favorit Galatasaray die Stirn bieten
Am frühen Donnerstagmorgen bricht der frisch gebackene und nun neunfache Deutsche Meister RSV Lahn-Dill zu seiner letzten sportlichen Schlacht der Saison 2011/2012 auf. Mit Turkish Airlines Flug TK 1593 wird der vierfache Champions League Sieger bereits um 11:25 Uhr Ortszeit auf dem Flughafen Atatürk der türkischen Metropole Istanbul eintreffen, um dort von Freitagnachmittag an die mittelhessischen Farben in der europäischen Königsklasse zu vertreten.
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Die Wetzlarer Rollis reisen als Champions League Sieger der Jahre 2004, 2005, 2006 und 2010 sowie als letztjähriger Finalist und aktueller europäischer Ranglistenerster an den Bosporus und sind dennoch nicht in der Favoritenrolle. Diese übernimmt eindeutig Gastgeber Galatasaray Istanbul, der erst im letzten Jahr im vielleicht dramatischsten Endspiel der Geschichte den RSV Lahn-Dill nach Verlängerung mit 85:80 bezwingen konnte. Nach 2008 und 2009 war dies bereits der dritte Triumph des türkischen Traditionsklub in der Champions League der Rollstuhlbasketballer.
Ort des Geschehens ist ein riesiger Sportkomplex westlich des Zentrums und in Flughafennähe. Gespielt wird in zwei Spielhallen, die nur wenige hundert Meter auseinanderliegen, dem 16.000 Zuschauer fassenden Sinan Erdem Dome und der 5.000 Zuschauer fassenden Ahmet Comert Arena. Der Sinan Erdem Dome war bereits 2010 Schauplatz der FIBA Weltmeisterschaften im „Fußgänger“-Basketball und ist nur eine Woche nach der Champions League Entscheidung Austragungsort der FIBA EuroLeague, die wie die Rollis ebenfalls in der 13 Millionen Einwohner Metropole am Goldenen Horn zu Gast ist.
Istanbul ist dabei ein gutes Pflaster für den RSV Lahn-Dill. Bereits 2006 waren die Wetzlarer Rollis dort erfolgreich, als nicht Galatsasaray sondern Stadtkonkurrent Besiktas Istanbul Ausrichter der europäischen Königsklasse war. Damals machten die Wetzlarer Rollis mit einem Finalerfolg über den italienischen Meister GSD Anmic Sassari den Hattrick auf der europäischen Bühne perfekt, um mit dem Champions League Triumph ein ganzes Trio von Spielerin zu verabschieden. Nahmen damals Patrick Anderson, Kapitän Lars Christink und Markus Sniegocki ihren Hut, wird der Auftritt sechs Jahre später das Ende der Ära Joey Johnson sein. Der Kanadier bestreitet nach neun Jahren im Trikot des RSV Lahn-Dill seine letzten Spiele für den Vorzeigeklub aus Wetzlar und wird wie seine Teamkollegen Mina Mojtahedi und Steve Serio „goodbye“ sagen.
Ob dem RSV Lahn-Dill um Trainer Nicolai Zeltinger ein ähnliches sportliches Abschiedsgeschenk wie im Jahr 2006 gelingen wird, ist bei der Ausgeglichenheit in der europäischen Spitze schwer vorherzusagen. Natürlich gehört der deutsche Double-Gewinner zu den Mitfavoriten, doch bevor die Truppe aum Topscorer Michael Paye weiß wo sie in diesem Jahr international steht, muss ein hartes Programm von fünf Partien binnen drei Tagen absolviert werden. Hochkonjunktur also nicht nur für die Spieler sondern auch die medizinische Crew um Teamärztin Petra Michel-Leutheuser und Physiotherapeutin Pia Briegel.
Die Kontrahenten des RSV Lahn-Dill
Leichte Gegner gibt es in der europäischen Königsklasse nicht. Schon gar nicht, wenn der Anspruch an die eigenen Leistungen so immens hoch ist, wie beim vierfachen Champions League Sieger RSV Lahn-Dill. Der Vorjahresfinalist aus Wetzlar reist als europäischer Ranglistenerster an den Bosporus und hat dort in der Vorrunde eine schwere, aber durchaus machbare Gruppe zugelost bekommen. Die Gegner sind dabei keine unbekannten Namen und kommen aus Madrid, Rom und Toulouse.
Auftaktgegner am Freitag um 15:45 Uhr Ortszeit (14:45 Uhr MESZ) ist der 19-malige italienische Meister SSD Santa Lucia Sport Rom. Mit keinem anderen europäischen Team hat sich der RSV Lahn-Dill bisher so oft duelliert wie mit den Römern, die 1998, 2003 und 2007 selbst die Champions League gewinnen konnten. Sieben Siege stehen seit 1997 drei Niederlage gegenüber, dabei allerdings so bittere wie 2007 im britischen Sheffield, als der RSV den vierten CL-Triumph in Serie bereits in der Tasche zu haben schien, um in den letzten vier Spielminuten das Endspiel doch noch an die Italiener abgeben zu müssen. 2010 revanchierte man sich allerdings eindrucksvoll, als die Wetzlarer Rollis nach vier Jahren Abstinenz in Rom gegen Gastgeber Santa Lucia zurück auf den europäischen Thron fanden. Mit dem Franzosen Sofyane Mehiaoui, dem US-Amerikaner Jacob Counts (einst Bayreuth) sowie dem italienischen Centertrio Matteo Cavagninni, Alberto Pellegrini und Stefano Rossetti sind die Römer auch 2012 wieder ein ganz heißer Kandidat auf den Halbfinaleinzug.
Bereits am gleichen Abend folgt dann mit dem Duell gegen den spanischen Meister aus Madrid das zweite entscheidende Vorrundenspiel. Um 20:15 Uhr gibt es für den RSV Lahn-Dill dann ein Wiedersehen mit dem Tschechen Petr Tucek, der bereits für Zwickau und Galatasaray gegen die Mittelhessen spielte. Viermal trafen beide großen europäischen Teams bereits aufeinander, wobei der iberische Champions League Sieger von 1997 kein einziges seiner Duelle gegen die Deutschen gewinnen konnte. Nach diesen beiden schweren Spielen ist der RSV dann in der abschließenden Vorrundenbegegnung gegen den südfranzösischen Vertreter Toulouse IC in der klaren Favoritenrolle. Überhaupt erst zweimal standen sich beide Kontrahenten gegenüber, 2004 und 2008 siegten dabei die Wetzlarer klar.
Um ins angestrebte Halbfinale einzuziehen muss der RSV Lahn-Dill in dieser Gruppe mindestens auf Rang zwei landen. Der absolute Topfavorit spielt jedoch in der zweiten Vorrundengruppe und genießt dort vor frenetischen Zuschauer Heimvorteil. Galatasaray Istanbul ist das Maß aller Dinge in der türkischen Super League und Titelverteidiger auf europäischer Bühne. Drei ehemalige Bundesligaspieler bietet der Traditionsverein im Kampf um die kontinentale Krone auf: Sedar Antac (einst in Heidelberg und Köln) sowie die beiden ehemaligen Zwickauer Mateusz Filipski und Piotr Luszynski. Neben zahlreichen türkischen Nationalspielern stehen auch US-Pointguard Matt Scott und der Australier Tristan Knowles im Dienste von Galatasaray. Komplettiert wird diese Vorrundengruppe durch den europäischen Ranglistenfünften Lottomatica Elecom Rom mit dem australischen Quartett Justin Eveson, Michael Hartnett, Brad Ness und Kathleen O´Kelly-Kennedy sowie dem deutschen Vize-Meister RSC-Rollis Zwickau und den Capital Aces London mit den britischen Nationalspielern Simon Munn, Ademola Oregbemi und Matthew Seally, die erst im März ihre Visitenkarte in einem Testspiel in Wetzlar abgegeben haben.