Offener Brief des RSV-Kapitäns an die Fans des RSV Lahn-Dill
"Für meine Familie und mich ist der geplante Abschied sehr emotional. Zur spannenden und aufregenden Zeit um Meisterschaften und Pokale kommt diese Saison noch hinzu, dass wir dabei sind unserer Lahn-Dill-Familie „goodbye“ zu sagen zu. Und ich hasse „goodbyes“!
Während der ersten Spielzeiten hier in Deutschland habe ich meinen Aufenthalt mehr als Gelegenheit für einen ausgedehnten Urlaub in Europa angesehen, doch mit der Zeit wurde dies unser Zuhause. Wir haben lebenslange Freundschaften geschlossen, haben hier zwei Kinder zur Welt gebracht und unsere Nachbarn lieben gelernt. Das Leben war gut zu uns.
Bereits von Beginn dieses Abenteuers an haben wir uns geschätzt und unterstützt gefühlt. Von kleinen Osterkörbchen für die Kinder bis hin zu selbstgestrickten Socken haben die Fans jedes Jahr alles getan, um uns den Übergang so einfach wie möglich zu machen. Das wahrscheinlich größte Highlight unserer Zeit hier ist unsere immer stärker gewachsene Freundschaft zu Mikey Paye und seiner Freundin Lena. Sie zurück zu lassen wird unser Herz zerreißen, aber wir wissen, dass sie in guten Händen sind. An die gesamte Schwarz/Jung-Familie, die Kampmanns, die Blocks, Sven und Caroline, Lisa, Siggi und so viele andere – Worte können nicht beschreiben wie viel ihr uns bedeutet.
Eines Tages, noch bevor meine Frau und Owen nach kamen, rief ich Missy an und sagte: „ Du wirst es hier lieben. Es gibt da diesen Manager Sven, der einfach Immer fröhlich ist und ich bin mir sicher, dass du Christian mögen wirst, er ist der Präsident des Fanclubs, sein Englisch ist perfekt und er hat unglaublich viel Leidenschaft für die Dinge, die ihn interessieren!“. Dieses Team ist so viel mehr als „nur“ ein Rollstuhlbasketballteam, es gibt so viele Menschen die nicht auf einem Poster im Mittelteil des Defense-Magazins erscheinen, aber mindestens genauso wichtig waren für unsere Entscheidung so viele Jahre zu bleiben.
Es gab unzählige sportliche Highlights, ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll. Mein persönlicher Favorit ist der spielentscheidende Korb mit der Schlusssirene in Rom gegen Santa Lucia. Ich glaube ich habe das Video dieses Wurfes mindestens 15-mal angeschaut, um die unterschiedlichen Reaktionen aller Spieler und Zuschauer zu erkennen. Jedes der vielen Endspiele war aufregend, aber es gab auch außergewöhnlich gute Saisonspiele. Die RSC-Rollis aus Zwickau haben so oft bewiesen, dass sie als Gegner nie unterschätzt werden dürfen und immer respektiert werden müssen. Jemand hat einmal zu mir gesagt, dass Pohlmann und Johnson die deutsche RBBL zu der hochklassigen Liga gemacht haben, die sie heute ist. Ich denke dies ist ein wunderschönes Kompliment.
Ich weiß, die RSV-Fans haben es schon so oft gehört, aber sie sind wirklich die besten Fans der Welt. Natürlich ist es toll bei den Paralympics vor laufenden TV-Kameras in ausverkauften Arenen zu spielen, aber es ist noch viel besser in einer vollen August-Bebel-Sporthalle aufzulaufen, wo jeder einzelne Zuschauer Rollstuhlbasketball liebt, mitfiebert und so eine einfach mitreißende Atmosphäre entsteht. Unsere Kinder nennen die Sporthalle ihr zweites Zuhause, und daher sind die Menschen, die die Halle füllen, ihre große Familie. Wir sind noch nicht bereit zu gehen, werden es aber auch niemals sein und der Moment des Abschiedes musste irgendwann kommen.
Brody’s erstes Wort war „Danke“. Owen träumt auf Deutsch. Kamryn würde täglich Dirndl tragen, wenn wir es ihr erlauben würden. Deutschland ist so ein großer Teil von uns geworden, dass ich genau weiß, wir werden so oft wie möglich zu Besuch zurückkommen. Deshalb kann ich heute „Auf Wiedersehen“ sagen, und muss nicht das gehasste Wort „goodbye“ aussprechen. Bis bald!
Eure Familie Johnson