71:54-Heimsieg des RSV Lahn-Dill – Dirk Passiwan und Michael Paye Topscorer
Kapitän Joey Johnson war nach vierzig temporeichen Spielminuten der einzige von insgesamt sechs Kanadiern auf dem Parkett der Wetzlarer August-Bebel-Sporthalle, der sich am Ende über einen Sieg freuen durfte. Zuvor hat sein RSV Lahn-Dill im Spitzenspiel der Rollstuhlbasketball-Bundesliga den Verfolger IMMOVESTA Dolphins Trier durch einen verdienten 71:54 (26:10/41:27/56:42)-Erfolg auf Distanz gehalten.
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Ausschlaggebend für den Heimsieg vor rund 850 Zuschauern war dabei die taktisch ausgeklügelte und ebenso konsequente Verteidigungsleistung der Hausherren. Genügte es noch in der Vorsaison diese auf Triers Scharfschützen Dirk Passiwan auszurichten, musste aktuell ein neues Konzept her, denn nicht nur der Topscorer der Dolphins agierte bisher in der Form seines Lebens. Insbesondere der international aufgerüstete Kader mit der Kanadierin Janet McLachlan, als vielleicht beste Rollstuhlbasketballerin der Welt, bietet dem 35-jährigen deutschen Nationalspieler deutlich mehr Entfaltungsmöglichkeiten, da sich die Gegner nicht mehr ausschließlich auf Passiwan konzentrieren können.
Umso mehr darf sich der RSV Lahn-Dill über seine am Samstagabend gezeigten Defensivqualitäten freuen. Zwar mussten Michael Paye & Co. dem gefährlichsten Offensivspieler der Liga am Ende 33 Punkte zugestehen, doch diese stattliche Ausbeute war für den Passiwan die niedrigste Ausbeute in der bisherigen Saison. Dies traf auch auf seine Teamkollegin McLachlan zutraf, die anstatt sonst üblichen 20 Punkten, lediglich magere sieben Zähler zum Gesamtergebnis ihres Teams beitragen konnte. Auch ihre kanadischen Landsleute Chad Jassman, Tara Feser, Jamey Jewells und Aaron Moseley-Williams konnten somit dem zweifachen Paralympicssieger Joey Johnson und seinen Kollegen am Ende nicht die Show stehlen.
Mit einem 10:0-Blitzstart nach nur vier Minuten setzten die Mittelhessen bereits zu Beginn die erste Duftmarke und überraschten die Gäste von der Mosel eiskalt. Erst in der zweiten Hälfte des Auftaktviertels fand Trier besser ins Spiel und verkürzte nach der klaren 26:10-Führung (10.) des RSV das Ergebnis bis zur Halbzeitsirene aus eigener Sicht auf 18:30 (13.) und 27:36 (17.). Unter den Brettern herrschte dabei ein physisches Gleichgewicht, was sich am Ende auch durch ein fast ausgeglichenes Rebound-Verhältnis von 38:35 für die Gastgeber widerspiegelte. Der verdiente Vorsprung der Wetzlarer Rollis basierte dagegen auf hoher mannschaftlicher Geschlossenheit und Spielfreude, die unteranderem durch 17 Assists des nordamerikanischen Trios Michael Paye (7), Johnson (5) und Steve Serio (5) belegt werden kann. Auch der japanische Neuzugang Wataru Horie konnte in dieser Phase bei seinen ersten Einsatzminuten im RSV-Trikot gefallen, ohne natürlich schon die Bindung zum Spiel zu haben, wie seine seit Jahren eingespielten neuen Kollegen.
Insbesondere US-Pointguard Paye verdiente sich in der Partie immer wieder den Szenenapplaus der Zuschauer. Schnell, aggressiv und in der Offensive entschlossen präsentierte sich der 28-Jährige an diesem Tag auch seinen Eltern, die extra zu diesem Spiel aus Detroit angereist waren, und überzeugte neben seinen hervorragenden Anspielen mit 26 Punkten bei einer starken Trefferquote von 75 Prozent. Diese wurden an diesem neunten Spieltag der RBBL nur von Center Dirk Köhler übertroffen, der ebenso spielfreudig wirkte und dabei sogar 85 Prozent seiner Chancen unter den Brettern verwandeln konnte.
So entwickelte sich auch nach der Halbzeitpause ein attraktives Match, bei dem die Gäste immer wieder den Rückstand verkürzen konnten, wie beim 48:34 (24.) oder 56:42 (28.), die Mannschaft von Trainer Nicolai Zeltinger aber stets die passenden Antworten fand und den Vorsprung wieder auf 56:36 (28.) oder aber 65:46 (35.) ausbauen konnte. So steuerte der Tabellenführer und Titelverteidiger am Ende einem verdienten und letztendlich ungefährdeten Heimsieg entgegen, auch wenn Trier stets auf Augenhöhe mitzuspielen vermochte und bewies, dass das Team zu recht in der Spitzengruppe der Liga zu finden ist. „Trier hat uns förmlich zu seiner guten Leistung animiert und seinen Teil zu einem interessanten und sehenswert Duell beigetragen. Wir dürfen uns daher auf hochklassige Playoffs freuen, bei der sich kein Etablierter sicher sein darf“, so RSV-Headcoach Zeltinger nach der Schlusssirene.
Bereits am kommenden Samstag empfängt der RSV Lahn-Dill zum letzten Heimspiel des Jahres den nächsten Kontrahenten in Wetzlar. Um 16 Uhr gastiert dann mit Aufsteiger RSB Team Thüringen die Überraschungsmannschaft der neuen Saison in der August-Bebel-Sporthalle. Die Truppe aus Elxleben hat sich mit zuletzt mit vier Erfolgen in Serie, darunter Siegen gegen Frankfurt und Trier sowie an diesem Spieltag mit einem 103:54-Kantersieg in Salzburg in Playoff-Reichweite geschossen.
Lahn-Dill: Michael Paye (26/1 Dreier), Dirk Köhler (13), Joey Johnson (8), Thomas Böhme (6), Steve Serio (6), Jan Haller (4), Gesche Schünemann (4), Mina Mojtahedi (2), Felix Schell (2), Thomas Gundert, Wataru Horie.
Trier: Dirk Passiwan (33/1), Janet McLachlan (7/1), Florian Ewertz (6), Chad Jassman (6), Dirk Herrmann (2), Tara Feser, Jamey Jewells, Aaron Moseley-Williams, Dirk Schmitz, James Stewart.
Dagegen musste in der 2. Bundesliga Süd der RSV Lahn-Dill II eine bittere 56:63 (14:11/27:28/36:45)-Heimpleite gegen den SKV Ravensburg einstecken. Thomas Böhme (21) auf Seiten des RSV II und Benjamin Schlabach (28) für die Süddeutschen waren hier die erfolgreichsten Schützen.
Bildergallerie von Jörg Theimer unter www.gute-blende.de.