Große Kulisse, aber leider kein großes Spiel des RSV

Lahn-Dill verliert nach Heimniederlage die Tabellenführung in der RBBL

Ein große Kulisse, aber kein großes Spiel. So oder ähnlich darf das Fazit des RSV Lahn-Dill zum RBBL-Gipfeltreffen am Samstagabend in der Buderus Arena Wetzlar ausfallen. Am Ende musste sich der bisherige Tabellenführer vor 1.620 Zuschauern dem neuen Spitzenreiter RSB Thuringia Bulls mit 58:78 (19:17/34:35/47:58) geschlagen geben. Auch wenn das Ergebnis am Ende etwas so hoch ausfiel, der überaus verdiente Sieg ging an die Thüringer, nachdem die mittelhessischen Gastgeber nur eine Halbzeit lang auf Augenhöhe Paroli bieten konnten.

Der Mannschaft um Topscorer Aliaksandr Halouski, der einmal mehr gegen den RSV einen bärenstarken Tag erwischte, wurde dabei im ersten Viertel von einer taktischen Variante von Cheftrainerin Janet Zeltinger überrascht, die in der Starting Five auf Kapitän Thomas Böhme verzichtete. Zunächst schien dieser Schachzug auch aufzugehen, auch wenn Center Halouski nach vier Minuten bereits seinen dritten Dreier in der RSV-Reuse versenkten konnte. Auf der anderen Seite agierten die Wetzlarer aber ebenfalls gefällig, und sorgten über das Trio Matthias Güntner, Reo Fujimoto und Gaz Choudhry so für eine 19:17-Führung nach dem ersten Viertel.

Doch schon mit dem zweiten Viertel setzte eine Tendenz ein, die letztendlich ausschlaggebend für den Spielausgang war. Hatte im ersten Abschnitt der RSV mit einer Trefferquote von 47,4 Prozent, gegenüber der der Thüringer von 46,7 noch hauchdünn die Nase vorne, entwickelten sich in der Folge diese Werte in komplett entgegengesetzter Richtung. Bei den Gastgebern sank die Trefferquote von Viertel zu Viertel über 41,2 und 36,5 auf am Ende magere 34,3 Prozent, während die Bulls ihre auf über 50 Prozent steigern konnten.

Bis zur Halbzeit entwickelte sich dadurch noch ein Duell auf Augenhöhe, dass bis zum 24:23 (16.) durch den kämpferisch starken Matthias Güntner den RSV Lahn-Dill vorne sah. Doch ein 8:2-Lauf der Bulls, an dem erneut Aliaksandr Halouski mit sechs Punkten beteiligt war, drehte die Partie erstmals zu Gunsten der Gäste aus dem Osten. In die Kabine ging es jedoch dank eines Dreiers kurz vor der Halbzeitsirene durch den ebenfalls starken Japaner Fujimoto nur mit einem minimal 34:35-Rückstand für die Hausherren.

Nach dem Seitenwechsel kippte nach dem 38:39 (22.), durch Reo Fujimotos Punkte 14 bis 17, die Partie dann jedoch vollständig auf die Seite der nun Oberwasser bekommenden Thuringia Bulls. Sechs Minuten gelang den Wetzlarer Hausherren zum Entsetzen der großen Kulisse nicht ein einziger Feldkorb, lediglich Tommy Böhme konnte mit zwei erfolgreichen Freiwürfen einen 14:2-Lauf der Gäste zum 40:53 (28.) kontern. Viel zu wenig, um ein europäisches Topteam wie die Bulls von der Siegesstraße abzubringen. Zwar hielt der RSV Lahn-Dill das Gipfeltreffen noch bis zum 58:69 (37.) halbwegs offen, ehe der neue Tabellenführer mit einem weiteren 9:0-Run den Sack gegen nun bezwungene Lahn-Diller endgültig zumachte.

Am Ende bleibt für den RSV zu attestieren, dass ihm aktuell die letzten fünf bis zehn Prozent Energie und Intensität fehlen, vor allem auch in der ansonsten als Prunkstück definierten Defensive, um solche Spiele zu gewinnen. Woran dies liegt bleibt zu analysieren, waren die Wetzlarer zum Ende des vergangenen Jahres doch in ihren Partien präsent und dominant. Doch nach der langen Weihnachtspause ist das Team im neuen Jahr sportlich noch nicht wirklich angekommen. Thüringens Head Coach Michael Engel brachte es nach der Partie jedoch auf den Punkt, als er anmerkte, dass der Erfolg in der Buderus Arena natürlich Spaß gemacht, aber die Situation im Titelrennen wenig bis gar verändert hätte. Recht hatte er, denn bekanntlich ist der Weg noch lang und zweitens haben die letzten beiden Spielzeiten gezeigt, dass am Ende die Nummer zwei der RBBL-Hauptrunde über den Titel jubeln durfte. Hierzu bedarf es jedoch in den kommenden Wochen einer gehörigen Leistungssteigerung des RSV Lahn-Dill.

Viel Zeit zum Nachdenken über die Niederlage haben die Wetzlarer eh nicht, bereits am Mittwoch heißt es Koffer packen und sich in Richtung Spanien aufmachen. Von Freitag bis Sonntag wartet dann in Albacete das Viertelfinale im IWBF Champions Cup auf das Team.

Lahn-Dill: Reo Fujimoto (20/2 Dreier), Matthias Güntner (19), Thomas Böhme (11/1), Ghazain Choudhry (6), Quinten Zantinge (2), Jannik Blair, Simon Brown, Rose Hollermann, Catharina Weiß, Mark Beissert (n.e.), Peyman Minzan (n.e.).

Thüringen: Aliaksandr Halouski (27/3), Joakim Linden (15), Vahid Gholomazad (14), Jens Albrecht (8), Karlis Podnieks (6), Jordi Ruiz (4), Arie Twight (4), Hubert Hager, Marie Kier, Roman Wenzel (n.e.).

RSV-Magazin Defense