64:63-Drama über die Thuringia Bulls folgt der Meisterschaftsjubel – Playoff-Serie endet 2:0 für den jetzt 14-maligen Deutschen Meister
Der RSV Lahn-Dill hat in einem hochdramatischen zweiten Playoff-Finalspiel am Samstagabend die Deutsche Meisterschaft zurück nach Mittelhessen geholt. Fünf Jahre nach dem letzten Titelgewinn in der RBBL triumphierten die Wetzlarer bei den RSB Thuringia Bulls in einem hoch intensiven Schlagabtausch hauchdünn mit 64:63 (9:10/19:28/42:49) und sorgten nach dem 66:55-Heimsieg vor Wochenfrist so für das 2:0 in der „best-of-three“ Serie.
Der Titelgewinn 2022 ist dabei nicht nur die sehnsüchtige erhoffte Rückkehr der fast sieben Kilogramm schweren Meisterschaftstrophäe nach fünf Jahren Durststrecke, gespickt mit zahlreichen bitteren Niederlagen, sondern auch die kämpferisch eindrucksvolle Rückkehr eines Teams, das in Partie Nummer zwei bereits fast aussichtslos zurücklag. Spätestens beim 31:47 (27.) sahen die Thüringer Gastgeber wie der sichere Sieger aus, der dann in einem alles entscheidenden dritten Endspiel nur 24 Stunden später, den psychologischen Vorteil auf seiner Seite gehabt hätte.
Doch mit einer unglaublichen Moral und bärenstarken Energieleistung merkte man jedem einzelnen auf der Bank des RSV Lahn-Dill an, dass er sich die Chance auf den Titel 2022 nicht nehmen lassen wollte. In den letzten Wochen und Monaten haben die beiden Kapitäne Simon Brown und Thomas Böhme mit ihren Teamkollegen einem heftigen Corona-Ausbruch im Kader ebenso getrotzt wie einer schwierigen Trainingssituation, nun wollte man sich für diese Hartnäckigkeit auch belohnen.
Dem 47:31 (27.) durch RSB-Topscorer Aliaksandr Halouski folgte postwendend eine RSV-Auszeit, aus der der Gast wild entschlossen zurück auf das thüringische Parkett kam, auf dem er seit fünf Jahren nicht ein Spiel mehr gewinnen konnte. Mit dem Mut der Verzweiflung gelang nun vieles, was zuvor nicht nach den Vorstellungen der Hessen lief. Zwar boten die Wetzlarer, wie bereits in Spiel eins in der Buderus Arena, eine taktisch wie mental starke Defensivleistung, doch erst jetzt sollte auch die nötige Fortune in der Offensive dazukommen. Thomas Böhme war es, der mit einem Dreier einen 14:2-Lauf abschloss und seine Farben nur vier Minuten später auf 45:49 (31.) heranbrachte.
Ihm ließ sein scheidender Teamkollege Hiroaki Kozai einen weiteren Dreier zum 48:51 (32.) folgen, ehe sich die hohe Intensität im Spiel für die Bulls negativ bemerkbar machte. Nachdem bereits Joakim Linden und Vahid Gholomazad hoch foulbelastet waren, kassierte in der 36. Spielminute Center Halouski sein fünftes Foul und war fortan zum Zuschauen verurteilt. Bis sich die Thüringer in einer folgenden Auszeit (37.) wieder neu sortieren konnten, hatte der RSV Lahn-Dill dieses Momentum bereits eiskalt ausgenutzt und durch Brian Bell das 57:57 erzwungen.
Nun wogte die Partie hin und her, doch nach einer 26:10-Aufholjagd rollten die Wetzlarer inzwischen mit breiter Brust über das Parkett, ließen durch Tommy Böhme den nächsten Dreier zum 60:57 (38.) in die Bulls-Reuse einschweben, ehe ein sehenswertes Drei-Punkte-Spiel durch Brian Bell sogar das 63:59 (39.) bedeutete. Doch auch die Hausherren schlugen noch einmal zurück und glichen durch Center Gholomazad vier Sekunden vor der Schlusssirene zum 63:63 aus. Cheftrainerin Zeltinger nahm eine taktische Auszeit, die gleichbedeutend mit einem Einwurf in der Hälfte der Thüringer war. Und tatsächlich gelang es in den verbleibenden wenigen Sekunden Kapitän Böhme noch einmal in Wurfposition zu bringen, die mit einem Foul an dem Nationalspieler endete. Exakt 1,8 Sekunden vor der Schlusssirene hielt der 30-Järhige nun die Meisterschaftsentscheidung in den Händen. Freiwurf Nummer eins verfehlte noch haarscharf sein Ziel, ehe der zweite Versuch nervenstark das 64:63 und das Brechen aller emotionalen Dämme bedeutete.
Was folgte war die vielumjubelte Übergabe der Meisterschaftstrophäe durch den Vorsitzenden der DRS-Kommission Spielbetrieb Marcus Jach (Bad Honnef) und Ligaleiter Michael Schell (Bonn) an den nun 14-maligen deutschen Rekordmeister RSV Lahn-Dill, dessen Mannschaftsbus nach einem Stopp in einem Restaurant in Bad Langensalza erst tief in der Nacht zu Sonntag wieder ins mittelhessischen Wetzlar einrollte.
„Wir haben einen unglaublich intensiven Kampf beider Seiten gesehen, bei dem wir unser gesamtes Basketball-Herz in die Waagschale geworfen haben. Es ist fantastisch zu sehen, wie wir unseren Weg in dieser Saison gegangen sind und ich bin unfassbar stolz auf diese Mannschaft. Nun wollen wir in den nächsten Tagen und Wochen diesen Erfolg genießen“, so Cheftrainerin Janet Zeltinger.
Thüringen: Aliaksandr Halouski (20/2 Dreier), Vahid Gholomazad (14), Joakim Linden (12), André Bienk (6), Jordi Ruiz (6), Jens Eike Albrecht (5), Dylan Fischbach, Karlis Podnieks, Jitske Visser, Hubert Hager (n.e.), Marie Kier (n.e.).
Lahn-Dill: Hiroaki Kozai (24/2), Thomas Böhme (22/3), Brian Bell (10), Reo Fujimoto (8), Quinten Zantinge, Jannik Blair, Simon Brown, Dominik Mosler, Catharina Weiß, Mark Beissert (n.e.), Peyman Mizan (n.e.).