Ein Triumph der mannschaftlichen Moral

Totgesagter RSV Lahn-Dill ist wieder die Nummer eins
Der RSV Lahn-Dill hat seinen 13. Titel in der RBBL gefeiert und damit den bisherigen Rekordmeister USC München eingeholt, der von 1973 bis 1996 die gleiche Anzahl an Meistertrophäen sammeln konnte. Dieser 13. Triumph war für die Wetzlarer Rollis jedoch alles andere als alltäglich. Sie starteten aus der Position des Jägers, erlitten in den letzten zwei Monaten zahlreiche Rückschläge und stehen seit Samstagabend doch wieder auf Position eins in Deutschland.
Es war Sonntag, der 5. März 2017, etwa 18:35 Uhr im Hamburger Stadtteil Wilhelmsburg, als mit der Schlusssirene die bis dato heile Welt des RSV Lahn-Dill in dieser Saison zusammenzubrechen schien. Eine Woche nach der schallenden 72:88-Ohrfeige im Spitzenspiel bei den Thuringia Bulls in der Erfurter Messehalle, leuchtete erneut ein 65:71 von der Anzeigentafel, diesmal in der Inselpark-Arena der Hansestadt. Sollte die Saison 2016/2017 so enden, wie die Vorsaison, als der RSV in drei Endspielen im Deutschen Pokal, in der Meisterschaft und der Champions League verlor?
Doch die Mannschaft des Trainergespanns Nicolai Zeltinger und Ralf Neumann war intakt, bewies Moral und Lernfähigkeit aus den Niederlagen. Nur fünf Tage später schlug der RSV im Champions League Viertelfinale von Wetzlar massiv zurück und deklassierte die Thuringia Bulls mit 62:45. Zwei Wochen später dann die nächste Pleite in Hamburg, als sich die Mittelhessen mit einem „Buzzerbeater“ in der Schlusssekunde im ersten Playoff-Halbfinale erneut mit 58:59 geschlagen geben mussten und das Aus im Meisterschaftsrennen drohte. Auch hier ist die Reaktion des Teams bekannt: Eine Woche später folgte die Revanche im DRS-Pokal zunächst in der Vorschlussrunde gegen die Norddeutschen, dann im Finale gegen Gastgeber Thüringen.
Am Samstag endete die Meisterschaft 2016/2017 nun mit einem 71:63-Triumph in der Elxlebener Sporthalle „Fit-in“, dort wo der RSV Lahn-Dill mehr als zweieinhalb Jahre kein Spiel mehr gewinnen konnte und im Vorjahr die Meisterschaft an den großen Rivalen verlor. „Emotional ist dieser Titel sicher mit der ersten Meisterschaft 1998 zu vergleichen. Die letzten Wochen waren sehr intensiv, arbeitsreich und mental anspruchsvoll“, so der scheidende Head Coach Zeltinger nach einigen Stunden Abstand zum Titelgewinn: „Wir haben scheinbar aus den Niederlagen die richtigen Schlüsse gezogen und ich bedanke mich bei unserem Team für das große Vertrauen. Piotr ist eine große Bereicherung für uns, menschlich wie sportlich. Aber gestern hat auch unsere Bank den großen Unterschied gemacht. Jan sich dieses Jahr erneut kräftig gesteigert und uns in der wichtigsten Phase am Samstag großartige Impulse gegeben“, so der 45-Jährige mit viel Lob für das Duo Luszynski und Haller.
Zudem haben damit die drei Abgänge Joe Bestwick, Björn Lohmann und Zeltinger selbst Wort gehalten und sich mit dem zweiten Titelgewinn der Saison den Abschied selbst mehr als versüßt. Sie wollten mit dem Double Adieu sagen und dies ist ihnen gelungen. So endet die nationale Saison zwischen den beiden großen Titelrivalen aus Thüringen und Hessen in diesem Jahr mit einer Zwischenbilanz von 5:1 Siegen für den RSV Lahn-Dill, nachdem im Vorjahr noch vier von fünf Duellen gegen die Thuringia Bulls verloren gingen. Und noch ist nicht aller Tage Abend, denn beide Teams könnten sich Anfang Mai auf Teneriffa erneut gegenüberstehen, entweder im Finale der europäischen Königsklasse oder im Spiel um Platz drei. Im Final Four der Champions League trifft im Halbfinale Thüringen auf Titelverteidiger Madrid, der RSV auf den italienischen Meister Cantu.
„Wir sind natürlich überglücklich, dass wir wieder die Nummer eins in Deutschland sind und die Meisterschaft `nach Hause` holen konnten. Wichtig war dabei vor allem, dass wir nach den Niederlagen zuvor im gesamten Dreieck zwischen Spielern, Trainern und Management Ruhe bewahrt und uns gegenseitiges Vertrauen geschenkt haben“, so RSV-Geschäftsführer Andreas Joneck, der natürlich auf Teneriffa auf einen weiteren Finaleinzug hofft. Das sportliche wie moralische Handwerkszeug hat das Team auf jeden Fall dazu.

RSV-Magazin Defense