Emotionaler 72:67-Heimsieg vor begeisterten 1.400 Zuschauern
Der RSV Lahn-Dill hat am Samstagabend mit einem erneut hoch dramatischen 72:67 (14:13/34:36/52:51) Heimsieg das 1:0 in der „best-of-three“ Playoff-Finalserie gegen Titelverteidiger RSB Thuringia Bulls gefeiert. Rund 1.400 Besucher füllten die August-Bebel-Sporthalle in Wetzlar bis auf den letzten Platz und erlebten dabei auch den emotionalen Abschied von Joe Bestwick, Björn Lohmann und Head Coach Nicolai Zeltinger, die sich von ihrem Heimpublikum verabschiedeten.
Minutenlang spendete das volle Haus nach der Schlusssirene des letzten Heimspiels der Saison stehend Applaus, um das wichtige 1:0 im Meisterschaftsrennen gegen den Titelverteidiger ebenso zu feiern wie die drei scheidenden Protagonisten würdig zu verabschieden. Für Tränen in den Augen sorgte bei Spielern und Fans dabei eine emotionale Fotoshow auf der RSV-Videowand, die die letzten fünf bzw. elf gemeinsamen Jahre mit dem Trio Bestwick-Lohmann-Zeltinger noch einmal Revue passieren ließ.
Zuvor sahen alle Beteiligten ein erneut hoch dramatisches erstes von maximal drei Finalspielen in der RSV-Heimstätte, in das der Gastgeber nach Punkten von Thomas Böhme und Piotr Luszynski mit 8:2 (4.) perfekt startete. Doch nur drei Minuten später musste Trainer Zeltinger seinen polnischen Topscorer nach zwei frühen Fouls zum Schutz auf die Bank beordern und damit auch die taktische Marschroute ungewollt verändern. Der eingewechselte Brite Bestwick fügte sich zwar nahtlos ein und erzielte in der Folge zehn wichtige Punkte aus der Halbdistanz, doch die Thüringer nutzten die neue Situation auf dem Parkett clever aus und kamen ihrerseits ins Spiel.
Vor allem der Schwede Joakim Linden, André Bienek und dessen Nationalmannschaftkollege Aliaksandr Halouski waren es nun, die offensiv das Heft für die Gäste aus Thüringen in die Hand nahmen. Und so kamen die Bulls trotz der Punkte von Bestwick und eines Dreiers von Michael Paye zu Beginn des zweiten Viertels immer stärker auf. Der 18:19-Anschluss (12.) war dann eine logische Folge, die wenig später beim 30:27 (17.) und 32:29 (19.) in der Führung für die Mannschaft von Trainer Michael Engel mündete. Dass der RSV zur Pause dennoch nur knapp in Rückstand lag, hatte er in dieser Phase vor allem Nationalspieler Thomas Böhme zu verdanken, der von der Freiwurf- wie von der Dreierlinie aus sein Team mit sechs Zählern in Serie im Rennen hielt.
Nach dem Seitenwechsel wuchs der Rückstand der Hausherren nach zwei schnellen Körben des starken Raimund Beginskis sogar bis auf 42:36 (22.) an, ehe der RSV Lahn-Dill nun zu seiner stärksten Phase ausholte. Zunächst war es erneut das Duo Böhme-Luszynski, dass in der 26. Spielminute beim 45:44 die Führung zurückholte und sie mit einem weiteren Dreier zunächst auf 48:46 (27.) ausbaute. Doch genau in diesem Moment musste der RSV erneut auf den starken Luzynski verzichten, nachdem eine in der ersten Halbzeit erlittene Schnittverletzung am Finger zum zweiten Mal aufbrach.
Doch diesmal war der RSV-Motor mit einem starken mentalen Siegeswillen bereits so warmgelaufen, dass dieser letztendlich nicht mehr ins Stottern kommen sollte. So sprang Philipp Häfeli in die Bresche, holte erst das 52:49 (29.), ehe ihm zu Beginn des letzten Spielabschnitts auch das 56:51 (31.) gelang. Doch noch wogte das erste Playoff-Finalspiel mit deutlich größerem Ausschlag hin und her, ohne sich entscheiden zu können auf welche Seite der Waagschale es kippten sollte. Der Titelverteidiger aus Thüringen konterte seinerseits mit sechs Punkten in Folge zum 56:57 (34.), um nur wenige Sekunden später wieder eine 65:57-Führung (35.) des RSV Lahn-Dill attestieren zu müssen. Diese wiederum schrumpfte zwar noch zweimal auf zwei Pünktchen zusammen, doch am Ende erlösten Piotr Luszynski mit seinem 71:67 (40.) und Böhme mit einem weiteren Freiwurf ihre Farben zur viel umjubelten 1:0-Führung in der Playoff-Serie.
„Wir haben, wie es sich für ein Finale gebührt einen harten Kampf geführt und drei Viertel für uns entscheiden. Vergleichbar wie zwischen Spiel zwei und drei gegen Hamburg hoffe ich nun darauf, dass wir Offensiv im nächsten Duell noch mehr Lockerheit an den Tag legen können, denn wir haben noch Luft nach oben“, so Trainer Nicolai Zeltinger, der insbesondere Thomas Böhme an diesem Tag hervorhob: „Tommy hat ein ganz starkes Spiel geliefert, aber auch Joe hat uns wichtige Impulse gegeben. Letztendlich haben uns die Fans zum Sieg gepuscht“.
Damit benötigt der RSV Lahn-Dill aus den Finalspielen zwei und möglicherweise drei nur noch einen Sieg, um sich den im Vorjahr an den gleichen Gegner verloren Titel wieder zurückerobern zu können, während die Thuringia Bulls nun unbedingt Spiel zwei am kommenden Samstag um 18 Uhr in Elxleben gewinnen müssen, um ein drittes Duell nur einen Tag später erzwingen zu können. Die Statistik spricht jedoch eine klare Sprache zugunsten der Mittelhessen, die in der laufenden Saison in allen drei Wettbewerben vier der fünf Begegnungen zwischen den beiden großen deutschen Kontrahenten gewinnen konnten.
Lahn-Dill: Thomas Böhme (23/2 Dreier), Piotr Luszynski (23), Joe Bestwick (10), Philipp Häfeli (8), Michael Paye (6), Jan Haller (2), Annabel Breuer, Dirk Köhler, Björn Lohmann, Nico Dreimüller (n.e.), Christopher Huber (n.e.).
Thüringen: Aliaksandr Halouski (21), André Bienek (16), Raimunds Beginskis (16), Joakim Linden (12), Jens Eike Albrecht (2), Benjamin Kenyon, Marcus Kietzer, Vanessa Erskine (n.e.).