Piotr Luszynski in Wiesbaden überragend
Der RSV Lahn-Dill steht zum 19. Mal in Serie im Final Four und hat damit seinen eigenen Rekord im DRS-Pokal noch einmal ausgebaut. Der Weg dorthin war für den Rekord-Pokalsieger im Hessenderby bei den starken Rhine River Rhinos aus Wiesbaden jedoch überaus beschwerlich. Am Ende hatte Piotr Luszynski mit 35 Punkten und zehn Rebounds maßgeblichen Anteil am knappen 69:66 (19:22/33:37/55:50) Erfolg in der Landeshauptstadt.
Die Rhinos warfen von Beginn an alles in die Waagschale, was in einem klassischen Pokalfight zu den wichtigen Attributen gehört. Hoch motiviert und bestens eingestellt, leuchtete nach wenigen Sekunden bereits ein 4:0 (1.) auf der Anzeigentafel auf, ehe der Gast aus Wetzlar überhaupt im Spiel war. Zwar konnten die Mittelhessen über 8:8 (4.) und 11:11 (6.) bis zum 19:19 (10.) immer wieder kurzfristig egalisieren, doch die Nase nach vorne bekam der RSV in dieser Begegnung noch lange nicht.
Ein Dreier der überragenden Kanadierin Janet McLachlan zum 22:19 mit der Schlusssirene des ersten Spielviertels beflügelte den Gastgeber, der sich als Neuling auch in der Liga bis auf die Playoff-Plätze vorgeschoben hat, weiter. In der Defensive extrem aufmerksam und im Abschluss hochprozentig treffend zog die Mannschaft von US-Trainer Clifford Fisher so bis auf 32:21 (15.) davon und durfte realistisch von einem Coup im DRS-Pokal Viertelfinale träumen.
Auf der anderen Seite stand ein RSV Lahn-Dill, der in der eigenen Defensiv agierte, als sei er bereits in den verdienten Weihnachtsferien, wie es Head Coach Nicolai Zeltinger nach der Partie offen analysierte: „Wir sind zu Beginn überhaupt nicht ins Spiel und zu unserem Rhythmus gekommen. Wiesbaden hat bärenstark gespielt und uns ist es erst ab Mitte des zweiten Viertels gelungen Zugriff auf die Partie zu bekommen“. So konnte das RSV-Trio Piotr Luszynski, Michael Paye und Dirk Köhler in den letzten Sekunden vor der Halbzeitsirene zumindest noch den 33:37-Anschluss herstellen, nachdem der Australier John McPhail in der 18. Spielminute seine Farben zunächst noch auf 37:27 nach vorne brachte.
Nach dem Seitenwechsel kam dann jedoch ein deutlich aktiverer RSV Lahn-Dill aus der Kabine, der im dritten Abschnitt seine beste Phase in der heiß umkämpften Pokalpartie hatte. Mit zwei Freiwürfen war es nun Thomas Böhme der schnell das 39:40 (22.) erzielen konnte, ehe der polnische Weltklassemann Luszynski nur wenige Sekunden später beim 44:42 (23.) die erste Führung für sein Team erzwingen konnte. Zunächst bis auf 55:48 (29.) zog der zwölfmalige Cupgewinner aus Wetzlar nun davon und war jetzt vor allem in der eigenen Defensive sattelfest positioniert. Wiesbaden musste in dieser Phase aber auch dem eigenen hohen Anfangstempo ein wenig Tribut zollen, während der RSV mit einer qualitativ längeren Bank genau auf diese Situation wartete.
So war es der Schweizer Philipp Häfeli, der in der 33. Spielminute mit dem 65:52 für die Mittelhessen die Wende im Viertelfinale manifestierte und damit einen 37:15-Zwischenspurt binnen der letzten 15 Minuten abschloss. „Dies war sicher unsere beste Phase im gesamten Spiel“, ließ sich ein erleichterter RSV-Trainer Zeltinger am Ende entlocken, doch die Messe war an diesem Tag noch lange nicht gelesen: „Wir hätten den Sack zu machen müssen, doch wir haben Wiesbaden am Ende noch einmal gefährlich wieder herankommen lassen, das hätte nicht passieren dürfen“. So war es am Ende der starke US-Boy Tommie Lee Gray mit zwei Körben und der Ex-Wetzlarer David Amend, die noch einmal von 69:60 (37.) auf den Endstand verkürzen konnten.
Die überragenden Akteure für Wiesbaden waren an diesem Tag aber André Hopp und Janet McLachlan, die beide am Ende auf jeweils 21 Zähler kamen und dazu gemeinsam noch 18 Rebounds sicherten. Am Ende reichte dies jedoch nicht, um den RSV Lahn-Dill über 40 Spielminuten so zu kontrollieren, dass dieser zum ersten Mal seit 1998 nicht ins Final Four um den DRS-Pokal hätte einziehen können. Mann des Tages in einem hochklassigen und packenden Pokalduell war Piotr Luszynski, der nicht nur 35 Punkte erzielen konnte, sondern auch zehn Rebounds abgriff. Ihm zur Seite stand Kapitän Paye, der mit 19 Zählern und neun Asissts ebenfalls ein gutes Spiel machte.
Damit steht der RSV Lahn-Dill am 1. und 2. April 2017 erneut in der Endrunde um den Deutschen Pokal, die vom Deutschen Rollstuhl-Sportverband nun an eine der vier qualifizierten Mannschaften vergeben wird. Im Halbfinale kommt es dabei zu einer Neuauflage des letztjährigen Semifinales gegen die BG Baskets Hamburg, die bereits im November in einem vorgezogenen Duell locker beim Zweitligisten Mainhatten Skywheelers gewinnen konnte. Im zweiten Halbfinale stehen sich dann Titelverteidiger RSB Thuringia Bulls, der beim Nord-Zweitligisten RSC Osnabrück zu einem 91:19-Kantersieg kam, und der Sieger der Partie RSV Lahn-Dill II gegen ASV Bonn gegenüber.
Wiesbaden: André Hopp (21), Janet McLachlan (21/1 Dreier), John McPhail (14), Tommie Lee Gray (8), David Amend (2), Lukas Jung, James Palmer, Serdar Antac (n.e.), Britt Dillmann (n.e.), Matthias Güntner (n.e.).
Lahn-Dill: Piotr Luszynski (35/1), Michael Paye (19), Philipp Häfeli (5), Thomas Böhme (4), Dirk Köhler (4), Jan Haller (2), Joe Bestwick, Annabel Breuer, Björn Lohmann.