Lange Geschichte – Große Erfolge – Dramatische Finalspiele
Bereits seit 1976 werden in Europa als erstem Kontinentalverband internationale Vereinswettbewerbe ausgetragen. Als „West European Wheelchair Basketball Tournemant“ (WEWBT) gestartet, wurde dieser Wettbewerb später in den Status eines Europapokals gehoben und als IWBF EuroCup ausgespielt.
1988 fiel der Startschuss für den André-Vergauwen-Cup und 1997 für den Willi-Brinkmann-Cup, als zweiten und dritten Europapokal-Wettbewerb. Der bis dato bestehende EuroCup wurde zu diesem Zweck in Champions Cup umbenannt und zur europäischen Königsklasse aufgewertet. Mit zunehmendem Erfolg dieser Wettbewerbe wurden in den 1990er Jahren Schrittweise Vorrunden und Qualifikationsturnier eingeführt, die im Jahr 2009 zur einheitlichen EuroLeague reformiert wurden.
Heute gibt es drei EuroLeague Ebenen, die die Qualifikation für die Endrunden in den inzwischen vier Wettbewerben regeln. In der EuroLeague I, deren Gruppe A in diesem Jahr in Wetzlar zu Gast ist, qualifizieren sich die beiden Erstplatzierten für die Champions League Anfang Mai in der spanischen Hauptstadt Madrid, während der Drittplatzierte das Ticket für den André-Vergauwen-Cup Ende April im spanischen Getafe bucht. In der EuroLeague II, qualifizieren sich die Gruppensieger für den Andre-Vergauwen-Cup und die Gruppenzweiten für den Willi-Brinkmann-Cup im niederländischen Papendal.
Waren die Europapokalwettbewerbe bis in die 1990er Jahre noch durch niederländische Teams geprägt, setzte 1997 mit dem Erfolg des spanischen Meisters CD Fundosa Madrid eine Trendwende ein. 2004 gewann der RSV Lahn-Dill als erstes deutsches Team die Champions League und ist heute mit fünf Triumphen in der Königsklasse zusammen mit dem BC Verkerk Zwijendrecht der Rekordsieger. Der Andre-Vergauwen-Cup wanderte insgesamt fünfmal in deutsche Vitrinen: BSG Duisburg (1991), UBC Münster (1992), ASV Bonn (1999) und RSC-Rollis Zwickau (2004 und 2006). Den Willi-Brinkmann-Cup gewannen drei deutsche Teams: SGK Heidelberg (2001), RSV Lahn-Dill (2002) und der ASV Bonn (2009).
Stolze Bilanz des RSV Lahn-Dill
Insgesamt stehen 79 Europapokalspiele in der Bilanz des RSV, der davon 60 Partien für sich entscheiden konnte. Die Premiere feierten Stefan Donner & Co. in der portugiesischen Hauptstadt Lissabon, als im März 1997 den schweizerische Vertreter Les Aigles de Meyrin knapp mit 48:46 bezwungen werden konnte. Was folgte waren weitere 78 Auftritte gegen Teams aus 14 verschiedenen Ländern.
Die meisten Spiele absolvierten die Wetzlarer dabei gegen italienische Konkurrenten. In insgesamt 24 Duellen mit Teams aus der Serie A gewann der RSV stolze 17 Spiele. Die Gipfeltreffen mit dem italienischen Rekordmeister Santa Lucia Sport Rom wurden zum Klassiker auf internationaler Bühne. Insgesamt standen sich die beiden erfolgreichsten europäischen Teams der Geschichte elfmal gegenüber, achtmal davon rollte der RSV als Sieger vom Parkett. Endete das erste Aufeinandertreffen vor 17 Jahren noch mit einer deftigen 23:85-Packung, deklassierten die Mittelhessen das Team aus der Ewigen Stadt 2011 selbst mit 82:53. Aber auch zumeist erfolgreiche Begegnungen mit Afragola, Cantu, Porto Torres, Sassari, Taranto oder Lottomatica Rom stehen in den deutsch-italienischen Geschichtsbüchern.
Während der RSV noch eine reine Weste gegen Mannschaften aus Bosnien-Herzegowina, Frankreich, Schweden und der Schweiz aufzuweisen hat, ist die Bilanz gegen niederländische und finnische Teams negativ. Auch wenn hier nur jeweils ein Duell zu Buche steht, die Niederlagen 1998 gegen den SC Antilope Utrecht (39:64) und im gleichen Jahr gegen Rauma Basket (52:68) sind bis heute nicht wettgemacht. Die einzige geschichtliche Schnittmenge, die der RSV Lahn-Dill mit einem der Gästeteams 2014 hat, ist die mit dem französischen Meister Hyéres Handi Basket und den Sarden aus Sassari. Viermal bzw. zweimal stand man sich gegenüber, jeweils triumphierte der RSV – vielleicht ein gutes Omen für die EuroLeague am 7. und 8. März?
Europapokal-Endspiele
Mit insgesamt neun Finalteilnahmen auf internationaler Bühne ist kein Team erfolgreicher in IWBF Wettbewerben als der RSV Lahn-Dill. Sechsmal triumphierte das Team aus der mittelhessischen Provinz, fünfmal in der Champions League und einmal im Willi-Brinkmann-Cup, und wurde so zu einem der ganz großen Namen der Sportart.
Es war der 28. April 2002 im polnischen Lodz, als damals Spieler wie Markus Sniegocki oder Birgit Meitner erstmals einen EuroCup für den RSV gewinnen konnten. Finalgegner CISS AIAS di Afragola aus der italienischen Serie A wurde knapp mit 58:51 bezwungen. Nur zwei Jahre später katapultierte sich der internationale Nobody mit dem Kanadier Patrick Anderson bis ins Endspiel der Champions League und bezwang in einem hochdramatischen Endspiel von Madrid GSD Anmic Sassari mit 73:64. Deutschland hatte seinen ersten Erfolg in der Königsklasse. Was folgte waren vier weitere Finalteilnahmen in Serie, bei denen 2005 in Wetzlar und 2006 in Istanbul zum zweiten und dritten Mal die Champions League gewonnen werden konnte. Nach einem personellen Umbruch verlor der RSV die Endspiele 2007 in Sheffield gegen Santa Lucia Sport Rom und 2008 erneut in Madrid gegen Galatasaray Istanbul.
Doch eine neue internationale Top-Mannschaft befand sich im Aufbau und so kletterte der RSV Lahn-Dill mit Joey Johnson, Michael Paye oder Richard Peter 2010 in Rom gegen Finalgegner und Lokalmatador Santa Lucia zurück auf den europäischen Thron. 2011 musste man sich im Finale von Zwickau nur hauchdünn der Übermacht von Galatasaray Istanbul mit 80:85 nach Verlängerung beugen, doch schon ein Jahr später gelang dem RSV im mit 3.500 Besuchern gefüllten Sinan-Erdem-Dome von Istanbul die 79:65-Revanche. Nach Meinung zahlreiche Insider das hochklassigste Rollstuhlbasketball-Spiel aller Zeiten, bei dem die Wetzlarer dem großen Rivalen vom Bosporus die bereits geplante Siegesfeier vor eigenem Publikum gründlich verdarben.