Ein Spiel nach dem Geschmack der 1.400 Zuschauer
Ein Spiel auf des Messers Schneide, kampfbetont und intensiv mit einem Happy-End für den RSV Lahn-Dill. Das Topspiel der Rollstuhlbasketball-Bundesliga (RBBL) zwischen den Wetzlarer Rollis und ihrem alten Widersachen RSC-Rollis Zwickau war ganz nach dem Geschmack der 1.400 Besucher in der prall gefüllten Wetzlarer August-Bebel-Sporthalle, die am Ende einen vor allem psychologisch wertvollen 61:56 (12:11/24:27/41:41)-Erfolg des neuformierten RSV Lahn-Dill bejubeln konnten.
Eine Fotogallerie von Jörg Theimer finden Sie unter www.gute-blende.de.
Ab Montag steht Ihnen unter www.mittelhessen.de ein ausführlicher Videobericht mit zahlreichen Interviews zur Verfügung.
Mit zwei neu formierten Teams gingen die alten Rivalen aus Mittelhessen und Sachsen in das Duell des fünften Spieltages und boten sich von Beginn an einen offenen und leidenschaftlichen Schlagabtausch, der auch mit neuen Protagonisten an alten Zeiten erinnerte. Während zu Beginn bei Zwickau der britischen Neuzugang Ademola Orogbemi und der Pole Marcin Balcerowski offensiv überzeugten, hielten beim Gastgeber Felix Schell und im zweiten Viertel vor allem Thomas Böhme dagegen. So wogte die Partie über 8:6 (5.) und 16:19 (14.) hin und her, auch wenn die Sachsen zur Pause knapp die Nase vorne hatten.
Zu diesem Zeitpunkt haderte Trainer Nicolai Zeltinger vor allem mit der von der Zwickauer Verteidigung erzwungenen schwachen Wurfquote seiner Schützlinge, die bereits zu diesem Zeitpunkt eine mögliche Führung verhinderte. Nach dem Seitenwechsel drehten sich dann jedoch die Vorzeichen Schritt für Schritt. Während sich der RSV physisch nun auch offensiv eine Rebound-Überlegenheit unter den Brettern erarbeitete, stieg die eigene Trefferquote im gleichen Verhältnis an, wie die der Mannschaft von Gästecoach Aleksandr Kharchenkov sank. In der 23. Spielminute noch mit 29:33 im Hintertreffen, war es RSV-Kapitän Michael Paye, der sein Team mit einem Dreier zum 40:36 (28.) erstmals leicht in Front brachte und damit die August-Bebel-Sporthalle in ein Tollhaus verwandelte.
Doch Zwickau blieb zunächst auf Schlagdistanz, ehe im vierten und letzten Viertel die Entscheidung nahen sollten. Mit zwei schnellen Körben von Topscorer Paye, der zudem mit zwölf Assists fabelhaft Regie führte, und Thomas Gundert, zog der RSV auf 48:42 (32.) davon. Wenig später konnte zwar Zwickaus Erben erneut auf 44:48 verkürzen, musste aber nur Sekunden später mit seinem fünften Foul den Arbeitstag vorzeitig beenden. Die kurzzeitige Verunsicherung bei den Gästen nutzte die junge Truppe des RSV bereits eiskalt aus und zog routiniert auf 55:46 (35.) durch den erneut stark aufspielenden 21-jährigen Thomas Böhme davon.
Alles deutete nun auf den 39. Sieg im 53. Spiel auf nationaler Ebene hin, doch diese Rechnung machten Zuschauer wie Gastgeber ohne den Noch-Tabellenführer aus Sachsen. Ein Dreier des ebenfalls starken Bryce Doody, dem Routinier Rostislav Pohlmann zwei weitere Zähler folgen ließ sowie auf Seiten der Lahn-Diller nur zwei von sechs genutzte Chancen an der Freiwurflinie und ein weiterer Korberfolg des US-Boys Doody machten die Partie beim 57:53 (39.) urplötzlich und ebenso unnötig wieder spannend. Als dann 49 Sekunden vor dem Ende der Brite Orogbemi auch noch einen aus der Not geborenen Dreier spektakulär versenkte, drohte die nicht mehr erwartete Wende, deren Dramatik mit drei Auszeiten binnen der letzten 70 Spielsekunden unterstrichen wurde. Doch die Schockstarre bei Michael Paye & Co. hielt nicht lange an und vier Freiwurftreffer des Kapitäns, durch die nun die Uhr stoppenden Zwickauer, sowie ein Offensivrebound von Thomas Böhme ließen den verdienten Sieg für die Wetzlarer Rollis wahr werden.
„Dieser standortbestimmende Zwischenschritt bestärkt uns auf unserem Weg mit diesem tollen jungen Team. Wir verbessern uns von Woche zu Woche und haben dazu noch gehörig Potenzial nach oben“, freute sich RSV-Headcoach Nicolai Zeltinger nach dem auch mental wichtigen Erfolg über den Erzrivalen: „Zwar wird die Meisterschaft erst im Frühjahr entschieden, aber die verständliche Kampfansage aus Sachsen haben wir heute erst einmal auf unsere Weise beantwortet“. Das Kopf an Kopf liegende Führungsquartett der RBBL geht nun in eine einwöchige Pause, in der die erste Hauptrunde im Pokal am kommenden Wochenende wartet. Für den RSV geht die Reise dabei nach Heidelberg, wo man auf Ligakonkurrent München trifft, ehe am 3. November im Hessenderby gegen die Mainhatten Skywheelers das nächste Spitzenspiel in der RBBL wartet.
Lahn-Dill: Michael Paye (18/1 Dreier), Thomas Böhme (15), Jan Haller (8), Dirk Köhler (7), Felix Schell (7), Joe Bestwick (4), Thomas Gundert (2), Björn Lohmann, Gesche Schünemann (n.e.).
Zwickau: Adam Erben (14), Ademola Orogbemi (14/1), Marcin Balcerowski (10), Matt Sealy, Bryce Doody (9/1), Ghazian Choudhry (5), Rostislav Pohlmann (4), Wolfgang Almer, Frank Oehme, Joachim Pawle (n.e.).