Neues Team muss zusammenfinden – Chance für den Nachwuchs
Auf den neunfachen deutschen Rollstuhlbasketball-Meister RSV Lahn-Dill wartet in der kommenden Saison eine ebenso spannende wie anspruchsvolle Aufgabe. Im Jahr eins nach dem Karriereende des langjährigen Kapitäns Joey Johnson müssen die Wetzlarer Rollis ihr Team neu formieren, wobei dem hoffnungsvollen deutschen Nachwuchs eine Chance gegeben werden soll.
Drei zentrale Abgänge müssen kompensiert, drei Neuzugänge integriert werden und die Mannschaft eine neue Hierarchie finden. Im Anbetracht der äußerst schwierigen Vorbereitung, bedingt durch die Paralympics in London und damit nur zwei Wochen gemeinsames Training vor dem Saisonstart, eine große und ebenso anspruchsvolle Herausforderung für Head Coach Nicolai Zeltinger und seinen neuen Assistenten Ralf Neumann.
Zudem hat der RSV Lahn-Dill ein schwieriges Auftaktprogramm in der Rollstuhlbasketball-Bundesliga (RBBL) erwischt, denn am 29. September wartet zum Saisonstart in eigener Halle mit dem deutschen Rekordmeister USC München ein unangenehmer Gegner auf den RSV Lahn-Dill, ehe im Rahmen einer englischen Woche bereits am darauffolgenden Mittwoch die Reise zum weiter verstärkten Überraschungsteam der vergangenen Saison, dem RSB Team Thüringen, auf dem Programm steht.
Sportliche Ziele & Neuzugänge
Ungeachtet des schwierigen Starts in die neue Spielzeit, ist das sportliche Ziel natürlich mit Meisterschaft und DRS-Pokal klar formuliert: Nichts Geringeres als die Titelverteidigung auf nationaler Ebene soll es sein, um in der Republik die Nummer eins zu bleiben. „Auch wenn wir vielleicht zu Anfang Geduld haben müssen, wir werden uns mit diesem Team über eine tolle Entwicklung freuen dürfen, um in den Playoffs dann unseren besten Basketball zeigen zu können“, so Trainer Nicolai Zeltinger, der Herausforderungen dieser Art aber auch explizit liebt.
Neben den beiden Routiniers Michael Paye und Dirk Köhler wird in der kommenden Saison natürlich auch auf den britischen Neuzugang Joe Bestwick eine zentrale Rolle im neuformierten Team zukommen. Der 27-jährige Center gab bereits von 2007 bis 2009 in Köln seine Visitenkarte in der RBBL ab und sicherte sich dort, wie auch ein Jahr später in Australien, die Korbschützenkrone.
Mit insgesamt sechs deutschen Nationalspielern im Kader setzt der amtierende Champions League Sieger aber auch verstärkt auf den deutschen Nachwuchs. „Wenn wir sehen wie hervorragend sich Akteure wie Thomas Böhme, Jan Haller oder auch Felix Schell entwickeln, müssen wir die sich bietende Chance nutzen und diesen Spielern Verantwortung geben, damit sie sich weiter zu internationalen Spitzenspielern entwickeln können“, so Trainer Zeltinger.
Hierbei kommt dem RSV Lahn-Dill nun zu Gute, dass er diesen Generationswechsel von langer Hand personell vorbereitet hat und sich in den vergangenen Jahren die Dienste vieler junger und talentierter Spieler gesichert hat, die zum Teil ihre Erfahrung auch schon im Zweitligateam sammeln durften. Die seit jeher bestehende Politik einer mittel- und langfristigen Planung ist also weiterhin der zentrale Ansatz im Handeln des RSV Lahn-Dill, wie auch Geschäftsführer Andreas Joneck ergänzt: „Viel mehr als der kurzfristige Erfolg ist uns wichtig, dass wir in fünf Jahren weiterhin dort stehen wo wir sportlich zurzeit positioniert sind und dazu hat der neue RSV-Kader eindeutig das Potenzial“.
Neuster Fang ist dabei der erst 17-jährige Christopher Huber, der bereits in der vergangenen Saison mit einer Doppellizenz für die Mainhatten Skywheelers im Lahn-Diller Zweitligakader stand und nun erstmals Erstligaluft schnuppern soll. Dritter Neuzugang im Bunde ist Nationalspieler Björn Lohmann, der nach dem Rückzug des ASV Bonn für ein Jahr rheinabwärts in Köln seine Zelte aufschlug, um nun in Mittelhessen sportlich heimisch zu werden.
Die Liga 2012/2013
Neben dem RSV Lahn-Dill hat auch Erzrivale RSC-Rollis Zwickau sein Team umgebaut. Den extrem kleinen Kader des letzten Jahres haben die Sachsen quantitativ und qualitativ deutlich aufgerüstet und gleich fünf Neuzugänge verpflichtet. Neben den beiden Österreichern Joachim Pawle und Wolfgang Almer vom letztjährigen Ligarivalen RSV Basket Salzburg, wechseln auch drei britische Europameister an die Mulde. Mit Ghazian Choudhry, Ademola Orogbemi und Matthew Sealy von den Capital Aces London ist Zwickau sicher auf klarer Augenhöhe mit Titelverteidiger Lahn-Dill anzusiedeln.
Doch die beiden Topteams des vergangenen Jahrzehnts müssen aufpassen, damit am Ende nicht das Überraschungsteam der letzten Saison der lachende Dritte ist. Das RSB Team Thüringen konnte den erfolgreichen Kader aus der Vorsaison komplett halten und sich zudem noch mit dem Letten Raimund Beginskis aus Zwickau namhaft verstärken.
Im Mittelfeld der Liga scheint 2012/2013 dagegen vieles offen zu sein. Rekordmeister München muss den Abgang von Nationalspieler Sebastian Magenheim verkraften, der in Frankfurt für neue Impulse sorgen könnte. An der Mosel haben die Verantwortlichen der Dolphins Trier ihr Team nach sechs Abgängen komplett neu aufbauen müssen. Die fünf international eher unbekannten Neuzugänge aus Australien, Brasilien, Großbritannien und den USA sind dabei ebenso schwer einzuschätzen, wie am Rhein die Leistungsstärke der Köln 99ers. Dagegen dürfte für die beiden Aufsteiger Roller Bulls St. Vith und Hamburger SV sowie das Vorjahrs-Kellerkind Jena Caputs nicht viel mehr als der angestrebte Klassenerhalt realistisch sein.
Zu- und Abgänge:
RSV Lahn-Dill
Zugänge: Joe Bestwick (GBR) / Wolverhampton Rhinos (GBR), Christopher Huber / Mainhatten Skywheelers, Björn Lohmann / Köln 99ers. Abgänge: Wataru Horie (JPN) / Japan, Joey Johnson (CAN) / Karriereende, Mina Mojtahedi (FIN) / Karriereende, Steve Serio (USA) / University of Illinois (USA).
RSC-Rollis Zwickau
Zugänge: Wolfgang Almer (AUT) / RSV Basket Salzburg (AUT), Ghazain Choudhry (GBR) / Capital Aces London (GBR), Ademola Orogbemi (GBR) / Capital Aces London (GBR), Joachim Pawle (AUT) / RSV Basket Salzburg (AUT), Matthew Sealy (GBR) / Capital Aces London (GBR). Abgänge: Raimund Beginskis (LET) / RSB Team Thüringen.
RSB Team Thüringen
Zugänge: Raimund Beginskis (LET) / RSC-Rollis Zwickau, Karol Szulc (POL) / Start Rzeszow (POL). Abgänge: Andy Ortmann / Jena Caputs
USC München
Zugänge: Selman Can (USC München II), Karlis Gabranovs (LET) / GSD Porto Torres (ITA), Florian Mach / USC München II, Karlis Podnieks (LET) / Ruota Libera Solsonica RI (ITA). Abgänge: Sebastian Magenheim / Mainhatten Skywheelers, Matthias Wastian (AUT) / Conveen Sitting Bulls (AUT).
Köln 99ers
Zugänge: unbekannt. Abgänge: Andrew Flavell (AUS) / unbekannt, Björn Lohmann / RSV Lahn-Dill.
GOLDMANN Dolphins Trier
Zugänge: Hugh Anderson (GBR) / Bury Bombers (GBR), Brad Baugh (USA) / University of Alabama (USA), Joao Paolo do Nascimento (BRA) / ICEP Brasilia (BRA), Kim Robins (AUS) / Perth Wheelcats (AUS), Tyler Saunders (GBR) / Capital Aces London (GBR). Abgänge: Tara Feser (CAN) / Edmonton Northern Lights (CAN), Jamey Jewells (CAN) / Halifax (CAN), Janet McLachlan (CAN) / Amicacci Guilianova (ITA), Aaron Moseley-Williams (CAN) / unbekannt, Kendra Ohama (CAN) / unbekannt, Jamie Stewart (AUS) / Hyeres Handiclub (FRA).
Mainhatten Skywheelers
Zugänge: Sebastian Magenheim / USC München. Abgänge: Kenon Kahsai / Karriereende.
Jena Caputs
Zugänge: Andy Ortmann / RSB Team Thüringen. Abgänge: Michael Kay (USA) / Golden State Warriors (USA).
Hamburger SV
Zugänge: Bridie Kean / Maincraft Comets Brisbane. Abgänge: unbekannt.
Roller Bulls St. Vith
Zugänge: Christophe van Houcke (BEL) / SV St. Jan Brügge (BEL). Abgänge: Michel Cant (BEL) / SV St. Jan Brügge (BEL), Peter Dries (BEL) / Bilbao BSR (ESP), Wim Vandenbergh (BEL) / Leuven Bears (BEL).