Sonnenuntergang am Marmarameer

RSV Lahn-Dill genießt seinen Triumph in Istanbul
Freude, Glück und Genugtuung waren die vorherrschenden Gefühlslagen, wenn man am späten Samstagabend in die Gesichter des RSV Lahn-Dill schaute. Dabei hätte die Szenerie nicht idyllischer und damit gegensätzlicher zur brodelnden und hitzigen Atmosphäre nur wenige Stunden zuvor im Sinan Erdem Dome sein können. Mit rund einhundert Gästen feierte der frisch gebackene Champions League Sieger seinen erneuten Triumph in der europäischen Königsklasse am Sonntagabend in einem Restaurant an der Küste und genoss dabei den malerischen Sonnenuntergang am Marmarameer.
Titel hat der RSV Lahn-Dill schon viele gewonnen, doch nur wenige mit denen selbst die kühnsten Optimisten nicht wirklich gerechnet haben. Kontrahent Galatasaray Istanbul galt als klarer Favorit, zumal die türkische Millionentruppe mit ihren fanatischen Fans in eigener Halle noch einen weiteren Trumpf in der Hinterhand hatte. Doch am Ende eines langen Champions League Wochenendes stand den Gastgebern pures Entsetzen ins Gesicht geschrieben, als sie den 65:79-Endstand auf der überdimensionalen Anzeigetafel und die Jubelszene der Gäste aus Mittelhessen realisierten.
Dagegen flossen beim RSV Lahn-Dill einmal mehr Tränen der Freude. Vor allem beim scheidenden Kapitän Joey Johnson, der am Abend danach sichtlich mit seinen Emotionen rang. „This was the best time in my life!“, gab er unumwunden zu, als er von der Mannschaft mit einem Buch verabschiedet wurde, in dem sich alle Teamkollegen der vergangenen neun Jahren im Trikot der Wetzlarer Rollis verewigt hatten. Gerade er war es, der sich zum Abschied nichts sehnlicher wünschte als den Champions League Titel und den Triumph über Galatasaray, denen der RSV bereits in den Endspielen 2008 und 2011 unterlegen war. Und darauf hat sich das Team zusammen mit dem Trainergespann Nicolai Zeltinger und Florian Leutheuser akribisch vorbereitet.
Noch nie war der RSV Lahn-Dill mit einer quantitativ und qualitativ so großen Crew zu einer sportlichen Entscheidung angereist. Vom Filmteam und Fotografen über Techniker und medizinischem Team bis hin zum Management, waren mehr als zehn Personen vor Ort damit beschäftigt, den Auftritt am Bosporus für die sportlichen Protagonisten so professionell wie nur irgend möglich zu gestalten. Und als nach stundenlanger Videoanalyse letztendlich Headcoach Nicolai Zeltinger den „Gameplan“ gegen den ungeliebten Endspielgegner erarbeitet hatte, betrat die insgesamt 27-köpfige Delegation am Sonntag selbstbewusst den Sinan Erdem Dome, in dem 3.000 teils fanatische Galatasaray-Anhänger dem RSV Lahn-Dill einen brodelnden und hitzigen Empfang bereiteten.
Doch auch von einem fast 40-minütigem gellenden Pfeifkonzert ließen sich Joey Johnson & Co. nicht von ihrem Traum abbringen. Michael Paye führte meisterhaft Regie, Steve Serio wurde für seinen Auftritt mit dem MVP-Award für den wertvollsten Spieler der Champions League Endrunde ausgezeichnet und letztendlich schwang sich Kapitän Johnson letztmailg zu einer absoluten Weltklasseleistung auf, die am Ende auch den verzweifelnden Gastgeber resignieren ließ. Routinier Dirk Köhler, der trotz vier Fouls 38:48 Minuten auf dem Parkett stand, feierte mit diesem Sieg seinen 25. Titelgewinn, was nicht nur in Deutschland eine einmalige Rekordmarke sein dürfte.
Auch der RSV Lahn-Dill hat mit dieser Sternstunde seiner bereits zuvor überaus erfolgreichen Vereinsgeschichte ein weiteres glanzvolles Kapitel hinzugefügt. Der Klub, der 1983 in der Provinz des mittelhessischen Brandoberndorf gegründet wurde, hat mit seinem fünften Champions League Titel in der 15 Millionen Metropole am Bosporus nun mit dem niederländischen Team BC Verkerk Zwijendrecht gleichgezogen und darf sich neben dem Ticket zum Weltpokal in Japan nun auch über den Titel des Rekordsiegers in der Champions League freuen.

RSV-Magazin Defense