Kantersieg gegen München – Endspielserie gegen Zwickau
Titelverteidiger RSV Lahn-Dill ist am Samstag bei sommerlichen Temperaturen ins Playoff-Finale um die deutsche Rollstuhlbasketball-Meisterschaft gestürmt. Nach dem 67:54-Erfolg vor einer Woche an der Isar fertigten die Wetzlarer Rollis am Samstag den ersatzgeschwächten deutschen Rekordmeister USC München in eigener Halle mit 80:39 (25:3/37:20/61:24) ab. Überragende Akteure gegen die Bayern, die den Ausfall von Nationalspielerin Johanna Welin nicht kompensieren konnten, waren auf RSV-Seite US-Pointguard Michael Paye und Kapitän Joey Johnson.
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Ohne die Europameisterin konnten die Gäste aus der bayrischen Landeshauptstadt aufgrund der Klassifizierungspunkte nicht ihre gewohnt stärkste Formation ins Rennen schicken und mussten diesem Handicap von Beginn an Tribut zollen. Ein mageres Pünktchen von Topscorer Benjamin Ryklin von der Freiwurflinie zum 1:4 (2.) sollte fast die einzige offensive Ausbeute der Gäste im gesamten ersten Spielviertel sein. Der RSV wollte dagegen mit aller Macht frühzeitig für klare Verhältnisse sorgen, übte von Beginn an enormen Druck auf den Kontrahenten aus und zog den defensiven Schraubstock immer enger. Ein sensationeller 25:1-Start der hessischen Gastgeber war die daraus resultierende bittere Pille, die der USC dadurch frühzeitig schlucken und damit bereits alle Träume auf einen zweiten Überraschungscoup wie im November des vergangenen Jahres begraben musste. Auf Seiten des RSV Lahn-Dill überzeugte in dieser Phase vor allem Topscorer Michael Paye und Kapitän Johnson, der am Ende neben elf Punkten zusätzliche neun Rebounds, sechs Ballgewinne und fünf Assists auf seinem Konto verbuchen konnte.
Mit Beginn des zweiten Viertels kam es dann jedoch zu einem klaren Bruch im Spiel der bis dato dominanten Hausherren, die RSV-Trainer Nicolai Zeltinger in der 13. Spielminute zu einer zweiten Auszeit nötigte. „Seit der Verletzung von Felix Schell vor einigen Wochen, bringen wir von der Bank deutlich weniger Selbstbewusstsein auf das Feld und sind dort mental viel anfälliger“, gab Zeltinger nach Spielende seine Sorgen trotz des souveränen Auftritts seiner Mannschaft zu Protokoll. Dadurch bedingt fand der Rekordmeister nun besser ins Spiel und vor allem über seinen gefährlichsten Akteur Benjamin Ryklin zu den wichtigen offensiven Erfolgserlebnissen. Am Ende hatte der 25-jährige USC-Topscorer trotz Sonderbewachung erneut 18 Punkte erzielt. So verkürzte sich der Vorsprung zwar von 25:3 nach dem ersten Viertel auf 29:14 (16.) und 33:18 (19.), doch an der Zielrichtung Finaleinzug ließ sich der achtfache deutsche Meister aus Mittelhessen nicht mehr abbringen.
Aus der Kabine kam dann jedoch wieder ein RSV Lahn-Dill, der gewillt war den Münchnern, die weiterhin aufgrund des Ausfalls von Welin nicht ihre stärkste Aufstellung aufs Feld schicken konnten, endgültig den Zahn zu ziehen. Ein Drei-Punkte-Spiel von Steve Serio zum 42:20 (21.) folgten drei Körbe in Serie seines US-Landsmann Paye zum 50:22 (26.), der nach zwei erfolgreichen Freiwürfen von Thomas Böhme selbst mit einem Dreier zum 61:24 (30.) dann den Sack endgültig zu machte. In dieser Phase war dem Gastgeber anzumerken, dass er die Gelegenheit beim Schopf packen wollte, den Süddeutschen auch mental aufzuzeigen, dass kein Team zweimal in einer Saison die Wetzlarer August-Bebel-Sporthalle erobern darf.
Im vierten und letzten Viertel war es dann Marco Zwerger, der den Korbreigen für den RSV eröffnete und David Amend zu seinen ersten Punkten in der höchsten Spielklasse kam, ehe Nationalspielerin Gesche Schünemann das 74:30 (38.) von jenseits der 6,75m-Dreierlinie einschweben ließ. „Natürlich dürfen wir mit der an den Tag gelegten Dominanz sehr zufrieden sein und uns über den souveränen Finaleinzug freuen. Auf der anderen Seite werden wir in der Endspielserie auf deutlich mehr Widerstand treffen, wie uns der USC an diesem Tag entgegensetzen konnte“, bilanzierte Trainer Zeltinger bereits in Hinblick auf die nun anstehende „best-of-three“ Finalserie um den Titel 2012.
Im Finale geht die Reise des RSV Lahn-Dill einmal mehr in den Osten der Republik nach Zwickau. Der langjährige Erzrivale des Wetzlarer konnte im zweiten Halbfinalduell die 60:61-Hinspielniederlage in eigener Halle nach einem dramatischen Spiel auf des Messers Schneide in der Schlussphase drehen. Am Ende triumphierten die Sachen mit 70:65, nachdem die Thüringer Mitte des letzten Viertels beim 52:57 noch an einer Sensation schnuppern durften. Spiel eins in der nun anstehenden Endspielserie findet am 15. April in Zwickau statt, ehe am darauffolgenden Wochenende die Entscheidung in Wetzlar fällt.
Lahn-Dill: Michael Paye (18/1 Dreier), Steve Serio (13), Dirk Köhler (12), Joey Johnson (11), Thomas Böhme (6), Jan Haller (6), Gesche Schünemann (6/1), David Amend (2), Thomas Gundert (2), Wataru Horie (2), Mina Mojtahedi.
München: Benjamin Ryklin (18), Ben Döring (11), Sebastian Magenheim (4), Uli Schmölz (4), Markus Wastian (2), Florian Fischer, Markus Haberkorn, Sercan Ismail, Nu Nguyen-Thi, Johanna Welin (n.e.).