67:54-Erfolg im ersten Halbfinale beim USC München
Titelverteidiger RSV Lahn-Dill hat im ersten Spiel des Playoff-Halbfinales um die deutsche Rollstuhlbasketball-Meisterschaft den Grundstein für das Erreichen der „best-of-three“ Endspielserie gelegt. Am Samstag kamen die Mittelhessen beim USC München zu einem hart erkämpften 67:54 (11:9/28:22/50:36)-Auswärtssieg und haben nun im entscheidenden Rückspiel am kommenden Samstag in Wetzlar die Chance den Sack zuzumachen. Dagegen musste sich Erzrivale RSC-Rollis Zwickau im zweiten Semifinalduell zeitgleich der Überraschnungsmannschaft RSB Team Thüringen mit 60:61 geschlagen geben.
Zu Beginn der Partie merkte man, dass dem Team von Trainer Nicolai Zeltinger durch die Wettkampfpause in der Vorwoche der Spielrhythmus fehlte. München, am vergangenen Wochenende in der EuroLeague gefordert, agierte aus einem Guss und lag nach vier Spielminuten bereits mit 9:3 in Front. Angesichts von bis dato bereits sieben Punkten durch Münchens Topscorer Benjamin Ryklin, sah sich RSV-Coach Zeltinger früh veranlasst eine erste Auszeit zu nehmen, um sein Team neu einzustellen.
Mit treffenden Worten im Ohr drehte sein Team nun gehörig auf und übernahm die Kontrolle auf dem Parkett der Sporthalle an der Säbener Straße. Binnen sechs Minuten wendete der RSV das Blatt mit einem 12:0-Lauf zur eigenen 15:9-Führung (11.), ehe sich nun ein offener und attraktiver Schlagabtausch entwickelte. „Gerade das schnelle Spiel der Münchner hat uns immer wieder vor schwierige Situationen gestellt“, resümierte am Ende Nicolai Zeltinger richtig. Dem bayrischen Gastgeber merkte man zudem an, dass er nach einer guten Saison, dem Erreichen der Playoffs und des Final Four um den DRS-Pokal Ende März in Wetzlar, nichts zu verlieren hatte und befreit aufspielen konnte. Der 18:16-Anschluss (16.) durch den ehemalige Nationalspieler Markus Haberkorn war die logische Konsequenz. Insbesondere das Inside-Spiel unter dem USC-Korb war gegen die enge Verteidigung des deutschen Rekordmeisters sehr eingeschränkt, was auch durch die geringe Punktausbeute der langen Centergarde aus Wetzlar unterstrichen wurde.
Erst nach der Pause schienen die Gäste aus Hessen den Schlüssel zum Spiel gefunden zu haben. Mit sechs Punkten in Serie durch Kapitän Joey Johnson zum 41:24 (25.) erkämpfte sich der RSV die höchste Führung der gesamten Partie. Doch nur drei Spielminuten später hatte der USC erneut durch den 25-jährige Ryklin wieder auf 36:46 (28.) aufgeschlossen, auch wenn die RSV Defensiv-Taktik mit einer so genannten „Triangle and two“ Verteidigung den Münchner Topscorer nun deutlich besser im Griff hatte. Vor allem der US-Amerikaner Steve Serio war es nun, der mit vier Freiwürfen in Folge und einem erfolgreichen Korbleger in der 29. Spielminute die Bemühungen der Gastgeber konterte und so seinem Team eine 50:36-Führung bescherte.
Zu Beginn des Schlussviertels war es dann Thomas Gundert, der zunächst auf 52:36 (32.) erhöhte, ehe sein Nationalmannschaftskollege Jan Haller zu großer Form auflief. „Jan war heute einer der Besten im Kader“, freute sich auch Zeltinger in seinem Spielfazit über den couragierten Auftritt des 23-Jährigen. Sein 65:50 (39.) war dann letztendlich die Entscheidung zugunsten des RSV Lahn-Dill, auch wenn am Ende eine sympathische Anekdote das erste Halbfinalspiel zwischen dem Altmeister und dem amtierenden Titelträger beenden sollte. Nationalspielerin Gesche Schünemann erhielt praktisch mit der Schlusssirene zwei Freiwürfe durch die Schiedsrichter zugesprochen, nachdem die 29-Jährige im Wurfversuch gefoult wurde. Der Freiwurf landete dann auch erfolgreich in der USC-Reuse, doch beim zweiten Versuch schaute sie und ihre Teamkollegen etwas verdutzt, nachdem die elektrische Steuerung an der Säbener Straße die Korbanlage an die Hallendecke fuhr, als ob man mit Blick auf das Rückspiel den letzten Punkt des RSV mit allen Mitteln unbedingt verhindern wollte. Nach schmunzelnden Gesichtern auf beiden Seiten und einer kleinen Pause durfte Schünemann dann doch noch ihren zweiten Freiwurfversuch tätigen, womit sie das Ergebnis auf 67:54 schrauben konnte. Das Endresultat eröffnet dem achtfachen Meister nun alle Chancen auf einen Finaleinzug, denn mit einem Polster von nunmehr 13 Punkten kann die Mannschaft von Trainer Zeltinger in das entscheidende Rückspiel am kommenden Samstag um 16 Uhr in der Wetzlarer August-Bebel-Sporthalle gehen.
Im parallel stattfindenden zweiten Halbfinalduell bezwang die Überraschungsmannschaft RSB Team Thüringen im Hinspiel den RSC-Rollis Zwickau hauchdünn mit 61:60 (17:16/30:28/42:46). Im heimischen Elxleben drehten die Thüringer dabei erneut im letzten Viertel die Partie und machen damit das Ostderby um den Finaleinzug hoch spannend. Das entscheidende Rückspiel findet hier am kommenden Sonntag im sächsischen Zwickau statt.
München: Benjamin Ryklin (27), Ben Döring (10), Markus Haberkorn (9), Sebastian Magenheim (8), Florian Fischer, Nu Nguyen-Thi, Markus Wastian, Johanna Welin, Sercan Ismail (n.e.), Florian Mach (n.e.), Dennis McInnes (n.e.), Uli Schmölz (n.e.).
Lahn-Dill: Steve Serio (19), Michael Paye (13), Jan Haller (10), Joey Johnson (8), Dirk Köhler (7), Gesche Schünemann (5), Thomas Böhme (3), Thomas Gundert (2), Wataru Horie, Mina Mojtahedi.