RSV bietet Galavorstellung vor Traumkulisse

1.700 Zuschauer sehen 80:46-Kantersieg gegen Zwickau
Titelverteidiger RSV Lahn-Dill hat am Samstagabend im 50. Klassiker gegen den RSC-Rollis Zwickau seinem Erzrivalen überraschend deutlich die Grenzen aufgezeigt. Angesteckt von der begeisternden Kulisse von 1.700 Zuschauern in der Wetzlarer August-Bebel-Sporthalle bot der Tabellenführer der Rollstuhlbasketball-Bundesliga eine Galavorstellung und wies seinen Gast aus Sachsen dabei mit 80:46 (22:10/40:19/60:26) in die Schranken. Trainer Nicolai Zeltinger sprach vom besten Spiel seiner Mannschaft seit zwei Jahren.
„Ich bin überaus angetan von unserer Vorstellung“, so der 40-Jährige auf der Bank des RSV Lahn-Dill, der seiner Mannschaft eine im gesamten Team homogene Topleistung attestierte. „Wir spielen schon seit fünf, sechs Wochen auf diesem hohen Niveau und hatten schon befürchtet, dass die Leistungskurve zu früh auf diesem Level ist. Dies hat die Mannschaft heute widerlegt und in meinen Augen ihr mit Abstand bestes Spiel absolviert, seit dem Umbruch des Kaders nach dem Champions League Sieg 2010“.
Der mittelhessische Gastgeber begann druckvoll mit einer aggressiven Ganzfeldpresse und führte bereits nach knapp 40 Sekunden Spielzeit durch Treffer von Michael Paye und Joey Johnson mit 4:0. Doch erst nach knapp fünf Minuten saß diese Verteidigungsform sattelfest, nachdem vor allem der tschechische Nationalspieler Adam Erben zweimal die Abstimmungsprobleme des RSV eiskalt ausnutzt hatte. In der Folge zog der achtmalige Meister seinen defensiven Schraubstock aber immer fester zu und ließ dem Tabellenzweite kaum noch Luft zu atmen.
Ein Zwischenspurt von 8:6 (4.) auf 20:6 (9.) und 36:14 (18.) sowie bereits zwölf erzwungene Ballverluste zur Halbzeit bei den Zwickauern waren die Kennzahlen, die die aus allen Nähten platzende Heimstätte des RSV Lahn-Dill bereits vor der Halbzeitsirene in ein Tollhaus verwandelte. „Man hat unserer Truppe einfach angemerkt, wie angefixt sie von dieser Kulisse war und mit wie viel Spielfreude sie die Atmosphäre erwiderte“, freute sich auch Zeltinger über den Spaß für Zuschauer wie Mannschaft gleichermaßen.
Nicht so viel Spaß hatte dagegen der Gast aus Zwickau, der lediglich über das tschechische Duo Adam Erben und Rostislav Pohlmann in Durchgang eins gegenhalten konnte. Dagegen war der US-Amerikaner Bryce Doody an diesem Tag nahezu abgemeldet und von Kapitän Johnson & Co. an die kurze Leine gelegt. Auf der anderen Seite führte vor allem Doodys Landsmann Michael Paye in der Art eines Weltklassespielers Regie, zog die Fäden und hatten am Ende neben seinen 22 Punkte auch unglaubliche 14 Assists auf seinem Konto gutgeschrieben. Neben dem 28-Jährigen aus Detroit überzeugte vor allem sein Teamkollege Steve Serio sowie die beiden Routiniers Dirk Köhler und Joey Johnson. Doch Trainer Zeltinger wollte in seinem Fazit von Einzelleistungen an diesem Tag nichts wissen und unterstrich noch einmal den gesamten Teamauftritt: „Wir haben mit der ganzen Tiefe des Kaders heute ein Spiel auf allerhöchstem europäischen Niveau gezeigt, dass darf uns für den weiteren Verlauf der Saison sehr viel Mut machen“.
Zuvor sah Zeltinger aber auch, dass seine Mannschaft auch nach dem Seitenwechsel in ihrer Intensität nicht nachließ. Zwar punkteten erneut Erben und der Pole Marcin Balcerowski gleich zu Beginn des dritten Viertels zum 42:23 (22.), doch beim 60:26 kurz vor Ende dieses Durchgangs drohte dem renommierten Gast aus Sachsen an diesem Tag ein Debakel, dass die Zeiten Mitte des vergangenen Jahrzehnt, als der RSV über Jahre in Europa ungeschlagen blieb, in den Schatten zu stellen drohte.
Der an diesem Tag sich deutlich unter Wert verkaufende RSC-Rollis Zwickau fand in den letzten zehn Minuten jedoch noch einmal die Kurve, um vor allem in der Offensive sein Potenzial aufblitzen zu lassen. Die ersten Punkte von Raimund Beginskis und Rainer Müller, Frank Oehme und vier Punkte des bisher blassen Doody sorgten am Ende für ein ausgeglichenes Schlussviertel, in dem Steve Serio für den RSV Lahn-Dill mit einem Dreier 80 Sekunden vor dem Ende den offensiven Schlusspunkt in einem begeisternden Spiel vor ebenso begeisternder Kulisse setzte. 1.700 Besucher zollten dem Gastgeber in der letzten Minute stehend Ovationen und feierten ihre Mannschaft, die durch diesen Erfolg als Nummer eins in die Playoffs gehen kann, unabhängig wie das letzte Hauptrundespiel am kommenden Samstag in Trier endet.
Wer am Wochenende 17./18. März und im entscheidenden Rückspiel am 24. März in Wetzlar Halbfinalgegner des RSV Lahn-Dill ist, steht unterdessen noch nicht fest. Alles scheint jedoch auf ein Duell mit dem deutschen Rekordmeister USC München hinauszulaufen, der den Wetzlarer Rollis in dieser Saison die bisher einzige Niederlage beifügen konnte. Sollten sich die Wetzlarer Rollis jedoch für die „best-of-three“ Endspielserie qualifizieren, würde die Meisterschaft in den Spielen zwei und drei, durch das nun erworbene Heimrecht, auf alle Fälle in der Domstadt entschieden. 
Lahn-Dill: Michael Paye (22), Steve Serio (20/1 Dreier), Joey Johnson (13), Dirk Köhler (10), Gesche Schünemann (8), Thomas Böhme (4), Wataru Horie (2), Thomas Gundert (1), David Amend, Jan Haller, Mina Mojtahedi, Marco Zwerger (n.e.).
Zwickau: Adam Erben (13), Rostislav Pohlmann (11), Marcin Balcerowski (8), Bryce Doody (6), Frank Oehme (4), Raimund Beginski (2), Rainer Müller (2), Günther Mayer.
Bildergallerie von Jörg Theimer unter www.gute-blende.de.
Videobericht inklusive Interviews von Plattform3.de finden Sie ab Montag auf www.mittelhessen.de.

RSV-Magazin Defense