Kantersieg in Hannover sorgt für historisches Datum in der RBBL
Rollstuhlbasketball-Bundesligist RSV Lahn-Dill hat am Sonntag für ein historisches Datum in seiner Vereinsgeschichte und der höchsten deutschen Spielklasse gesorgt. Um exakt 15:38 Uhr stürzte der achtfache Meister mit seinem 96:34 (25:10/41:18/70:28)-Erfolg bei Hannover United Rekordmeister USC München von der Spitze der Ewigen Bundesligatabelle und ist nun selbst die Nummer eins in der seit 1978 existierenden Beletage.
In seinem 20. Erstligajahr reichte dem RSV der 261. Erfolg im 337. Erstligaspiel zu der neuen Rekordmarke, die nach knapp 16 langen Jahren den USC München erstmals von der Spitze verdrängt. Die Bayern selbst hatten die Führung in der Ewigen Tabelle 1996 von der BSG Duisburg übernommen, die inzwischen nur noch in der vierten Liga, der Oberliga West beheimatet ist. Der Rekordmeister aus München dagegen benötigte für seine bisher 261 Erfolge exakt 410 Spiele in der höchsten deutschen Spielklasse, nachdem dieser im November mit seinem Auswärtscoup im direkten Duell in Wetzlar den ersten Anlauf der Mittelhessen noch abwehren konnte. Nach Duisburg, München und für eine kurze Zeit Frankfurt sind die Lahn-Diller erst der vierte Spitzenreiter in der 34-jährigen Geschichte der RBBL.
„Wir haben heute wirklich vor Spielfreude gestrotzt“, freute sich nach der Schlusssirene auch RSV-Trainer Nicolai Zeltinger über den Auftritt seiner Mannschaft, das eindeutige Ergebnis und natürlich über die nun erreichte historische Marke: „Wir haben heute quasi en bloc gewechselt, weil wir nach dem Comeback von Mina Mojtahedi vor allem unserer etatmäßigen Starting Five für die kommenden Aufgaben viel Einspielzeit geben wollten“, so der 40-jährige Headcoach weiter, der bei seinem Fazit vor allem das Quartett Thomas Böhme, Jan Haller, Felix Schell und Gesche Schünemann hervorhob. „Unabhängig von Einzelleistungen haben wir heute aber eine sehr homogene Leistung auf hohem Niveau gezeigt und dabei keinerlei Einbrüche trotz der wechselnden Formationen gehabt“, so der RSV-Trainer zu einer Vorstellung, auf die sich aufbauen lässt.
Den Anfang machte aber nach nur 13 Sekunden US-Nationalspieler Steve Serio, der an diesem Tag nicht nur den ersten Korb für seine Farben markieren konnte, sondern auch zum Topscorer der Partie avancierte. Stolze 19 Punkte bei einer hohen Trefferquote von 81 Prozent, dazu acht Assists, ließen den 24-Jährigen aus New York zum stärksten Akteur an diesem Tag auf dem Parkett der niedersächsischen Landeshauptstadt werden.
Über 8:2 (3.) und 19:6 (7.) hatte der favorisierte Gast in der Folge frühzeitig die Weichen auf den zwölften Saisonerfolg gestellt, wodurch die Tabellenführung im Fernduell mit Zwickau erneut behauptet werden konnte. Insbesondere unter den Brettern spielten die Wetzlarer Rollis ihre physische Überlegenheit aus, was sich auch in einem eindeutigen Reboundverhältnis von 40 zu 18 niederschlug, aber auch die hohe Trefferquote des gesamten Teams in der Offensive unterstrich. In der Verteidigung ließ Zeltinger dagegen meist mit einer Ganzfeldpresse operieren, um seine Stammformation darin Sicherheit finden zu lassen. Der engagierte Gastgeber hatte damit erhebliche Probleme im Spielaufbau, was in zahlreichen Fastbreaks der Wetzlarer mündete. „Unsere Transition war heute sehr stark, wir haben sehr schnell von Defensive auf Offensive und umgekehrt umstellen können“, analysierte Zeltinger zufrieden weiter.
Bereits zur Pause war die Entscheidung so längst gefallen, auch wenn insbesondere Tan Caglar den RSV aus der Mitteldistanz oft erfolgreich ärgerte und der ehemalige Junioren-Nationalspieler Kai Möller mehrmals die sich ihm bietenden Lücken erfolgreich ausnutzen konnte. Nach dem Seitenwechsel dann das gleiche aber eben doch ungleiche Bild in der Sporthalle Misburg, die mit knapp 300 Zuschauern besetzt war. Am Ende zeugten 25 Assists und gleichzeitig 20 erzwungene Ballverluste bei Hannover United von den Kräfteverhältnissen zwischen dem Tabellenführer aus Wetzlar und dem Inhaber der Roten Laterne.
Am kommenden Wochenende wartet bereits die nächste Auswärtshürde auf den RSV Lahn-Dill, der am Sonntagnachmittag bei den Köln 99ers am Rhein gastiert.
Hannover: Kai Möller (13), Tan Caglar (11), Martin Kluck (4), Thomas Schröder (4), Felix Heise (2), Nikolaos Kavazis, Michael Möllenbeck, Niko Röger, Kosta Tsatsoulis, Eike Gößling (n.e.), Andrea Seyrl (n.e.).
Lahn-Dill: Steve Serio (19/1 Dreier), Thomas Böhme (15/1), Dirk Köhler (12), Gesche Schünemann (11/1), Michael Paye (10), Jan Haller (8), Felix Schell (8), Joey Johnson (7), Wataru Horie (4), Thomas Gundert (2), Mina Mojtahedi.