57:67-Niederlage des RSV ohne Johnson und Serio gegen den Rekordmeister USC München
Es war kein Sonntag, an den sich der RSV Lahn-Dill gerne zurückerinnern wird. Am Ende jubelten ausgelassen und vollkommen verdient die Gäste aus der bayrischen Landeshauptstadt, die mit dem 67:57 (14:13/35:30/52:43)-Auswärtssieg in der Wetzlarer August-Bebel-Sporthalle nicht nur den Gastgeber von der Tabellenspitze der Rollstuhlbasketball-Bundesliga (RBBL) stürzten, sondern den Mittelhessen nach exakt 932 Tagen auch die erste Heimniederlage beifügen konnten.
Bereits nach wenigen Minuten war den rund 1.000 Besuchern in der gut gefüllten Heimstätte, die seit dem 2. Mai 2009 nicht mehr von einer gegnerischen Mannschaft eingenommen werden konnte, klar, dass die Aufgabe an diesem Tag ohne Kapitän Johnson und Pointguard Serio äußerst schwer werden würde. Zwar startete der Gastgeber mit 10:6 (7.) erfolgreich in die Partie, doch der Gast aus München ließ sich nicht abschütteln, ging Sekunden vor Ende des Auftaktviertels sogar mit 14:13 in Führung und baute diese bis auf 20:17 (13.) aus.
„Wir wollten ohne Joey und Steve die Verantwortung auf viele Schulter verteilen, doch wir müssen attestieren, dass uns dies heute nur sehr selten gelungen ist“, zeigte sich auch RSV-Trainer Nicolai Zeltinger nach der Schlusssirene mehr als enttäuscht über das Resultat, dass an der Anzeigentafel aufleuchtete. München dagegen spielte clever, nutzte immer wieder die sich in der löchrigen RSV-Verteidigung bietenden Chancen eiskalt aus und hatte zudem stets in der richtigen Sekunde auch das Glück des Tüchtigen.
Wer hoffte, dass der Gastgeber aus Wetzlar nach der Pause wie verwandelt aus der Kabine kommen würde, rieb sich nach Wiederbeginn zum zweiten Mal in dieser Partie verwundert die Augen. Nicht der RSV sondern München schien die Entscheidung erzwingen zu wollen. Bis auf 42:30 (25.) zog der zwölfmalige Meister von der Isar nun davon und schnupperte in dieser Phase bereits vorzeitig am erhofften Auswärtscoup. Michael Paye war es dann, der mit seinem Dreier zum 35:43-Anschluss (26.) seine Teamkameraden wie auch das vierzig Spielminuten mitgehende Publikum aus der Schockstarre erlöste. Die Wetzlarer Rollis kamen in der Folge durch vier weitere Punkte des US-Amerikaners und einem Nahdistanzschuss von Felix Schell bis auf 41:46 (29.) heran, doch der USC hatte auch in dieser Situation erneut die richtige Antwort. So nahm sich Benjamin Ryklin zwei Sekunden vor Ende des dritten Viertels den Ball und schleuderte ihn aus der eigenen Hälfte in Richtung des RSV-Korb. Symptomatisch für diesen Tag, dass sich das Sportgerät nach einer knapp 20 Meter langen Flugbahn zum 43:52 in die Reuse des konsternierten Gastgebers senkte.
„Die Münchner haben uns mit ihrer guten Wurfquote sehr wehgetan! Gleichzeitig ist es eine sportliche Weisheit, dass man mit einer eigenen Trefferquote von nur 34 Prozent in dieser Liga kein Spiel gewinnen kann“, so Zeltinger weiter. Der RSV-Headcoach sah so auch in den abschließenden zehn Spielminuten eine zwar bemühte, aber auch ungewohnt verkrampft wirkende eigene Mannschaft, die es nicht mehr schaffte den Spieß umzudrehen. Gelang den Wetzlarer Rollis der Anschluss, wie letztmalig beim 55:60 (38.) durch Gesche Schünemann, spielten die Bayern im Gegenzug ihre Cleverness aus und konterten mit einem gelungenen Drei-Punkte-Spiel. Spätestens beim 55:64 (38.) war dann allen Beteiligten klar, dass nicht nur die Tabellenführung in der RBBL und der Heimnimbus von 30 ungeschlagenen Monaten Vergangenheit war, sondern natürlich auch der angestrebte historische Wechsel an der Spitze der Ewigen Bundesligatabelle platzte. Durch den am Ende souveränen und verdienten Erfolg, konnten die Münchner auch diesen Vorsprung vor dem RSV knapp über die Zeit retten.
Am kommenden Wochenende muss Titelverteidiger RSV Lahn-Dill nun Moral beweisen und im Spitzenspiel beim neuen Ligaprimus und Erzrivalen RSC-Rollis Zwickau bestehen. Zwar sind dann erstmals wieder Joey Johnson und Steve Serio mit an Bord, doch die Vorbereitung spricht auch hier nicht zwingend für den achtmaligen Meister aus Mittelhessen, dessen Nationalspieler noch am späten Samstagabend bei einer Ehrung durch den Deutschen Behindertensportverband im Sport- und Olympiamuseum in Köln gefordert sind. Aus diesem Grund können die Lahn-Diller nicht wie gewohnt und der Schwere der Aufgabe gerecht werdend bereits am Vortag anreisen, sondern sitzen erst am Spieltag um 7 Uhr morgens im Bus Richtung Sachsen.
Lahn-Dill: Michael Paye (33/1 Dreier), Gesche Schünemann (9), Dirk Köhler (7), Felix Schell (6), Thomas Gundert (2),Thomas Böhme, Jan Haller, Mina Mojtahedi, Marco Zwerger.
München: Ben Döring (21), Sebastian Magenheim (17), Benjamin Ryklin (14/1), Matthias Wastian (13), Markus Haberkorn (2), Florian Fischer, Sercan Ismail, Johanna Welin.