Studium und Beruf sollen zukünftig im Vordergrund stehen
Der amtierende Deutsche Meister und Pokalsieger RSV Lahn-Dill startet in seine 20. Erstligasaison ohne eine langjährig Stütze des Teams. Wenn am 1. Oktober für die Wetzlarer Rollis die Spielzeit 2011/2012 mit einem Auswärtsspiel in Gotha startet, wird Kai Gerlach nicht mehr im Trikot des Weltpokalsiegers zu finden sein. Der Biebertaler wird aus beruflichen Gründen den Rollstuhlbasketball an den Nagel hängen.
Für das 24-jährige Eigengewächs des RSV Lahn-Dill war diese Entscheidung wohl die schwierigste in seiner gesamten sportlichen Laufbahn, die vor über zwölf Jahren im RSV-Fanclub begann. Heute, sieben Erstligaspielzeiten und insgesamt 18 Titel später, wird der stets bescheidene Gerlach mit nur 24 Jahren seinen Sport an den Nagel hängen. Hierzu führt vor allem sein nun in den Endzügen liegendes Mathematik-Studium an der Justus-Liebig-Universität in Gießen. „Ich stehe vor meiner Abschlussarbeit meines Master-Studienganges und dann heißt es Jobsuche“, so Kai Gerlach mit einem weinenden und einem lachenden Auge, denn Arbeitsplätze in seiner „Branche“ liegen im heimischen Raum nicht einfach auf der Straße.
„Wir bedauern seine Entscheidung außerordentlich, auch wenn wir sie persönlich vollkommen nachvollziehen können und sie sich im letzten Jahr auch abgezeichnet hat“, so RSV-Manager Andreas Joneck, der ergänzend anfügt: „Kai wird diese Entscheidung selbst nicht einfach gefallen sein, er hat immer mit Herzblut für den RSV gelebt und wird immer ein Teil dieses fantastischen Gebildes bleiben“. Kai Gerlach hat damit auch die bittere Erfahrung als Nichtbehinderter international nicht spielberechtigt zu sein ein Ende gesetzt: „Es waren immer Höllenqualen nach einer erfolgreichen Saison an deren Ende zum bitteren Zuschauen verurteilt zu sein, wenn es in Champions League oder aber im Weltpokal um die wertvollsten Trophäen für einen Sportler ging“, weiß der gebürtige Licher auch von den schweren Momenten seiner Karriere zu berichten. Überspitzt formuliert grenzt hier der vielleicht integrativste Sport der Welt selbst aus und dies in der vermeintlich umgekehrten Richtung. Ein Paradoxum gegen das der RSV Lahn-Dill mal laut, mal leise, aber seit Jahren dauerhaft seinen Widerstand formuliert hat. So wird Kai Gerlach ab der Saison 2011/2012 wohl nicht mehr in einer Art bürokratischer Protestnote auf den Meldebögen des RSV Lahn-Dill für dessen internationale Wettbewerbe zu finden sein, „es war uns immer wichtig ihm wie der IWBF zu zeigen, dass Kai auch international ein unverzichtbarer Teil der Mannschaft ist, auch wenn diese Meldung rein rechtlich stets illegal war“, so Joneck weiter.