Champions League als finaler Saisonhöhepunkt

Rolle als Titelverteidiger zählt sportlich nicht – Acht Teams in der Königsklasse gefordert

Auch wenn die bereits gewonnene Deutsche Meisterschaft das erklärte und wichtigste Ziel für den viermaligen Champions League Sieger RSV Lahn-Dill war, ist die europäische Bühne natürlich der finale sportliche Höhepunkt einer bisher bereits erfolgreichen Saison mit dem Gewinn des Doubles in Deutschland und dem Weltpokaltriumph im Oktober des vergangenen Jahres. Am Wochenende kommt es nun zur Entscheidung in der europäischen Champions League, die nach 1989 (München) sowie 2005 und 2009 (Wetzlar) mit dem Austragungsort Zwickau zum vierten Mal in der Geschichte in Deutschland zu Gast ist.

Als einer der Mitfavoriten sind die Wetzlarer Rollis seit dem ersten Champions League Titel im Jahr 2004 seit nunmehr sieben Jahren stets unter den besten drei Teams Europas platziert, eine Leistungskontinuität von der selbst im Fußball Klubs wie Real Madrid, Manchester United oder aber der FC Barcelona nur träumen können. Daher ist das Ziel der Mannschaft von Trainer Nicolai Zeltinger auch diesmal das erneute Erreichen des Halbfinales im Teilnehmerfeld der acht besten Teams des Kontinents. Angesichts der enormen Konkurrenz muss aber auch hierfür bereits alles passen, Tagesform und das nötige Quäntchen Glück mit eingeschlossen. Der Bonus als Titelverteidiger in Sachsen an den Start zu gehen, zählt im kurzlebigen Tagesgeschäft rein gar nichts, was im Vorjahr Galatasaray Istanbul bitter erleben musste und als amtierender Champion in der Vorrunde von Rom sang und klanglos ausschied.

Damit dies nicht auch dem RSV Lahn-Dill als diesjährigen Titelverteidiger widerfährt bereitet sich die Mannschaft seit der Meisterschaft vor gut zwei Wochen ganz gezielt in zahlreichen Videoanalysen auf die kommenden Gegner vor. Den Auftakt macht dabei das Duell am Freitag um 15:45 Uhr gegen den spanischen Erstligisten Fundacion Norte Valladolid. Dieses Duell wird das insgesamt 65 Europapokalspiel des RSV sein, von denen die Mittelhessen bisher 51 gewinnen konnten und dabei 2002 im polnischen Lodz den Willi-Brinkmann-Cup sowie 2004 (Madrid), 2005 (Wetzlar), 2006 (Istanbul) und 2010 (Rom) die Champions League gewinnen konnten.

Für die diesjährige Entscheidung hat Trainer Nicolai Zeltinger alle Mann an Bord, auch wenn Joey Johnson aufgrund von Schulterproblemen zuletzt nur eingeschränkt trainieren konnte. Doch wer den 35-jährigen Kapitän des RSV kennt, der kann sich sicher sein, dass der Kanadier auch in Zwickau wieder keinem Zweikampf aus dem Weg gehen wird. Zusätzlich verstärkt auch wieder Center Jan Gans aus dem Zweitliga-Kader dier Wetzlarer Rollis. Ansonsten kann Zeltinger mit Ausnahme des Langzeitverletzten Marco Zwerger und dem international als Nichtbehinderter nicht spielberechtigten Kai Gerlach aus dem Vollen schöpfen.

Die Gegner in der Champions League

Auftaktgegner am Freitag um 15:45 Uhr ist der spanische Erstligist Fundacion Norte Vallodolid aus der 320.000 Einwohner zählenden Hauptstadt der Provinz Kastilien-León. Die Iberer sind dabei zum ersten Mal für die Entscheidung in der Champions League qualifiziert und für den RSV absolutes Neuland. Neben zwei spanischen Nationalspielern sind der Australier Tristan Knowles und der Brite Dan Higcock die beiden internationalen Topspieler des Teams aus Valladolid. Ein alter Bekannter ist dagegen Kontrahent Nummer zwei, auf den Joey Johnson & Co. noch am gleichen Abend treffen. Das Team von Lottomatica Elecom Rom ist in den vergangenen Jahren auf internationalem Parkett zum Dauergegner der Wetzlarer geworden. In den letzten beiden Spielzieten stand man sich gleich dreimal gegenüber, zweimal rollte der RSV dabei als Sieger vom Feld. Mit zwei vierten Plätzen 2009 und 2010 zählen die Römer zum erweiterten Favoritenkreis in Zwickau, zumal sie seit der Vorsaison personell noch einmal aufgerüstet haben.

Wiedersehen mit Richard Peter

Ein Wiedersehen dürfen die zahlreich in Zwickau erwarteten Fans mit Richard Peter feiern. Der inzwischen 39-jährige Paralympicssieger spielte zwei Jahre lang in Wetzlar, ehe er im Sommer 2010 in die Ewige Stadt Rom wechselte. Mit seinem neuen Team Lottomatica Elecom Rom rangiert der sympathische Kanadier zurzeit auf Rang zwei der italienischen Serie A mit sechs Punkten Rückstand auf den Stadtrivalen Santa Lucia. Als Teamkollegen hat Richard Peter dabei mehr als eine Hand voll erlesener Spieler, die unterstreichen mit welchen Ambitionen die Römer in die Saison gestartet sind. Mit den beiden Australiern Brad Ness und Michael Hartnett, dem britischen Trio Simon Munn, Matthew Sealy und Joseph Jayaratne sowie dem Marokkaner Amine Moukhariq und dem Argentinier Adolfo Berdun stehen neben Richard Peter weitere sieben Internationale im Kader von Lottomatica und machen das Team zu einer wahren Weltauswahl.

Dritter und letzter Vorrundengegner ist der schwedische Meister Norrköping Dolphins der das Gro der Nationalmannschaft des Europameisters von 2007 stellt und sicher mehr als nur eine Außenseiterrolle in Sachsen einnehmen will. Bekannteste Gesichter im Team der Skandinavier sind aus deutscher Sicht die beiden bis Dezember für den Zweitligisten Gotha aktiven Joakim Linden und Marten Lilja.

Deutlich schwerer erscheint jedoch die Vorrundengruppe A, in der Gastgeber Zwickau mit CD Fundosa ONCE Madrid, Santa Lucia Sport Rom und Galatasaray Istanbul auf drei Konkurrenten trifft, die zusammen bereits sechs Mal den europäischen Thron bestiegen haben. Insbesondere die Römer und das Team vom Bosporus gelten neben dem RSV Lahn-Dill und Gastgeber RSC-Rollis Zwickau zu den Topfavoriten auf den Titel 2011. Die Italiener sind aktueller und ungeschlagener Tabellenführer der Serie A in ihrem Land und besitzen mit den beiden Center Alberto Pellegrini und dem Australier Justin Eveson und dem schwedischen Pointguard Hussein Haidari sowie dem Briten Steven Caine eine absolute Topmannschaft. In Istanbul gab es nach der Entthronung durch den RSV Lahn-Dill im Vorjahr einen personellen Umbruch. Neben den beiden ehemaligen Zwickauer Publikumslieblingen Petr Tucek aus Tschechien und Mateusz Filipski aus Polen sind die beiden US-Amerikaner Matt Scott und Jamie Luis Mazzi die Schlüsselspieler im Team des türkischen Meisters.

IWBF Europe Champions League 2011

Gruppe A

Gruppe B

RSC-Rollis Zwickau (GER)

RSV Lahn-Dill (GER)

CD Fundosa ONCE Madrid (ESP)

Lottomatica Elecom Rom (ITA)

Galatasaray Istanbul (TUR)

Fundacion Norte Valladolid (ESP)

Santa Lucia Sport Rom (ITA)

Norrköping Dolphins (SWE)

Freitag, 6. Mai

RSC-Rollis Zwickau

Galatasaray Istanbul

13:30

Halle 1

CD Fundosa ONCE Madrid

Santa Lucia Sport Rom

13:30

Halle 2

Lottomatica Elecom Rom

Norrköping Dolphins

15:45

Halle 1

Fundacion Norte Valladolid

RSV Lahn-Dill

15:45

Halle 2

RSC-Rollis Zwickau

CD Fundosa ONCE Madrid

18:00

Halle 1

Galatasaray Istanbul

Santa Lucia Sport Rom

18:00

Halle 2

Norrköping Dolphins

Fundacion Norte Valladolid

20:15

Halle 1

RSV Lahn-Dill

Lottomatica Elecom Rom

20:15

Halle 2

Samstag, 7. Mai

RSC-Rollis Zwickau

Santa Lucia Sport Rom

09:30

Halle 1

CD Fundosa ONCE Madrid

Galatasaray Istanbul

09:30

Halle 2

Lottomatica Elecom Rom

Fundacion Norte Valladolid

11:45

Halle 1

Norrköping Dolphins

RSV Lahn-Dill

11:45

Halle 2

3. Gruppe A

4. Gruppe B

15:15

Halle 1

4. Gruppe A

3. Gruppe B

15:15

Halle 2

1. Gruppe A

2. Gruppe B

17:30

Halle 1

2. Gruppe A

1. Gruppe B

17:30

Halle 2

Sonntag, 8. Mai

Spiel um Platz 7

09:00

Halle 2

Spiel um Platz 5

10:00

Halle 1

Spiel um Platz 3

11:15

Halle 2

Endspiel

12:15

Halle 1

Halle 1 = Sporthalle Scheffelberg  /  Halle 2 = Sporthalle Mosel

Champions League Historie

Bereits 1975 als „West European Wheelchair Basketball Tournament“, kurz WEWBT, gestartet, wurde dieser erste internationale Wettbewerb 1983 unter dem Namen EucoCup in den Status einer offiziellen Europameisterschaft für Klubteams erhoben. Als 1987 mit dem André-Vergauwen-Cup ein zweiter Wettbewerb auf europäischer Bühne hinzukam, war der Name Champions Cup geboren. Während in den Gründerjahren vor allem die niederländischen Teams dominierten, setzte ab 1993 mit dem Titel für die Sheffield Steelers eine Wende ein. Zum ersten Mal setzte sich mit einem britischen Team eine Mannschaft durch, die nicht aus Frankreich, Schweden oder den Niederlanden kam. Es folgten spanische, italienische, deutsche und türkische Siegermannschaften, auch wenn bis heute der BC Verkerk Zwijendrecht mit fünf Titeln immer noch der Rekordhalter in diesem geschichtsträchtigen Wettbewerb ist.

Die deutschen Aushängeschilder landeten in den Anfangsjahren mit der BSG Duisburg (1977 bis 1980) und dem USC München (1986) fast schon traditionell als beste Platzierung auf einem dritten Rang. Erst als der RSV Lahn-Dill 2004 als erstes deutsches Team überhaupt ins Finale von Madrid einzog und dort den italienischen Meister GSD Anmic Sassari bezwang, kletterte auch die deutsche Bundesliga erstmals auf den europäischen Thron. Seitdem gehören die deutschen Topteams aus Zwickau und Wetzlar zu den besten Adressen in Europa. 2009 landeten die beiden RBBL-Aushängeschilder in dieser Reihenfolge auf den Plätzen zwei und drei, im vergangenen Jahr in umgekehrter Reihenfolge sogar auf den Rängen eins und drei.

Rekordsieger ist aber bis heute der BC Verkerk Zwijendrecht mit insgesamt fünf Titeln, gefolgt vom RSV Lahn-Dill und dem niederländischen Vertreter Racing Frisol mit je vier Triumphen, die die Wetzlarer Rollis in den Jahren 2004, 2005, 2006 und 2010 an die Lahn holten. Je dreimal gewannen der AS Berck sur Mer (Frankreich), SC Antilope Utrecht (Niederlande), CS Meaux (Frankreich) und Santa Lucia Sport Rom (Italien) den wertvollsten europäischen Vereinspokal, der zugleich als Kontinentalvertreter die Fahrkarte zum Weltpokalfinale im japanischen Kitakyushu ist.

1975

ISA Amsterdam (Niederlande)

1976

          (keine Ausspielung)

1977

SC Antilope Utrecht (Niederlande)

1978

SC Antilope Utrecht (Niederlande)

1979

Racing Frisol (Niederlande)

1980

SC Antilope Utrecht (Niederlande)

1981

Norrbacka HIF (Schweden)

1982

AMJV Amsterdam (Niederlande)

1983

BV Aalsmeer (Niederlande)

1984

BV Aalsmeer (Niederlande)

1985

AS Berck sur Mer (Frankreich)

1986

AS Berck sur Mer (Frankreich)

1987

Racing Frisol (Niederlande)

1988

Racing Frisol (Niederlande)

1989

AS Berck sur Mer (Frankreich)

1990

Racing Frisol (Niederlande)

1991

BC Verkerk Zwijendrecht (Niederlande)

1992

BC Verkerk Zwijendrecht (Niederlande)

1993

BC Verkerk Zwijendrecht (Niederlande)

1994

Sheffield Steelers (Großbritannien)

1995

BC Verkerk Zwijendrecht (Niederlande)

1996

BC Verkerk Zwijendrecht (Niederlande)

1997

CD Fundosa ONCE Madrid (Spanien)

1998

Santa Lucia Sport Rom (Italien)

1999

CS Meaux (Frankreich)

2000

CS Meaux (Frankreich)

2001

CS Meaux (Frankreich)

2002

GSD Anmic Sassari (Italien)

2003

Santa Lucia Sport Rom (Italien)

2004

RSV Lahn-Dill (Deutschland)

2005

RSV Lahn-Dill (Deutschland)

2006

RSV Lahn-Dill (Deutschland)

2007

Santa Lucia Sport Rom (Italien)

2008

Galatasaray Istanbul (Türkei)

2009

Galatasaray Istanbul (Türkei)

2010

RSV Lahn-Dill (Deutschland)

RSV-Magazin Defense