1.550 Zuschauer feiern ausgelassen den Doublegewinn – Energieleistung von Johnson
Eine Energieleistung von Joey Johnson und ein überragender Michael Paye (34 Punkte) haben Rollstuhlbasketball-Bundesligist RSV Lahn-Dill den achten Deutschen Meistertitel in der Vereinsgeschichte gesichert. Im zweiten Spiel der RBBL-Playoffs setzten sich die Mittelhessen gegen den RSC Rollis Zwickau mit 76:72 (18:20/34:31/54:48) und entschieden die Best-of-Three-Serie mit zwei Siegen vorzeitig für sich.
1.550 Fans in der Wetzlarer August-Bebel-Sporthalle sahen eine nervöse Anfangsphase, in der beide Teams zunächst leichte Wurfchancen vergaben, ehe Zwickaus Bryce Doody per Fastbreak die ersten Punkte der Partie markierte. Und auch in den folgenden Minuten blieben die Westsachsen zunächst das bessere Team und ließen sich auch durch die erste Auszeit des RSV Lahn-Dill (4:9, 3.) nicht aufhalten. Erst nach Piotr Luszynskis Dreier zum 7:14 (5.) riss der Spielfluss des Herausforderers etwas. Zunächst ließ sich Dirk Köhler von Luszynski auch mit Foul nicht stoppen und vollendete ein Drei-Punkt-Spiel zum 12:16-Anschluss (9.), ehe mit der Viertelsirene Steve Serio per Fastbreak das 18:20 erzielen konnte.
Zwar fand der RSC Zwickau mit einem Dreier von Beginskis gleich die passende Antwort zu Beginn des zweiten Spielviertels, doch nach zwei Korblegern des überragend aufspielenden Michael Paye brachte Joey Johnson den RSV Lahn-Dill in der 13. Spielminute erstmals mit 26:25 in Führung. Die Domstädter präsentierten sich nun enorm kämpferisch, zogen zahlreiche Fouls und angelten sich mehrere Offensivrebounds. Doch das Team um Kapitän Johnson münzte seine Vorteile zu selten in Punkte um, was Zwickaus Spielertrainer Piotr Luszynski bei zwei Ballverliusten der Wetzlarer Rollis mit dem Anschluss zum 32:31 (18.) bestrafte.
Der RSV Lahn-Dill kam nach dem Seitenwechsel aber gewohnt stark aus der Kabine und drängte auf die Entscheidung. Gegen die nun absolut sattelfeste Defensive der Mittelhessen geriet der RSC Zwickau nun kontinuierlich unter Zeitdruck und musste mit ablaufender Angriffszeit schwierige Würfe nehmen. Ein Weltklasseauftritt von Joey Johnson gab dann dem RSV Lahn-Dill den entscheidenden Schub. Der kanadische Paralympicssieger tankte sich zum 40:35 durch, zog dabei ein Foul, vergab zwar den Freiwurf, holte sich aber seinen eigenen Offensivrebound und wiederholte diese Prozedur gleich dreimal. Johnsons unglaubliche Durchsetzungsfähigkeit bescherte dem RSV dabei die erste zweistellige Führung (46:35, 24.), doch mit zwei Offensivfouls und einem Schrittfehler setzten sich die Gastgeber selbst erneut unter Durck. So war der Vorsprung kurz vor Ende des dritten Viertels zum Entsetzen der lautstarken Kulisse in der August-Bebel-Sporthalle beim 52:48 (28.) fast wieder aufgebraucht.
Auch in der Schlussphase blieb die Partie ein absoluter Krimi zwischen zwei Konkurrenten auf allerhöchstem Niveau, wobei der bärenstarke Joey Johnson seine Mannschaftskollegen förmlich mitriss. Der 35-jährige Kanadier setzte nach einem Ballgewinn zunächst Michael Paye traumhaft sicher zum 56:50 ein und besorgte wenig später selbst das 60:52. Nach einem Block von Serio gegen Doody war es dann erneut Johnson, der sein Team mit 66:54 auf die Siegerstraße brachte. In der Schlussphase zeigte dann vor allem Zwickaus Oldie Rostislav Pohlmann sein Kämpferherz und machte es mit 15 Punkten binnen sechs Minuten noch einmal richtig spannend. Doch nach einem Fastbreak zum 72:64 durch Topscorer Michael Paye 70 Sekunden vor Schluss war dann der achte Meisterschaftstriumph des RSV Lahn-Dill unter Dach und Fach, auch wenn Pohlmann und Luszynski mit zwei Dreiern noch etwas Ergebniskosmetik betreiben konnten.
Mit einem umjubelten 76:72 entschieden die Wetzlarer Rollis damit nicht nur die Partie für sich, sondern setzten sich auch vorzeitig in der Best-of-Three-Finalserie durch. Nach dem dritten Titel der Saison, den Kapitän Johnson zum Jubel der RSV-Fans aus den Händen des Bundesliga-Spielleiters Georg Hennig (Nienburg), des stellvertretenden Vorsitzenden des Fachbereichs Rollstuhlbasketball Werner Otto (Bonn) und RBBL-Geschäftsführer Christoph Küffner (Bayreuth) in Empfang nahm, hat der RSV Lahn-Dill nun beim Champions-Cup-Finale vom 6. bis 8. Mai in Zwickau sogar noch die Chance, einen weiteren Coup auf internationaler Bühne folgen zu lassen.
Lahn-Dill: Michael Paye (34), Joey Johnson (17), Dirk Köhler (11), Steve Serio (7), Thomas Böhme (2), Kai Gerlach (2), Gesche Schünemann (2), Mina Mojtahedi (1), Thomas Gundert (n.e.), Felix Schell (n.e.) .
Zwickau: Piotr Luszynski (19/2 Dreier), Rostislav Pohlmann (17/2), Kryszstof Bandura (10), Raimund Beginskis (10/1), Bryce Doody (8), Marcin Balcerowski (4), Frank Oehme (2), Diana Dadzite (2), Günther Mayer (n.e.), Kai Möller (n.e.).
Fotogallerie von Jörg Theimer unter www.gute-blende.de.
Ausschnitte des packenden Finales haben der MDR in seiner Sendung "Sport im Osten" und das ZDF in der Reihe "Volle Kanne" gezeigt. Den Beitrag aus Mainz können Sie sich noch einmal unter http://www.zdf.de/ZDFmediathek/hauptnavigation/startseite/#/beitrag/video/1313924/Backstage-beim-Rollstuhl-Basketball ansehen.