Energieleistung von Kapitän Johnson – Michael Paye Topscorer
Vielleicht war es nicht das erhofft spektakuläre Spiel zwischen Superstar Patrick Anderson und seinem ehemaligen Team, aber exakt dessen Kreise wollte der Tabellenführer der Rollstuhlbasketball-Bundesliga am 14. Spieltag bei den Köln 99ers ja auch einengen. So beherrschte der RSV Lahn-Dill mit einer beeindruckenden mannschaftlichen Dominanz und einem bestens aufgelegten Michael Paye die Partie beim Playoff-Kandidaten von Beginn an und ließ in keiner Phase des Spiels Zweifel über den späteren 66:48 (17:8/35:20/55:33)-Erfolg aufkommen.
Eine Energieleistung absolvierte dabei RSV-Kapitän Joey Johnson, der erst acht Stunden vor der Partie nach einem dreitägigen Trainingslager mit seiner Nationalmannschaft in Kanada wieder in Frankfurt landete. Der inzwischen 34-jährige Weltklassecenter stand nahezu unbeeindruckt 40 Minuten auf dem Parkett der Kölner Sporthalle Bergischer Ring und war dabei einmal mehr der souveräne Fels in Brandung für seine Mannschaft. Zwar teilte sein Landsmann und Gegenüber Patrick Anderson diese Reisestrapazen, doch stand Kölns zentrale Figur mit Ausnahme des stark agierenden Michalis Stergiopoulos meist allein auf weiter Flur, während Johnson ein taktisch und spielerisch bestens funktionierendes Team um sich hatte.
So erzwang die RSV-Verteidigung nach einem ausgeglichenen Start (7:6, 7.) in der Folge immer mehr Fehler im Spielaufbau der 99ers, die dann das pfeilschnelle US-Duo Michael Paye und Steve Serio teils spektakulär abschlossen. Und sollte einmal die physische Stärke im Kampf um die Lufthoheit unter dem Kölner Korb gefordert sein, war auch Center-Hüne Dirk Köhler stets im richtigen Moment zur Stelle. So baute der Gast aus Mittelhessen seine Führung über 15:6 (9.) früh bis auf 31:14 (18.) aus, was die zahlreich mit an den Rhein angereisten RSV-Anhänger lautstark zu feiern wussten.
Auch nach dem Seitenwechsel änderte sich das Bild kaum. Ruhig, druckvoll und konzentriert agierte der siebenfache Meister aus Wetzlar, während die engagiert kämpfenden Gastgeber lediglich über Einzelaktionen Akzente setzen konnten. Zwar kamen die Kölner mit Energie aus der Kabine, wie es RSV-Trainer Nicolai Zeltinger seiner Mannschaft in der Halbzeitpause prognostiziert hatte, doch nach dem 38:24 (24.) war auch dieser Sturmböe durch die abgeklärten Routine von Joey Johnson & Co. der Wind aus den Segeln genommen. Der RSV Lahn-Dill verschärfte im Gegenzug nun noch einmal das Tempo und ließ über die Zwischenstände von 45:24 (26.) und 53:26 (28.) noch vor Ende des dritten Viertels alle Hoffnungen der Köln 99ers auf einen zweiten Überraschungscoup binnen einer Woche platzen.
Erst nachdem Topscorer Michael Paye gleich zu Beginn des letzten Spielviertels einen Dreier zum 58:33 (32.) in die Reuse des rheinischen Gastgebers einschweben ließ, gelang dem Ligakontrahenten eine Ergebniskosmetik, mit der das Resultat nach der Schlusssirene deutlich freundlicher wirkte. „Wir haben taktisch sehr diszipliniert gespielt und hatten das Heft klar in der Hand, darauf können wir gerade nach dem Kölner Coup der Vorwoche in Bonn zurecht stolz sein. Zudem ist es uns gelungen im Hinblick auf ein theoretisch mögliches Playoff-Halbfinale gegen die Köln 99ers schon jetzt eine klare Duftnote setzen zu können“, so Trainer Zeltinger in seinem positiven Resümee nach Spielende.
Am kommenden Wochenende erwartet der RSV Lahn-Dill nun die Jena Caputs in der Wetzlarer August-Bebel-Sporthalle, die nahezu zeitgleich den Tabellendritten aus Bonn in eine Verlängerung zwangen und damit deutlich aufhorchen ließen. Im Team des thüringischen Aufsteigers stehen mit Lars Christink und Markus Legath zwei weitere ehemalige RSV-Spieler, die dem Wiedersehen mit Patrick Anderson am Samstag eine Fortsetzung geben.
Köln: Patrick Anderson (17), Michalis Steriopoulos (14), Jaap Smid (8), Walter Groen (4), Sedar Antac (2), Mark Broeze (2), Gabriel Kasapoglu (1), Andrew Flavell, Patrick Richter, Matthew Rollston, Volker Frings (n.e.).
Lahn-Dill: Michael Paye (22/1 Dreier), Dirk Köhler (16), Joey Johnson (11), Thomas Böhme (7), Steve Serio (5), Kai Gerlach (4), Thomas Gundert (1), Mina Mojtahedi, Gesche Schünemann, Felix Schell (n.e.).