Dallas, Perth und Myagi warten in Fernost
Wenn am Dienstag um 15:35 Uhr Ortszeit auf dem internationalen Flughafen von Fukuoka Flug Korean Air 789 aus Seoul aufsetzt, dann beginnt für den vierfachen europäischen Champions League Sieger RSV Lahn-Dill eine aufregende Zeit in der rund 80 nördlich gelegenen japanischen Millionenstadt Kitakyushu. Es geht um nicht weniger als den Weltpokal, den die Wetzlarer Rollis nur zu gern mit nach Mittelhessen bringen möchten.
Es war der 29. Oktober 2006 als der RSV Lahn-Dill bereits einmal nach diesem einmaligen Cup griff und dabei im Finale gegen das kanadische Team Ontario bis zur 33. Minute vermeintlich sicher führte, um dann in den letzten Minuten doch noch den ersehnten Weltpokal an die Nordamerikaner zu verlieren. Dies möchte die 19-köpfige Delegation des siebenfachen deutschen Meisters vier Jahre später an gleicher Stätte nicht mehr erleben.
Doch die Konkurrenz anno 2010 ist groß: NWBA Champion Dallas Mavericks aus den USA, die Perth Wheelcats als Vertreter aus Australien/Ozenanien sowie der japanische Meister Myagi Max als Asienmeister. Insbesondere der Auftaktgegner von der australischen Westküste dürfte dabei für die Mannschaft um Kapitän Joey Johnson den härtesten Brocken darstellen, spielen bei den Wheelcats doch gleich vier Nationalspieler des amtierenden Weltmeisters und Paralympicssieger Australien.
Neben einigen Trainingseinheiten in der 5.500 Zuschauer fassenden Arena von Kitakyushu steht für die Mittelhessen am Mittwoch ein Schulbesuch an einer örtlichen Grundschule, zahlreiche Autogrammstunden sowie am Donnerstag ein Testspiel gegen ein lokales Team auf dem Programm. Richtig ernst wird es dann am Freitag um 13 Uhr (6 Uhr morgens MESZ) gegen die Wheelcats aus Perth. Es folgen die Duelle mit Dallas und dem Lokalmatador Myagi, ehe am Sonntagnachmittag das Finale um den Weltpokal steigt und dieses zu erreichen haben sich Trainer Nicolai Zeltinger und seine Schützlinge als Ziel gesetzt.
Leider wird dann Kai Gerlach wieder einmal nicht auf dem Parkett stehen können, denn der 23-jährige Center ist international aufgrund der fehlenden Minimalbehinderung nicht einsatzberechtigt. Dies ist im Europapokal seit jeher so und somit auch für das Weltpokalfinale von Japan gültig. Wie in der Bundesliga ist es aus Sicht des RSV aber längst überfällig, dass diese letzte Ausgrenzung der integrativsten Sportart überhaupt, bald ein Ende hat. „Es ist bitter, Kai ist nach meiner Meinung nicht nur weltweit der beste nicht-behinderte Rollstuhlbasketballer, er ist auch in unserem Verständnis natürlich in allen internationalen Wettkämpfen ein elementarer Teil des Ganzen“, so Headcoach Zeltinger aus Mannschaftssicht argumentierend. „Wir haben uns selbstverständlich an die bestehenden Regeln zu halten, doch diese Ausgrenzung in die vermeintlich andere Richtung ist paradox und nur politisch zu verstehen“, so Manager Andreas Joneck.
Und falls der RSV Lahn-Dill am kommenden Sonntag tatsächlich die wertvollste Trophäe im Vereinssport in den Händen halten sollte, dann wird sie mit Sicherheit auch durch die Hände des nicht spielberechtigten Biebertaler Mathematikstudenten wandern.