Neuzugänge bereits gut integriert – Weltpokalfinale in Japan
Kaum ein Verein ist es mehr gewohnt mit dem Druck vergangener Erfolge umgehen zu müssen, wie der inzwischen vierfache Champions League Sieger RSV Lahn-Dill. Dementsprechend viel haben sich die Wetzlarer Rollis auch für die Spielzeit 2010/2011 auf ihre Fahnen geschrieben, nachdem die Mannschaft in der vergangenen Saison drei Titel, inklusive der Rückkehr auf den europäischen Thron, sammeln konnte. Rein theoretisch könnten es in der am 2. Oktober mit der Heimpremiere gegen die Roller Bulls St. Vith startenden Runde nun sogar vier werden, denn als kontinentaler Champion kommt mit dem Weltpokalfinale im japanischen Kitakyushu noch eine weitere Chance für das Team von Headcoach Nicolai Zeltinger hinzu.
Weltpokalfinale im japanischen Kitalyushu
Nach dem doppelten Heimauftakt in der Meisterschaft gegen die Roller Bulls St. Vith und eine Woche später im Derby gegen die Mainhatten Skywheelers, ist die RSV-Delegation bereits am 11. Oktober wieder auf Fernreise, wenn im über 10.000 Kilometer entfernten japanischen Kitakyushu der Weltpokal ausgespielt wird. Angesichts der internationalen Top-Konkurrenz mit den Dallas Mavericks, dem Lokalmatador Myagi Max und vor allem mit den Perth Wheelcats, in deren Kader nahezu die komplette australische Nationalmannschaft als amtierender Paralympicssieger und Weltmeister steht, allerdings ein überaus schwere Aufgabe für die erfolgsverwöhnten Mittelhessen.
Die Liga boomt
Doch der Weltpokal ist nur die Kür, wenn auch eine schöne. Die Pflicht findet für den siebenfachen deutschen Meister dagegen in der Rollstuhlbasketball-Bundesliga statt. Und hier wartet eine Liga auf die Wetzlarer Rollis, die in einer bisher noch nicht gekannten Form aufgerüstet hat. Alleine an der Mosel haben gleich fünf neue internationale Namen angeheuert. Neben Scharfschütze Dirk Passiwan steht bei den Trier Dolphins künftig unteranderem auch die Korbschützenkönigin der diesjährigen WM in Birmingham, die Kanadierin Janet McLachlan, im Aufgebot.
Ligakonkurrent Köln 99ers gelang mit dem spektakulärsten Transfercoup der letzten Jahre und der Verpflichtung von Patrick Anderson sogar noch eine Steigerung. Anderson, der als vielleicht weltbester Rollstuhlbasketballer von 2003 bis 2006 selbst das Trikot des RSV Lahn-Dill trug, stellten die 99ers mit Mark Broeze und Walter Groen zwei weitere Niederländer zur Seite, um in der Bundesliga für Furore zu sorgen. Dies wollen aber nur wenige Kilometer rheinaufwärts auf die Bonner, die sich vom abgestiegenen RSC Osnabrück die Dienste der beiden ebenfalls aus den Niederlanden kommenden Nationalspieler Mustafa Korkmaz und Bert Freriks gesichert haben.
Der Angriff auf die beiden langjährigen Topteams aus Zwickau und Wetzlar scheint eröffnet, wobei sich auch in Sachsen personell das Karussell enorm gedreht hat. Mit dem US-Amerikaner Bryce Doody, dem lettischen Doppel Raimunds Beginskis und Diana Dadzite, dem polnischen Center Krzysztof Bandura sowie dem deutschen Junioren-Nationalspieler Kai Möller sieht auch der Kader in der Robert-Schumann-Stadt deutlich verändert aus.
RSV-Verpflichtungen mit Bedacht und Perspektive
Der RSV Lahn-Dill baut dagegen weiter auf Kontinuität und hat sich bei seinen Verpflichtungen ganz von der mittelfristigen Perspektive leiten lassen. Mit Thomas Böhme heuerte das zurzeit vielleicht größte deutsche Talent in Wetzlar an und mit US-Nationalspieler Steve Serio, der mit seiner ungeheuren Geschwindigkeit perfekt in das aggressive und tempogeladene Spiel des RSV passt, sicherte sich der RSV einen weiteren Rohdiamanten. Mit beiden standen die Verantwortlichen in der Domstadt seit mehreren Jahren in Kontakt, ehe in diesem Sommer nach Böhmes Abitur und Serios Abschluss am College die Zeit reif war. Mit einem Alter von 19 bzw. 23 Jahren war die Verpflichtung der beiden Akteure ein absolutes Muss in Blick auf die strategische Zukunftsplanung. Dritter Neuzugang ist die Finnin Mina Mojtahedi, die zuletzt an der University of Illinois ihren Doktortitel in Ernährungswissenschaften erwarb, ehe sie nun ihre sportlichen Zelte in der Domstadt aufstellen wird.
Die Saisonziele der Wetzlarer
Damit sind dann auch die Saisonziele des aktuellen Triple-Gewinners abgesteckt: „Unser Ziel muss es sein in Deutschland die Nummer eins zu sein und damit das Maß aller Dinge auf der heimischen Spielwiese“, so Trainer Nicolai Zeltinger und Teammanager Andreas Joneck unisono. Natürlich wäre es auch unglaubwürdig, wenn die Wetzlarer Rollis nicht ihren Titel in Europa verteidigen wollten, doch bis diese Entscheidung im Mai 2011 ansteht, wird sprichwörtlich noch viel Wasser die Lahn hinunterfließen. Zunächst liegt also das Augenmerk auf einem sauberen Saisonstart und der ersten Titelentscheidung im Oktober im fernen Japan, denn diesen Cup hat der RSV Lahn-Dill noch nicht in seiner Vitrine stehen.