Champions League in Rom: Das diesjährige Favoritenfeld ist groß

RSV Lahn-Dill will im Konzert der Großen wieder eine gute Rolle spielen
Die besten acht Rollstuhlbasketball-Teams des Kontinents kämpfen ab Freitag in der italienischen Hauptstadt Rom um den Champions League Titel 2010. Mit dabei natürlich auch der frisch gebackene deutsche Meister RSV Lahn-Dill, der im März mit vier Siegen aus vier Spielen souverän im französischen Bordeaux das Ticket für die Königsklasse gelöst hat und als bisher einziges deutsches Team die Champions League in den Jahren 2004 bis 2006 gewinnen konnten.
„Die diesjährige Endrunde ist mit Sicherheit so ausgeglichen und zugleich stark besetzt wie nie zuvor“, ist sich RSV-Trainer Nicolai Zeltinger dabei über die Schwere der Aufgabe absolut bewusst. Bereits in der Gruppenphase warten mit dem Gastgeber und dreimaligen Sieger Santa Lucia Sport Rom und dem spanischen Tabellenführer CD ONCE Andalucia zwei absolute Topteams auf die Wetzlarer Rollis. Und selbst der Außenseiter aus Großbritannien, die Milton Keynes Aces, sind mit ihren zahlreichen Nationalspielern von der Insel alles andere als Kanonenfutter, so dass einer der ersten beiden Plätze in dieser Gruppe, die zur Halbfinal-Qualifikation nötig sind, auch für einen deutschen Meister absolut keine Selbstverständlichkeit sind.
In einem möglichen Semifinale könnten dann entweder Titelverteidiger Galatasaray Istanbul, der Erzrivale aus Zwickau als zweites deutsches Team, der spanische Meister Madrid oder aber das zweite römische Team Lottomatica Elecom Rom auf die Mannschaft um Kapitän Joey Johnson warten. Natürlich ist es dabei das Ziel des RSV Lahn-Dill möglichst zum sechsten Mal in sieben Jahren in das Endspiel um die europäische Krone einzuziehen, doch selbst über Platz fünf dürfte man im Lager der Mittelhessen nicht wirklich enttäuscht sein, zu groß ist die Leistungsdichte auf dem internationalen Parkett.
„Wir haben mit Meisterschaft und Pokal unser Soll bereits erfüllt, was nun kommt ist die Kür“, so Zeltinger weiter. Viel hängt dabei aber von der oft beschworenen Tagesform ab. Bei der immensen Belastung von fünf Spielen binnen drei Tagen, ist zudem ausschlaggebend wie die Mannschaften die physischen Belastungen verarbeiten kann und gerade hier könnte Titelverteidiger Galatasaray Istanbul mit der vielleicht hochwertigsten und längsten Bank aller Teilnehmer den entscheidenden Vorteil haben. Topfavorit ist daher zweifellos der türkische Titelverteidiger Galatasaray Istanbul, der in den Finalspielen 2008 den RSV Lahn-Dill und 2009 den RSC-Rollis Zwickau bezwang. Aber auch Lahn-Dills Erzrivale Zwickau, die beiden spanischen Topteams aus Sevilla und Madrid oder aber die beiden Lokalmatadoren aus Rom können an einem guten Tag jeden Gegner in Europa bezwingen. Zu den Mitfavoriten zählt aber nicht zuletzt auch der RSV Lahn-Dill, Deutschlands erfolgreichstes Team auf der internationalen Bühne, das 46 seiner bisherigen 59 Europapokalspiele gewinnen konnte. Dreimal gewann der RSV Lahn-Dill dabei als bisher einziger deutscher Verein diesen wertvollsten europäischen Titel und stand mit den Finalteilnahmen 2007 in Sheffield und 2008 in Madrid sogar fünf Mal in Serie im Champions League Endspiel, ein europäischer Rekord.
Die Kontrahenten
Galatasaray Istanbul (Türkei): Der Traditionsverein aus der Türkei geht als Titelverteidiger und Topfavorit ins Rennen. Mit dem US-Amerikaner Matt Scott, dem australischen Paralympicssieger Justin Eveson, Tschechiens Center Routinier Petr Tucek, dem schwedischen Pointguard Hussein Haidari oder aber dem Israeli Dotan Meishar besitzt der Kader Namen, die überaus klangvoll sind. 2008 im Endspiel von Madrid standen sich der RSV Lahn-Dill und die Türken bisher zum einzigen Mal gegenüber, Galatasaray gewann dabei mit 61:53.
Santa Lucia Sport Rom (Italien): Das erfolgreichste europäische Team ist der Gastgeber der diesjährigen Endrunde. 1997, 2003 und 2007 gewannen die Römer die Champions League, hinzukommen zwei weitere Erfolge im europäischen André-Vergauwen-Cup, 17 nationale Meisterschaften und acht italienische Pokalsiege. Nach Jahren des Stelldicheins internationaler Stars konzentrieren sich die Italiener nun wieder auf die eigenen Kräfte, lediglich der französische Scharfschütze Sofiyane Mehiaoui hat einen anderen Pass. Bereits sieben Mal standen sich der RSV und Santa Lucia international gegenüber, viermal gewannen die Hessen wie im Finale 2005, dreimal die Italiener, wie im Endspiel 2007.
Lottomatica Elecom Rom (Italien): Lottomatica ist der Emporkömmling in Italien. Mit den beiden Australiern Brad Ness und Michael Hartnett haben die Römer gleich zwei Paralympicssieger von 2008 in ihren Reihen und belegten im Vorjahr Platz vier in der Champions League, nachdem sie im kleinen Finale von Wetzlar dem RSV mit 51:70 unterlagen. Auch in der diesjährigen EuroLeague Vorrunde in Bordeaux traf das Team von Trainer Moreno Paggi auf die Mittelhessen und verlor erneut, allerdings ohne große Gegenwehr, mit 64:82.
CD ONCE Andalucia (Spanien): Der Überflieger von der iberischen Halbinsel ist in Spanien aktuell Tabellenführer und hat auch seine Qualifikationsrunde im März im sächsischen Zwickau ohne Niederlage überstanden. Dabei schlug das Team aus Sevilla nicht nur Italiens Tabellendritten Santo Stefano, sondern auch den Zwickauer Gastgeber. Scharfschütze Diego de Paz, das Zwillingspaar Alejandro und Pablo Zarzuel sowie der Britte Jon Pollock sind dabei die zentralen Figuren im Team aus Andalusien, das noch nie auf den RSV traf.
CD Fundosa ONCE Madrid (Spanien): Das spanische Aushängeschild ist momentan nur die Nummer zwei im eigenen Land, aber dennoch ein internationales Schwergewicht. Bereits viermal standen die Madrilenen im Champions League Endspiel, konnten dieses aber nur 1997 gewinnen. Neben einer Vielzahl an spanischen Nationalspielern stehen im Kader des Rekordmeisters der Primera Division auch der Australier Shaun Norris und Englands Scharfschütze Terry Bywater. Doch die Weste des RSV gegen die Spanier ist bisher blütenweiß, viermal rollten die Hessen in vier bisherigen Begegnungen als Sieger vom Parkett.
Milton Keynes Aces (Großbritannien): Der Außenseiter von der Insel ist das Überraschungsteam im Konzert der Großen in Europa. Insgesamt acht britische Nationalspieler stehen im Kader der Aces, darunter auch Center Routinier Simon Munn. Für das Team aus Milton Keynes ist die diesjährige Teilnahme die Rückkehr auf die internationale Bühne, nachdem die Briten schon 1997 und 2000 den André-Vergauwen-Cup gewannen. Das bisher einzige Aufeinandertreffen mit dem RSV fand dabei 1997 zur RSV-Europa-Premiere statt, wobei die Hessen in Lissabon eine 28:58-Lehrstunde vom späteren Sieger des Wettbewerbs erhielten.
RSC-Rollis Zwickau (Deutschland): Auch international standen sich die deutschen Erzrivalen bereits dreimal gegenüber. 2005 in Wetzlar und 2007in Sheffield setzte sich der RSV im Champions League Halbfinale mit 79:61 und 59:48 zweimal durch, ehe im Semifinale des Vorjahres die Sachsen mit 69:55 triumphierten. 2004 und 2006 gewannen die Zwickauer bereits den André-Vergauwen-Cup und standen im Vorjahr gegen Galatasaray im Endspiel der Königsklasse.

RSV-Magazin Defense