Gerlach Topscorer beim Erfolg über München – Ohne Köhler und Peter
Tabellenführer RSV Lahn-Dill hat auch sein 15. Saisonspiel in der Rollstuhlbasketball-Bundesliga (RBBL) gewonnen. Gegen den deutschen Rekordmeister USC München rollte es bei den Mittelhessen jedoch erst nach der Pause, dennoch sahen die knapp 1.100 Zuschauer in der Wetzlarer August-Bebel-Sporthalle nach einer deutlichen Leistungssteigerung im zweiten Durchgang einen klaren 65:34 (11:8/23:19/47:29)-Erfolg über die bayrischen Gäste.
„Ohne zwei Starter mussten wir uns zunächst einmal auf die Verteidigung konzentrieren“, beschrieb nach der Schlusssirene RSV-Trainer Nicolai Zeltinger das Handicap nicht nur auf den für die kanadische Nationalmannschaft abgestellten Richard Peter, sondern auch noch auf den erkrankten Dirk Köhler verzichten zu müssen. Mit Kai Gerlach und Thomas Gundert in der Startformation gelang dies auch von Beginn an und die ebenfalls von starken Personalproblemen geplagten Münchner kamen in der Hälfte des Gastgebers kaum zu entscheidenden Spielzügen.
Doch mit einer äußerst engen und tief zurückgezogenen Verteidigung stellten auch die Münchner die ungewohnte Aufstellung des RSV Lahn-Dill vor arge Probleme. „Dass wir dann in der Offensive so schlecht zum Zuge kamen, war natürlich nicht geplant“, gab der 38-jährige Zeltinger dann auch mit Blick auf den ernüchternden 5:4 Zwischenstand nach acht Spielminuten unumwunden zu.
Auch ein Wechsel mit Marco Zwerger und Gesche Schünemann für Kai Gerlach und Patricia Cisneros nach dem ersten Spielviertel brachte hier kaum Verbesserung vor der in dieser Phase und ob des ungewohnt stockenden Angriffsschwungs verdutzten Kulisse. Und als München nach einem Dreier von Benjamin Ryklin zum 15:15 (16.) ausgleichen konnte und wenige Sekunden später durch Ben Döring gar mit 17:15 in Führung ging, wussten Mannschaft und Zuschauer, warum sich die Süddeutschen in den letzten Wochen Schritt für Schritt auf Platz drei in der Liga vorgespielt hatten.
Doch genau diese Führung des USC schien der Weckruf für die Mannschaft um Kapitän Joey Johnson zu sein. Johnson selbst, zweimal US-Pointguard Michael Paye und Schünemann schraubten das Ergebnis binnen zwei Minuten auf 23:17 (9.), mit dem der Tabellenführer aus Wetzlar zumindest vom Ergebnis her etwas beruhigter in die Kabinen rollen konnte.
Nach dem Seitenwechsel sahen die zahlreichen Fans dann wieder den RSV Lahn-Dill, den sie auch sonst in heimischer Spielstätte gewohnt sind: Einen druckvollen und das Spiel stets dominierenden Gastgeber, der dem Kontrahenten klar seinen Stempel des Spiels aufdrückte. So war es der 27-jährige Gundert, der mit dem 25:19 nur wenigen Sekunden nach Wiederbeginn einen 18:0-Lauf seines Teams einläutete. Was folgen sollte war nun ein schnelles und erfrischend lebendiges Spiel mit einem stark auftrumpfenden Kai Gerlach unter dem Brett, der mit seiner Schnelligkeit von der Münchner Defensive nun nicht mehr zu halten war. „Kai musste sich erst in seiner Rolle zurechtfinden, aber aus einer starken Verteidigung platzte dann auch der Offensivknoten“, so Trainer Zeltinger zum tollen Auftritt des Biebertaler Eigengewächses, das den Ausfall von Center-Routinier Köhler absolut kompensieren konnte.
Aber auch die fehlerfreie Leistung von Thomas Gundert über 40 Minuten Einsatzzeit und die Leistungssteigerung von Nationalspielerin Gesche Schünemann, die nach ihrer Verletzung in diesem Spiel endlich ihre Gefährlichkeit aus Distanz wieder fand, schloss Zeltinger ausdrücklich in sein Lob mit ein.
So war die Partie praktisch Mitte des dritten Viertels entschieden und sah den RSV Lahn-Dill beim 51:30 (34.) einem klaren Heimerfolg entgegen streben. Als dann in der 35. und 37. Spielminute auch noch zwei Dreier von Gerlach und Schünemann in die USC-Reuse einschwebten, waren bei Mannschaft und Fans die zähen Anfangsminuten vergessen und vergeben. Am kommenden Sonntag muss sich der RSV Lahn-Dill nun am drittletzten Spieltag der Hauptrunde beim stark abstiegsbedrohten RSC Osnabrück beweisen.
Lahn-Dill: Kai Gerlach (21/1 Dreier), Michael Paye (14), Gesche Schünemann (11/1), Thomas Gundert (6), Joey Johnson (5), Patricia Cisneros (4), Felix Schell (2), Marco Zwerger (2), Jan Kampmann (n.e.).
München: Benjamin Ryklin (15/1), Ben Döring (11), Markus Haberkorn (6), Florian Fischer (2), Sercan Ismail, Johanna Welin (n.e.).
Fotos von Jörg Theimer unter: http://gute-blende.fotoportopro.de/gallery.php?gallery=f6d77a111a2d9670.