81:59-Erfolg in Frankfurt – Bärenstarke erste 19. Spielminuten
Mit einem 81:59 (24:8/46:32/60:48) Start-Ziel-Sieg im Hessenderby bei den Mainhatten Skywheelers behauptete Rollstuhlbasketball-Bundesligist RSV Lahn-Dill am Samstag souverän die Tabellenführung gegenüber dem Erzrivalen aus Zwickau. Die Mittelhessen legten dabei eine berauschende erste Halbzeit auf das Parkett der Wilhelm-Merton-Sporthalle in Frankfurter Stadtteil Ginnheim. Überragende Akteure waren dabei die beiden Nordamerikaner Richard Peter und Michael Paye, die zusammen 53 Punkte erzielten.
Doch diese Punktausbeute täuscht etwas über die gleichzeitig starke Mannschaftsleistung der Gäste aus Wetzlar hinweg, denn während der RSV Lahn-Dill zwar auf der kürzesten Liga-Dienstreise mit Eisglätte auf der A5 zu kämpfen hatte, war es doch die geschlossene Teamleistung des gesamten Kaders, der gerade die Hausherren aus Frankfurt aufs Glatteis führte.
Ohne Youngster Jan Kampmann und Routinier Dirk Köhler angetreten, startete der RSV Lahn-Dill am Main nämlich mit einer ungewohnt kleinen Aufstellung, in der lediglich der ebenfalls stark erkältete Kapitän Joey Johnson für die Lufthoheit sorgen sollte. So war es nach wenigen Sekunden Nationalspielerin Gesche Schünemann, die aus der Halbdistanz das 2:0 für ihre Farben markieren konnte. In der Folge zog der Gast ein beeindruckendes Kombinationsspiel auf und spielte förmlich Katz und Maus mit den in dieser Phase chancenlos wirkenden Skywheelers. Während der Gastgeber in der Folge sich mehr mit den beiden Schiedsrichtern auseinandersetze als es sinnvoll erschien, zog der Tabellenführer aus Wetzlar über 12:4 (6.) und 30:15 (12.) unbeeindruckt und unter dem Jubel der mitgereisten Fans bis auf 46:19 (19.) davon. Erst in den letzten Sekunden vor der Halbzeitsirene verlor die Mannschaft von Trainer Nicolai Zeltinger dann ihre bis dato gezeigte taktische Disziplin und kassierte so noch 13 Punkte, darunter zwei Dreier von Frankfurts Kapitän Lars Lehmann.
Durch diese Unkonzentriert war die Partie trotz teils berauschender ersten 19 Minuten zum Seitenwechsel noch längst nicht entschieden. Die Skywheelers kamen nun mit einer starken kämpferischen Einstellung aus der Kabine und hatten beim 50:39 (24.) erstmals wieder die Chance die Partie zu kippen. In dieser Phase war insbesondere das Fehlen von Center-Hüne Köhler in der Defensive in vielen Situationen zu spüren, in denen die ansonsten beste Verteidigung der Liga nicht so viele Offensivrebounds zu lässt, wie an diesem Tag.
Dennoch verlor der sechsfache deutsche Meister aus Mittelhessen ob der zunehmenden physischen Spielweise und der teils wilden Angriffswellen der mit einer guten Moral ausgestatteten Frankfurter nicht die Nerven. Immer wieder agierten die Lahn-Diller abgeklärt, ließen Geduld walten und kamen so zu ihren wichtigen Punkten. War es zu Beginn des dritten Viertels vor allem der zweifache Paralympicssiegers Richard Peter, der hochprozentig traf, sorgte zu Beginn der letzten Spielabschnitts US-Pointguard Michael Paye für die endgültige Entscheidung zugunsten des Favoriten. Erst schloss er nach nur dreizehn Sekunden Spielzeit im vierten Viertel ein schulmäßig vorgetragenes Spielsystem mit einem Dreier zum 63:48 ab, ehe er mit zwei weiteren Körben das 69:50 (32.) erzielen konnte.
Als dann Frankfurts Nationalcenter Sebastian Wolk der intensiven Spielweise mit dem fünften Foul (34.) Rechnung tragen musste und Junioren-Nationalspieler Felix Schell gekonnt die sich ihm bietende Lücke zum 75:52 (35.) nutze, machte Marco Zwerger mit sechs Last-Minute-Punkten den Sack zu. Der vierte Dreier des besten Heimakteurs Lars Lehmann sorgte in der Schlussminute lediglich für ein wenig Ergebniskosmetik in einem sehenswerten und temporeichen Match, das allen Ansprüchen an ein solches Derby gerecht wurde.
Da auch Lahn-Dills Verfolger aus Zwickau souverän beim Tabellendritten Bonn siegte, kommt es nun am nächsten Wochenende in Sachsen zum absoluten Ligagipfel der beiden dominierenden Bundesligateams um die in Hinblick auf die Playoffs wichtige Tabellenspitze in der RBBL.
Frankfurt: Lars Lehmann (20/4 Dreier), Sebastian Wolk (14), Andreas Kress (9), Johannes Hengst (6), Silke Bleifuß (4), Kenon Kahsai (4), Jens Albrecht (2), Nora Schratz, Paul Sznabel, Jörg Wycisk.
Lahn-Dill: Richard Peter (27), Michael Paye (26/1), Joey Johnson (9), Kai Gerlach (6), Marco Zwerger (6), Gesche Schünemann (3), Patricia Cisneros (2), Felix Schell (2), Thomas Gundert.