Vorteil Zwickau nach dem ersten von zwei Endspielen um den Titel 2009

Bitteres viertes Viertel sorgt für große Hypothek im Rückspiel 18. April
So hatte sich der frisch gebackene Deutsche Pokalsieger seinen zweiten Auftritt binnen einer Woche im sächsischen Zwickau nicht vorgestellt. Bis zum Ende des dritten Viertels hatte der RSV Lahn-Dill das erste von zwei Endspielen noch im Griff, doch die letzten zehn Minuten sorgten mit einem 28:10-Lauf für den Erzrivalen aus Zwickau für lange Gesichter nach der Schlusssirene in der Sporthalle auf dem Scheffelberg. Am Ende unterlag der Titelverteidiger aus Wetzlar deutlich mit 62:76 (16:10/35:28/52:48) gegen den RSC-Rollis Zwickau und hat nun eine gewaltigen Hypothek im Rückspiel zu tilgen. „Die Aufgabe ist schwer, aber wir werden zurückkommen“, dokumentierte ein kämpferischer Trainer Nicolai Zeltinger nach der Partie die Wut im Bauch über diese Niederlage. Aber auch er musste attestieren, dass seine Mannschaft im letzten Viertel untergegangen ist. „Wir haben eine mutige und gute erste Halbzeit gespielt, doch zusammen mit dem Pokalfinale am vergangenen Sonntag haben wir wohl gedacht, dass das reicht. Ein fataler Trugschluss gegen eine Mannschaft wie Zwickau“, so Zeltinger weiter.
Den Beginn verschliefen die Gäste aus Wetzlar allerdings total. Nach vier Spielminuten hatte der RSV lediglich drei Ballverluste und vier geschossene Fahrkarten auf seinem Konto, während der Zwickauer Gastgeber mit 6:0 in Führung ging. Doch eine erste frühe Auszeit von Trainer Nicolai Zeltinger bewirkte die Wende. Nationalspieler Dirk Köhler war es wenig später vergönnt die ersten Punkte des Titelverteidigers und in der Folge selbst den 10:10-Ausgleich (7.) zu erzielen. Bis zum 16:10 zum Ende des ersten Viertels drehte der sechsfache deutsche Meister aus Mittelhessen den Spieß um, ehe die Sachsen eine Antwort fanden.
In der Folge nahmen die Intensität der kämpferischen Momente ebenso zu, wie die Belastung der beiderseitigen Foulkonten insbesondere auf den „unter-punktigen“ Positionen. Als Resultat verließen bei den Gastgebern Matthias Heimbach und Routinier Rostislav Pohlmann sowie beim Titelverteidiger Annika Zeyen und Dirk Köhler das Parkett der Zwickauer Sporthalle auf dem Scheffelberg. Auf Seiten des RSV Lahn-Dill bedankten sich nur wenige Sekunden nach ihrer Einwechselung Thomas Gundert mit einem ersten Defensiv-Rebound und im direkten Anschluss Gesche Schünemann mit einem Assists auf Topscorer Richard Peter für ihre Einwechselung bei Trainer Zeltinger. Als dann vier Minuten vor der Halbzeitsirene US-Pointguard Michael Paye einen Dreier zum 27:22 in die sächsische Reuse einschweben ließ, konnten sich die Wetzlarer Rollis erstmals etwas deutlicher vom Erzrivalen absetzen und mit einem vermeintlich komfortableren 35:28-Vorsprung in die Kabine gehen.
In die zweite Halbzeit startete jedoch abermals Zwickau erfolgreicher, auch wenn die Mannschaft um Kapitän Joey Johnson diesmal früher zurück ins Spiel fand. Doch so ganz schmeckte dem Gast, der noch in der Vorwoche an gleicher Stelle seinen sechsten Pokaltriumph feiern konnte, die inzwischen von den Gastgebern praktizierte taktisch kleine Aufstellung mit dem Österreicher Mehmet Hayirli und Günther Mayer nicht. Der 39:39-Ausgleich (25.) und in der gleichen Spielminute die erste RSC-Führung seit der Anfangsphase durch den polnischen Auswahlspieler Marcin Balcerowski zum 41:40 war die Konsequenz in einem Spiel, das beide Seiten nun auf Augenhöhe bestritten. Nach einem Dreier von Zwickaus Piotr Luszynski sowie auf der Gegenseite von zwei sicher verwandelten Freiwurfpunkten durch den Kanadier Peter, konnte der RSV Lahn-Dill mit zwei weiteren Punkten durch Center Köhler mit der Sirene einen knappen 52:48-Vorsprung nach drei Viertel behaupten.
Im abschließenden vierten Spielabschnitt geriet das erste Endspiel um den Titel 2009 dann zu einem ganz heißen Tanz. Die Sachsen bauten ihren Vorsprung, trotz des fünften Fouls von Matthias Heimbach, zunächst bis auf 63:58 (36.) und später bis auf 70:58 (37.) durch einen Dreier von Mateusz Filipski aus. Lahn-Dill bekam in dieser Phase vor allem RSC-Kapitän Luszynski nicht in den Griff, während sich dessen komplette Mannschaft in einen förmlichen Rausch spielte. Punkt für Punkt zogen die Sachsen nun davon, während das Spiel der Wetzlarer Rollis wie gelähmt wirkten. „Wir haben in dieser Phase taktisch alles versucht, aber es half nichts“, so Headcoach Zeltinger nach der Schlusssirene und der am Ende bitteren 62:76-Niederlage, für die auch eine äußerst schwache Freiwurfquote verantwortlich war.
Nun hat der RSV Lahn-Dill im Rückspiel einen 14-Punkte-Rückstand wettzumachen, was schwer aber nicht aussichtslos erscheint. Dennoch heißt der Favorit auf die Deutsche Meisterschaft 2009 nun RSC-Rollis Zwickau.
Zwickau: Piotr Luszynski (25/1 Dreier), Mateusz Filipski (24/1), Rostislav Pohlmann (11), Marcin Balcerowski (10), Mehmet Hayirli (2), Matthias Heimbach (2), Günther Mayer (2), Frank Oehme, Rainer Müller (n.e.).
Lahn-Dill: Richard Peter (25), Michael Paye (13/1), Dirk Köhler (10), Joey Johnson (8), Annika Zeyen (4), Gesche Schünemann (2), Kai Gerlach (n.e.), Thomas Gundert, Jan Kampmann (n.e.), Britta Kautz (n.e.), Felix Schell (n.e.), Marco Zwerger (n.e.).

RSV-Magazin Defense