1.100 Zuschauer sehen in Wetzlar die Taktik des Titelverteidigers aufgehen
Video: Beitrag des Hessischen Rundfunks aus der Sendung "Sport am Samstag"
Es war wieder einmal ein besonders Spiel in der Wetzlarer August-Bebel-Sporthalle. Dabei sorgte für diese Besonderheiten nicht nur die Tatsache, dass es das mit Spannung erwartete Hessenderby in der Rollstuhlbasketball-Bundesliga (RBBL) war oder aber die Rückkehr von der Frankfurter Nora Schratz und Stefan Donner an ihre alte Wirkungsstätte, sondern vor allem die umfangreichen technischen Rahmenbedingungen, damit das Hessische Fernsehen seine komplette Sendung „Sport am Samstag“ live aus der Heimstätte des RSV Lahn-Dill senden konnte. Am Ende sahen 1.100 Besucher vor Ort und die hr-Zuschauer an den Bildschirmen einen sicheren 67:46 (10:8/33:21/53:32)-Heimsieg der gastgebenden Wetzlarer Rollis gegen den RSC Frankfurt.
Knapp 1,3 Kilometer Kabel zogen vor dem Spiel die knapp 40 Mitarbeiter des hr zwischen dem Spielfeld in der August-Bebel-Sporthalle und den vor der Tür positionierten Übertragungswagen, um den TV-Zuschauern das Hessenderby nach Hause ins heimische Wohnzimmer liefern zu können. Doch im ersten Viertel sah es vor allem im Spiel der beiden Kontrahenten eher danach aus, als ob die sportlichen Protagonisten noch ein wenig auf der Leitung stehen würden: „Wir sind über nervös gestartet und zunächst überhaupt nicht in unser Spiel gekommen, vielleicht lag dies wirklich an den außergewöhnlichen Rahmenbedingungen“, zeigte sich RSV-Trainer Nicolai Zeltinger vom Beginn nicht wirklich angetan. Erst ein Dreier von Gesche Schünemann kurz vor Ende der ersten zehn Spielminuten löste die Verkrampfung zumindest beim Gastgeber aus Wetzlar und mit Beginn des zweiten Viertels rollte dann der RSV-Express, der zuhause seit Dezember 2007 ungeschlagen ist, in bekannter Manier.
Während sich die Frankfurter in ihrer Defensive ganz auf die lange Garde des RSV konzentrierten und diese am 17. Spieltag auch gut kontrollierte, verlagerte der sechsfache deutsche Meister seine offensiven Qualität in die Distanz, aus der im weiteren Verlauf der Partie insbesondere US-Pointguard Michael Paye und Nationalspielerin Schünemann fast nach Belieben trafen. Mit zusammen 45 Punkten erzielten die beiden Scharfschützen nahezu so viele Punkte wie das gesamte Team aus der Mainmetropole. Besonderen Anteil daran hatte aber auch Forward Thomas Gundert, der in der taktischen Aufstellung zusammen mit Gesche Schünemann ein ganz starkes Spiel machte und der 26-Jährigen immer wieder die Freiräume schaffte, die sie für ihre Gefährlichkeit aus der Distanz benötigte. „Die Lineup mit Thomas und Gesche hat wieder einmal gezeigt, dass wir Dank unseres qualitativ großen Kaders viele taktische Variationen haben“, lobte Zeltinger neben seinen Scharfschützen vor allem den ebenfalls 26-jährigen Gundert.
So war bereits zur Halbzeit der Vorsprung der Hausherren gegenüber dem Team des Lahnauer Trainers Stefan Donner auf zwölf Zähler Differenz angewachsen und nach einer sehenswerten Pauseneinlage der Wetzlarer Turntalentschule, sollte sich dieser Trend weiter fortsetzen. Über 41:24 (23.) und 56:32 (32.) steuerte die Mannschaft um Kapitän Joey Johnson so bereits vorzeitig auf einen weiteren sicheren Heimsieg zu, während die Trefferquote der Frankfurter Gäste weiter im Keller blieb. „Unsere Taktik ist aufgegangen. Wir haben ganz bewusst den Frankfurter Spielern viel Freiraum gelassen, die normalerweise keine hohen Wurfquoten aufweisen und diese Rechnung ist heute absolut aufgegangen“, so Nicolai Zeltinger in seiner weiteren Analyse nach dem Derby.
So wussten auf Seiten der Mannschaft um die Ex-Wetzlarerin Nora Schratz lediglich Center Sebastian Wolk und insbesondere Nachwuchstalent Johannes Hengst zu gefallen. Am Ende herrschte so eine Woche nach dem Topspiel gegen den RSC-Rollis Zwickau erneut Hochstimmung unter den Wetzlarer Fans, die sich nun fünf Wochen auf den nächsten Heimauftritt des Titelverteidigers gedulden müssen. Denn dann kommt es am 21. März zum Rückspiel im Playoff-Halbfinale, dessen Gegner zwischen den Frankfurtern und dem ASV Bonn erst am letzten Spieltag der Hauptrunde in zwei Wochen ermittelt wird. An diesem Spieltag bestreitet der RSV Lahn-Dill seine letzte Rundenpartie beim RSC Osnabrück.
Lahn-Dill: Michael Paye (26/1 Dreier), Gesche Schünemann (19/2), Joey Johnson (8), Dirk Köhler (3), Richard Peter (3), Thomas Gundert (4), Kai Gerlach (2), Felix Schell (2), Annika Zeyen, Marco Zwerger, Jan Kampmann (n.e.).
Frankfurt: Sebastian Wolk (12), Andreas Kress (9), Johannes Hengst (8), Lars Lehmann (5), Kenon Kahsai (4), Jörg Wycisk (4), Jens-Eike Albrecht (2), Silke Belifuß (2), Heike Friedrich, Nora Schratz.