Nach dem dreifachen Triumph bei der Sportlerwahl 2008 in Wetzlar mit den Titeln für Annika Zeyen, Dirk Köhler und der Mannschaft wurde auch der Galaabend im Rahmen der Sportlerwahl Mittelhessens zum Triumphzug für die Rollis aus Wetzlar. Einen hervorragenden dritten Platz für Nicolai Zeltinger bei der Wahl zum Trainer des Jahres 2008 hinter Wolfgang Hambüchen (Turnen) und HSG Wetzlar-Trainer Volker Mudrow folgten der Titel Sportlerin des Jahres für Annika Zeyen und der der Mannschaft des Jahres für den RSV Lahn-Dill.
Rund 300 geladene Gäste aus Sport, Politik und Wirtschaft erlebten einen von FFH-Moderator Björn Seipp moderierten Abend der sportlichen Superlative, bei dem sich Weltmeister, Olympia und Paralympic-Teilnehmer sowie deren Trainer auf der Bühne die sprichwörtliche Klinke in die Hand gaben. Umso erfreulicher, dass einmal mehr der RSV Lahn-Dill überaus erfolgreich im gesellschaftlichen Rampenlicht stand.
Bei der Wahl zum Trainer des Jahres belegte RSV-Erfolgscoach Nicolai Zeltinger dabei einen hervorragenden dritten Platz und musste sich nur von Wolfgang Hambüchen, Vater und Trainer von Turnstar Fabian Hambüchen, und dem in der Szene anerkannten Trainer des Handball-Bundesligisten Volker Mudrow geschlagen geben. Während sich diese Entscheidung durch hauchdünne Abstände bei den Prozentpunkten auszeichnete, folgte bei der Wahl zur Sportlerin des Jahres ein kleiner Erdrutsch. Mit über 40 Prozent der gut 12.000 abgegebenen Stimmen deklassierte Paralympic-Silbermedaillengewinnerin Annika Zeyen ihre Konkurrenz in beeindruckender Manier. Und auch der Titel Mannschaft des Jahres ging erneut an den RSV Lahn-Dill, der sich damit als Rekordsieger in die Analen der durch den Giessener Anzeiger und das Warenhaus Karstadt ausgerichteten traditionellen Veranstaltung eintrug.
Laudatio „Mannschaft des Jahres 2008“ durch den langjährigen DBB-Rechtswart und Wetzlarer Juristen Wolfgang Schreier:
Es ist eine herausragende Leistung, wenn eine Mannschaft sich im Feld der Konkurrenten behaupten kann, wenn sie im Kampf um Titel im nationalen oder sogar internationalen Vergleich Spitzenpositionen erreicht.
Viel herausragender ist für mich jedoch die Leistung, sich selbst zu überwinden. Tägliches oder zumindest mehrmaliges Training in der Woche, zum Teil sich immer wiederholende Übungen, bis etwas sitzt, das Zusammensein mit Mannschaftskameraden, eventuelle Auseinandersetzungen mit ihnen, die Wettkampfvorbereitung, lange Fahrten zu Wettkämpfen, die Erkenntnis, dass man nicht immer gewinnen kann: Das ist der mühsame Weg zum Sieg, manchmal zum Sieg über sich selbst. So gesehen, haben alle Mannschaften, die sich dieser Abstimmung gestellt haben, den Sieg verdient, den Titel Mannschaft des Jahres.
Es gehört aber nun mal zu den Gesetzen des Sports, und zu den meisten Regularien von Wettkämpfen, dass nur einer den Sieg erringen und damit auch nur eine Mannschaft mit dem Titel Mannschaft des Jahres gekürt werden kann.
Natürlich sind Sie alle gespannt, auf wen die Wahl gefallen ist. Bis hierher konnte ich die Spannung ja noch hoch halten. Die Erfolge des Teams aufzählen hieße die berühmten Eulen nach Athen zu tragen und den Schleier des Geheimnisses sofort zu lüften. Versuchen wir die Spannung noch etwas hoch zu halten.
Die wahre Stärke eines Teams zeigt sich nicht in ihren Siegen, sondern in ihren Niederlagen. Dies zeichnet in besonderem Maße auch die diesjährige Mannschaft des Jahres aus. Die Niederlagen sind zwar selten geworden, dafür waren sie im letzten Jahr umso schmerzhafter. Natürlich saß die Enttäuschung tief. Besonders nach zwei Niederlagen um einen nationalen und einen internationalen Titel.
Doch aus diesen Niederlagen schöpfte das Team die Kraft und den Willen zurückzuschlagen. Das Team zeigte Größe. Die verschworene Gemeinschaft. das professionelle Umfeld, die treuen und begeisterungsfähigen Fans, sie alle schworen sich noch in der Stunde der Niederlage, auf ein Neues.
Was die Größe und Stärke eines Teams ausmacht, zeigt sich aber nicht nur in der sportlichen Leistung, sondern auch in seinem Umfeld. Und nichts demonstriert diese Qualitäten und Stärken mehr als die Tatsache, dass immer wieder Weltklasse Sportler den Weg nach Mittelhessen finden, um in diesem Team spielen zu können.
Es gibt wohl keine Mannschaft und keinen Verein in Mittelhessen, die in den letzten Jahren national und international so viel Aufmerksamkeit und Beachtung gefunden haben, wie unsere diesjährige Mannschaft des Jahres. Als dieses Team vor Jahren zum ersten Mal auf dieser Bühne stand, war diese Truppe noch weitgehend unbekannt und ihr Triumph bei dieser Sportlerwahl gegenüber den Großen der Szene eine kleine Sensation.
Heute, über zehn Jahre danach, sind sie nicht nur in Mittelhessen sondern in ihrer Sportart weltweit eine große Nummer. Inzwischen sind sie auf den Siegerpodesten zuhause, mit sportlichem Edelmetall kennen sie sich aus wie kein zweites Team der Region. Bis ins Weltpokalfinale im fernen Japan hat sie ihr Weg geführt, der ohne Skandale oder die im professionellen Sport heute leider auch üblichen negativen Randerscheinungen verlief.
Und sie sind weiter hungrig, egal ob es um deutsche Meistertitel, Pokalsiege, die europäische Champions League oder Sportlerwahlen wie heute geht. Sechs Sportler des Teams waren in Peking, dazu noch zwei Funktionäre. Und last but not least ist das soziale Engagement des Teams beispielhaft für die Region.
Sie treten als Einheit auf, ob im Sport oder auf der politisch gesellschaftlichen Bühne. Sie verkörpern den Spaß an ihrer Sportart und sind stolz darauf, für sich einen wertorientierten Professionalismus zu beanspruchen. Sie sind anders und dies ganz bewusst und für sie selbstverständlich! Sie konsumieren nicht nur, sondern sie versuchen ebenso bewusst der Region, ihrer Heimat, etwas zurückzugeben, indem sie als offizieller Botschafter der Region Mittelhessen internationale Großereignisse in die Region holen.
Bei dieser Vorgeschichte ist es nicht weiter verwunderlich, dass sie im Jahr 2008 ihren sechsten deutschen Meistertitel gewannen, den fünfzehnten Titel binnen zwölf Jahren, aktueller und ungeschlagener Tabellenführer der Bundesliga sind, wir uns im Mai auf das Champions League Finale in Wetzlar freuen dürfe und sie die Sportlerwahl heute in Gießen gewonnen haben.
Meine Damen und Herren, Mannschaft des Jahres ist ein Team, zu dem ich eine ganz besondere Beziehung habe. Mannschaft des Jahres 2008 ist der RSV Lahn-Dill!
Laudatio „Sportlerin des Jahres 2008“ durch Nationalspielerin und Vorjahressiegerin Gesche Schünemann:
Als sie 2004 aus dem Rheinland nach Mittelhessen wechselte, galt sie als eine der talentiertesten Spielerinnen Deutschlands, als Rohdiamant mit einer glänzenden Perspektive.
Heute, viereinhalb Jahre später, hat sie 150 Länderspiele absolviert, hat internationales Edelmetall gewonnen und sich mit ihrem Vereinsteam mehrfach in die Siegerlisten der Deutsche Meisterschaft, des Deutsche Pokals und der europäischen Champions League eingetragen. Heute, viereinhalb Jahre später, ist sie auf ihrer Position die beste Spielerin in der Welt. Und das alles mit erst 23 Jahren!
In der deutschen Nationalmannschaft ist sie inzwischen unersetzbar. Ein Erfolg wie die Bronzemedaille bei der WM 2006 in Amsterdam oder aber die Silbermedaille bei den Paralympics 2008 in Peking wären ohne ihre Leistungen nicht vorstellbar.
In ihrem Vereinsteam ist sie trotz internationaler Spielerkonkurrenz eine Schlüsselspielerin. Die deutschen Meisterschaften 2005, 2006, 2007, 2008 und die aktuelle Tabellenführung mit ihrem Team aus Wetzlar sind untrennbar mit ihrem Namen verbunden.
Zu ihrer rein sportlichen Qualität gesellt sich ihr integrativer Charakter, ihre Teamfähigkeit, ihre Bereitschaft sich in den Dienst der Mannschaft zu stellen und sich dem gemeinschaftlichen Erfolg unterzuordnen. Eigenschaften die nur außergewöhnliche Sportgrößen auszeichnet.
Gemeint ist meine Mannschaftskollegin beim RSV Lahn-Dill und in der deutschen Rollstuhlbasketball-Nationalmannschaft. Sportlerin des Jahres ist: Annika Zeyen!