Kanadisches Duell geht klar an Johnson und Peter – Topscorer Michael Paye
Es war bereits das 41. Duell der beiden deutschen Topteams, doch auf so wenig Gegenwehr wie am vergangenen Samstag ist Rollstuhlbasketball-Bundesligist RSV Lahn-Dill in der Bonner Sporthalle Tannenbusch noch nie getroffen. So wurde die schwere Auswärtshürde beim ASV Bonn mit einem 87:39 (24:7/46:25/68:28)-Erfolg und einer überzeugenden eigenen Leistung fast im Schongang genommen und damit der Platz an der Tabellenspitze auch nach dem 13. Spieltag souverän verteidigt.
Auf ein hartes Stück Arbeit und vor allem hohe physische Intensität hatte RSV-Trainer Nicolai Zeltinger die Mannschaft noch 30 Minuten vor dem Spiel beim Tabellenvierten vorbereitet und dies schien nach den ersten drei Spielminuten auch von Nöten, als der Gastgeber aus der ehemaligen Bundeshauptstadt durch einen Treffer von Tarik Cajo mit 5:4 in Front ging. Zuvor hatte Geburtstagskind Adam Lancia bereits nach wenigen Sekunden den Korbreigen eröffnet. Doch weitere Geschenke wollte der RSV Lahn-Dill dem Kanadier an seinem 29. Geburtstag anscheinend nicht gewähren, denn im Gegenzug leiteten gerade Lancias Landsmänner Joey Johnson und Richard Peter mit fünf eigenen Punkten einen Lauf des Gastes aus Mittelhessen ein, der selbst zur Verblüffung der mitgereisten Fans erst beim 22:5 (9.) enden sollte.
ASV-Headcoach Martin Otto versuchte in dieser Phase alles, nahm eine Auszeit, wechselte seine Formation durch, doch nichts schien mehr beim ambitionierten Champions League Teilnehmer 2009 Früchte zu tragen. Insbesondere Adam Lancia, bis dato mit einem Schnitt von über 26 Punkten pro Partie Bundesliga-Topscorer, blieb überraschend blass, wobei er auch wenig Unterstützung durch seine Teamkollegen erhielt. Lediglich Bonns Nationalspieler Thomas Becker nutzte die sich ihm bietenden Chancen konsequent aus und hatte wenig später zur Halbzeit bereits 16 Punkte gegen den amtierenden Meister aus Wetzlar auf seinem Konto.
Die Mittelhessen selbst ließen sich aber auch davon nicht aus der Ruhe bringen, spielten entschlossen und mit einer teils traumwandlerischen Sicherheit im Passspiel und im Abschluss ihren Stiefel in der souveränen Art eines wahren Tabellenführers herunter. So war schon zur Pause nach den 31:12 (15.) und 41:18 (18.)-Zwischenständen absehbar, dass diese Partie genauso wie das kanadische Duell zwischen Johnson und Peter auf Wetzlarer und Lancia auf Bonner Seite frühzeitig entschieden sein sollte.
Auch nach dem Seitenwechsel spielte der Gast trotz seiner hohen Führung weiter konzentriert und schloss seine Angriffe hochprozentig ab. Allerdings dürften auch 16 eigene Ballverluste unter dem Strich Trainer Nicolai Zeltinger nicht wirklich erfreut haben, doch diese dürfen über eine bärenstarke Teamleistung an diesem Samstag nicht hinweg täuschen: Ein Reboundverhältnis von 51:26 zeugt von der klaren Überlegenheit unter den Körben, elf direkte Ballgewinne vom defensiven Druck auf den Gegner und letztendlich 24 Assists von der mannschaftlich geschlossenen Spielfreude im Team des RSV Lahn-Dill.
So war es dann auch weiter nicht verwunderlich, dass das Spiel auch im letzten Abschnitt von den Bonnern nicht mehr auf den Kopf gestellt werden konnte und die Hessen über 75:32 (35.) den höchsten Erfolg in ihrer der Bundesligageschichte gegen den dreifachen Meister vom Rhein feiern konnten. Wie die gemeinsame Geburtstagsparty des kanadischen Trios in Diensten der beiden Kontrahenten am Samstagabend im Anschluss an die Partie des 13. Spieltages in der RBBL verlief ist dagegen unbekannt.
Am kommenden Wochenende wartet nun mit den Köln 99ers ein weiterer Konkurrent aus dem Rheinland auf die Mannschaft des Titelverteidigers. Dabei muss der RSV in eigener Halle um 16 Uhr jedoch auf seinen Kapitän verzichten, denn Joey Johnson muss in der kommenden Woche an die kanadische Nationalmannschaft abgestellt werden, während Richard Peter wiederum von den Nordamerikanern freigestellt wurde.
Bonn: Thomas Becker (23), Adam Lancia (9), Tarik Cajo (2), Edina Müller (2), Alexander von Reth (2), Jan Haller (1), Mareike Adermann, Sven Fischer, Jörg Hilger, Björn Lohmann.
Lahn-Dill: Michael Paye (24), Richard Peter (23), Joey Johnson (15), Dirk Köhler (8), Gesche Schünemann (7), Kai Gerlach (4), Thomas Gundert (4), Annika Zeyen (2), Felix Schell, Marco Zwerger, Jan Kampmann (n.e.).