76:60-Erfolg über die Rheinländer- Kai Gerlach mit starker Leistung
Spannend, kämpferisch und hochklassig, so kann das Duell des vierten Spieltages in der Rollstuhlbasketball-Bundesliga zwischen dem RSV Lahn-Dill und dem ASV Bonn bezeichnet werden. Rund 950 Zuschauer wurden so am Samstagabend in der Wetzlarer August-Bebel-Sporthalle bestens unterhalten und durften sich am Ende zusätzlich über einen verdienten 76:60 (15:12/38:30/60:48)-Heimsieg der Mittelhessen über den letzt jährigen Halbfinalisten aus der ehemaligen Bundeshauptstadt freuen. Eine starke Leistung bot dabei Eigengewächs Kai Gerlach, der für den weiterhin verletzt ausfallenden Center Dirk Köhler bestens in die Breche sprang, auch wenn zu erkennen war, dass der Routinier den Wetzlarern insbesondere physisch fehlte.
„Kai hat einen prima Job gemacht, mit diesem Spiel ist er definitiv in der Bundesliga angekommen und braucht sich vor den großen Namen nicht mehr zu verstecken", so RSV-Trainer Nicolai Zeltinger, der voll des Lobes über den Auftritt des erst 21-jährigen Biebertalers war. Auf der anderen Seite droht dem Titelverteidiger der längerfristige Ausfall von Centerhüne Dirk Köhler, dessen medizinische Diagnose Mannschaftsärztin Petra Michel-Leutheuser so formulierte: "Das MRT hat ergeben, dass Dirk zwei Vorwölbungen seiner Bandscheiben hat, eine ist dabei so stark, dass man hier schon fast von einem Bandscheibenvorfall sprechen kann", so die 45-jährige Ärztin aus Lich. Wenn die Behandlungen anschlagen und sich alles positiv entwickelt, dann könnte Köhler eventuell bis zum Topspiel in Zwickau in drei Wochen wieder fit sein, doch dies steht zum jetzigen Zeitpunkt leider noch in den Sternen.
Die Zuschauer sahen am Samstagabend von Beginn an ein packendes Spiel zweier gut aufgelegter Teams, die sich auf dem Parkett der August-Bebel-Sporthalle während der gesamte 40 Spielminuten nichts schenkten, was auch durch 31 Fouls, davon drei so genannte Unsportliche, auf beiden Seiten unterstrichen wurde. Ohne dass das Spiel auch nur im Ansatz als unfair zu bezeichnen war, bestimmte ein harter Kampf das Geschehen zwischen den beiden Körben. Kamen die Wetzlarer Gastgeber mit 10:4 (5.) besser aus den Startlöchern, ließ sich der Konkurrent aus dem Rheinland in der Folge nicht abschütteln und zeigte insbesondere über seinen kanadischen Neuzugang Adam Lancia erfrischenden Basketball. In der elften Spielminute war eine zwischenzeitliche 14:8 (8.)-Führung dann beim 15:16 bereits aufgebraucht. Nach einem Dreier von US-Pointguard Michael Paye zum 18:16 (12.) wogte das Match über 23:22 (15.) bis zum 30:30 (18.) ausgeglichen hin und her. Erst mit einem Endspurt bis zur Halbzeitsirene, sicherte sich der RSV Lahn-Dill auch durch fünf Punkte seines vor allem kämpferisch vorbildlichen Kapitäns Joey Johnson zur Pause einen ersten deutlicheren Vorsprung.
Nach dem Seitenwechsel konnten die Bonner Gäste Tempo und Konzentration jedoch nicht mehr auf diesem hohen Niveau halten. War Neuzugang Lancia in der ersten Halbzeit noch Dreh- und Angelpunkt der Mannschaft von Neu-Trainer Martin Otto, sanken auch seine statistischen Quoten in den zweiten 20 Minuten klar ab. Der RSV Lahn-Dill nutzte diese Schwächephase des ASV im dritten Viertel eiskalt aus und zog durch acht Punkte von Topscorer Michael Paye bis auf 58:39 (36.) davon. Doch wer nun glaubte die Messe sei zugunsten des Titelverteidigers gelesen, der musste sich eines besseren belehren lassen. Während RSV-Trainer Zeltinger seinen Leistungsträgern wichtige Pausen gönnte, nutzte der dreifache Meister aus Bonn seine sich dadurch bietenden Chancen insbesondere über Nationalspieler Thomas Becker und verkürzte seinerseits erneut bis auf 52:61 (34.). Doch was diese erneute Spannung heraufbeschwor, war letztendlich auch in der Schlussphase der entscheidende Schlüssel zum verdienten Sieg, denn nachdem Zeltinger in den letzten sechs Spielminuten seine ausgeruhte "Starting Five" wieder auf das Feld rollen ließ, war die Partie spätestens bei 67:52 (36.) entschieden. Dennoch verlor der RSV, allerdings durchaus verschmerzbar, seine Tabellenführung an den RSC Frankfurt, der in Berlin einen Kantersieg einfuhr und nun punkt- und korbdifferenzgleich die Mittelhessen dank der höheren Gesamtpunktzahl hauchdünn überflügelte. Am kommenden Wochenende muss der nun auf Rang zwei abgerutschte RSV bei den Köln 99ers antreten.
Lahn-Dill: Michael Paye (23/1 Dreier), Joey Johnson (17), Richard Peter (12), Kai Gerlach (10), Annika Zeyen (6), Thomas Gundert (4), Gesche Schünemann (2), Marco Zwerger (2), Felix Schell, Jan Kampmann (n.e.).
Bonn: Adam Lancia (23), Thomas Becker (21), Tarik Cajo (10), Sven Fischer (2), Jörg Hilger (2), Björn Lohmann (2), Mareike Adermann, Jan Haller, Britta Kautz, Edina Müller, Tim Osterhammel.