Kantersieg an der Mosel – starkes Debüt von Richard Peter
Zum Auftakt in die Saison hat Rollstuhlbasketball-Bundesliga RSV Lahn-Dill nur so vor Spielfreude gestrotzt und sich durch einen 102:35 (34:8/52:17/77:30)-Kantersieg beim RSC-Rollis Trier bereits am ersten Spieltag an die Tabellenspitze katapultiert. Ein überzeugendes Debüt in der höchsten deutschen Spielklasse hat dabei Neuzugang Richard Peter gezeigt, der neben einer zweistelligen Punkausbeute insbesondere durch ein hervorragendes Auge seine Mitspieler bestens in Szene setzte.
Fast wirkte es so, als verstünde sich der kanadische Nationalspieler trotz der kurzen Vorbereitungszeit durch die Paralympics in Peking schon blind mit seinen neuen Mitspielern aus Mittelhessen. In Vertretung des noch fehlenden US-Pointguards Michael Paye zog der Routinier aus Nordamerika ruhig und abgeklärt die Fäden im Spiel der Wetzlarer Rollis. Sechs Ballgewinne und weitere sechs Assists zeugen dabei von einem starken Auftritt des RSV-Neuzugangs an der Mosel.
Neun Sekunden dauerte es in der Trierer Sporthalle auf dem Wolfsberg, ehe Dirk Köhler die ersten Saisonpunkte aus der linken Mitteldistanz in der Reuse der Gastgeber versenkte. Bis zum 6:4 (3.) konnte Trier, das in der Vorwoche noch seinen Topscorer Dirk Passiwan zum italienischen Erstligisten Dream Team Taranto ziehen lassen musste, zunächst gegenhalten, doch bis zum Ende des ersten Spielviertels wurde die Mannschaft von Spielertrainer Marco Hopp dann förmlich überrollt. Bis auf 27:4 (9.) zog der sechsfache deutsche Meister davon, woran auch neun erfolgreiche Freiwürfe aus elf Versuchen einen maßgeblichen Anteil hatten. Und als Kapitän Joey Johnson mit der Viertelsirene noch einen Dreier einschweben ließ, war die Stimmung unter den rund 30 mitgereisten RSV-Fans fast überschwänglich.
In den ersten sechs Minuten des zweiten Spielabschnitts folgte dann jedoch die schwächste Phase der Lahn-Diller, als sie nur vier magere Pünktchen erzielen konnten, während Trier zum 15:38 (16.) verkürzen konnte. Doch nach einer Auszeit und drei Punkten des starken Marco Zwerger war der RSV wieder zurück in der Erfolgsspur. Und als die beiden Silbermedaillengewinnerinnen von Peking, Gesche Schünemann und Annika Zeyen, mit einem Dreier und einem weiteren Korbleger binnen der letzten sechs Sekunden vor der Halbzeitpause das Ergebnis gar noch auf 52:17 schraubten, träumten die Zuschauer bereits vom ersten Hunderter des RSV Lahn-Dill seit dem 20. Januar 2007 beim 102:60 gegen Bayreuth.
Dass es letztendlich auch so kam, verdankte der Gast aber auch seinem überraschend hohen Spielverständnis zu diesem frühen Zeitpunkt der Saison. Insgesamt 20 Assists und elf Ballgewinne, einem unter den Brettern dominierenden Centerduo Johnson und Dirk Köhler mit zusammen 25 Rebounds und einer geschlossenen Teamleistung, bei der alle Akteure punkteten und mindestens acht Minuten auf dem Trierer Parkett standen, sind Ausdruck einer starken Saisonpremiere, die auch Trainer Nicolai Zeltinger überzeugte. Der 36-jährige sportliche Leiter sah dann nach dem Seitenwechsel die Zwischenstände 68:25 (27.) und 86:30 (34.), ehe es Center Kai Gerlach war, der 74 Sekunden vor der Schlusssirene den Hunderter zum 100:35 perfekt machte. Auf Trierer Seite wurde im gesamten Verlauf der Partie das Fehlen des langjährigen absoluten Schlüsselspielers Dirk Passiwan offensichtlich. Mit dem erst 18-jährigen Andre Hopp, der die Wetzlarer mehrmals mit Dreiern jenseits der sieben Meter-Marke überraschte, besitzt das Team von der Mosel jedoch einen Rohdiamanten, der in der Bundesliga noch für die ein oder andere Schlagzeile sorgen dürfte.
Unter dem Strich darf der Saisonstart des alten und neuen Tabellenführers jedoch als absolut gelungen angesehen werden. Mit der in Trier an den Tag gelegten Spielfreude, darf sich der RSV Lahn-Dill wie seine Fans in der heimischen Region auf eine interessante Heimpremiere am kommenden Samstag um 16 Uhr in der Wetzlarer August-Bebel-Sporthalle gegen den deutschen Rekordmeister USC München freuen. Mit einem überraschenden Paukenschlag warteten auch die Köln 99ers auf, die im brisanten rheinischen Derby beim letztjährigen Vierten ASV Bonn gewannen. Sicher startete dagegen der große RSV-Rivale aus Zwickau in die neue Spielzeit. Die Sachsen setzten sich souverän mit 71:49 in München durch, dem kommenden Gegner der Wetzlarer Rollis.
Trier: Andre Hopp (17/3), Sascha Gergele (5), Viktor Hammerschmidt (5), Marco Hopp (4), Uwe Bleiker-Schulze (2), Dirk Schmitz (2), Frank Doesgen, Peter Müller, Peter Schwickert.
Lahn-Dill: Joey Johnson (28/2), Dirk Köhler (23), Marco Zwerger (14), Richard Peter (13), Kai Gerlach (7), Gesche Schünemann (7/1), Felix Schell (4), Annika Zeyen (4), Thomas Gundert (2), Jan Kampmann (2).