Chinesische Mauer erlebt neues Kapitel ihrer langen Geschichte

In ihrer über 2000-jährigen Geschichte hat die chinesische Mauer schon das ein oder andere historische Ereignis nahezu schadlos überstanden. Auf über 6.350 Kilometer schützte sie einst das chinesische Reich vor den Nomadenvölkern im Norden, doch am vergangenen Dienstag erlebte das altehrwürdige größte Bauwerk der Welt eine bisher ungekannte "Invasion", als die deutsche Rollstuhlbasketball-Nationalmannschaften der Damen und Herren rund 70 Kilometer nördlich von Peking in Badaling ihren touristischen Angriff startete.
Es sollte vor dem Auftakt der paralympischen Wettbewerbe am Sonntag ein teambildender Ausflug zur UNESCO Welterbe-Stätte werden, doch als die 38-köpfige Schar der sportlichen Ausflügler am Fuße der ehemaligen Grenzbefestigung ankam, stand sie vor einer bisher ungekannten Herausforderung: Wie sollten die 19 Rollstuhlfahrer unter den erwartungsfrohen Paralympic-Teilnehmern die ebenfalls historisch anmutende Gondelbahn vom Busparkplatz hinauf zur 300 Höhenmeter oberhalb gelegenen Mauer benutzen. Die örtlichen Bediensteten dieser Bergbahn standen vor einer offensichtlich unerwarteten Aufgabe.

Verschärft wurde der Druck auf die im Laufe der Lösungsfindung auf rund 25 Personen angewachsene bemühte Mitarbeiterschar durch ein anwesendes Fernsehteam der ARD, das die inzwischen fast skurril anmutende Szene aufmerksam und mit laufenden Kameras genüsslich verfolgte. Rund 50 Hände trugen, schoben und hoben die Rollstuhlbasketballer nun über Treppenstufen und Gebäudeabsätze bis an die Türen der Godelkabinen. Dort angekommen wurde die Bergbahn kurzerhand gestoppt, Kabine für Kabine zur Hälfte mit den sportlichen Protagonisten und zur anderen Hälfte mit den in handliche und vor allem in die Gondel passenden Teilen der zerlegten Rollstühle „bestückt“ und los konnte die ungewöhnliche Sonderfahrt gehen.

Mit viel Improvisation, engagiertem Bemühen und persönlichem Einsatz schafften es die chinesischen Gastgeber 38 neue Freunde aus dem fernen Europa zu gewinnen. Und auch die erstaunten anderen Touristen auf dem eindrucksvollen und in strahlendem Sonnenschein erscheinenden Bauwerk, wurden so mit einem ungewohnten Anblick überrascht. Unzählige Fotos mit und von den deutschen Rollstuhlbasketballern – um, auf und neben der Mauer – rundeten für alle Beteiligten einen nicht ganz gewöhnlichen Tag im Reich der Mitte ab.

RSV-Magazin Defense