Halbfinalerfolg über Bonn sichert auch Champions Cup Platz im kommenden Jahr

Sichtlich genossen die Spieler um Kapitän Joey Johnson nach der Schlusssirene das Bad in Menge, die das Team während der gesamten Spielzeit frenetisch angefeuert hatte. Unterdessen verabschiedete sich auf Seiten der Bonner ein ganz großer der Szene aus der Bundesliga. Für Martin Otto, der nach der Saison seine aktive Laufbahn beendet, bedeutete das Halbfinal-Aus nach 14 Jahren beim ASV und in der höchsten deutschen Spielklasse der Abschied aus der Bundesliga. Für die Rollis aus Wetzlar dagegen kommt es in den beiden Finalspielen um den nationalen Titel Mitte April nun erst zum Saison-Höhepunkt in der Liga. Dort trifft der RSV nun auf den langjährigen Rivalen RSC Zwickau, der seine Ambitionen auf den Titel nach der überraschenden Hinspielniederlage in Frankfurt mit einem 72:48-Kantersieg über die Hessen eindrucksvoll untermauerte.

Angespornt vom knappen Resultat vor zwei Wochen am Rhein und mit dem Ziel dem Kontrahenten von Beginn an zu zeigen wer der Herr im Haus ist, begannen die Gastgeber wie die Feuerwehr. Insbesondere die beiden Nordamerikaner Johnson und Pointguard Michael Paye drückten der Wetzlarer Offensive ihren Stempel auf, während die eigene Verteidigung gut organisiert den Bonnern arge Probleme bereitete. Nach dem 9:2 (5.), ließ der US-Amerikaner Paye vor den Augen seiner extra aus Detroit angereisten Eltern einen Dreier zum 17:6 (8.) in die ASV-Reuse einfliegen und unterstrich damit die Entschlossenheit der Mittelhessen. Bis zum 24:12 (13.) schien für den favorisierten fünffachen Titelträger alles perfekt nach Plan zu laufen, ehe das bereits dritte Foul gegen Center Johnson erstmals für Sorgenfalten auf der Stirn von Head Coach Nicolai Zeltinger sorgte.

Auch wenn der nun für den Kanadier eingewechselte Kai Gerlach für seinen Kapitän eindrucksvoll in die Bresche sprang und eine sehr starke Partie absolvierte, merkte man dem gesamten Team des Gastgebers nun an, dass ihm sein mentales und physisches Herzstück auf dem Parkett fehlte. Und dies bemerkte natürlich auch der routinierte Gast aus der ehemaligen Bundeshauptstadt sofort und nutzte die leichte Verunsicherung eiskalt und schnell zum 28:24 (19.)-Anschluss. Erst ein weiterer Dreier von Michael Paye zum 31:24 in der gleichen Spielminute läutete noch rechtzeitig vor der Pause die erneute Wende ein, zumal auch auf der Gegenseite das Centerduo Otto und Thomas Becker mit jeweils drei Fouls belastet war.

Nach dem Seitenwechsel war dann jedoch wieder der absolute Siegeswille der Hessen für jeden in der Halle förmlich greifbar. Sicher bestimmte Lahn-Dill, trotz ob der Bedeutung der Partie zunehmender Härte auf beiden Seiten, das Geschehen auf dem Spielfeld. Dirk Köhler-Lenz beherrschte mit am Ende 16 Rebounds die Bretter und Michael Paye schrammte mit 23 Punkten, 10 teils spektakulären Assists und neun Rebounds ganz knapp an einem der äußerst seltenen Triple-Double vorbei. So brachte die zielstrebig das Finale anvisierenden Mittelhessen auch das fünfte Foul von Joey Johnson acht Minuten vor dem Ende und die daraus bei Trainer und Spieler hoch kochenden Emotionen letztendlich nicht mehr aus der Ruhe. Über 44:31 (24.) und 55:39 (29.) hatte der Titelverteidiger in eigener Halle spätestens beim 70:52 (35.) die vorzeitige Entscheidung in diesem Halbfinale erzwungen. Auch wenn es letztendlich bedeutungslos war, kämpfte der Gast aus dem Rheinland mit hohem Einsatz weiterhin um jede sich ihm bietende Chance und kam wie im Hinspiel in den letzten Sekunden der Partie mit sieben Punkten in Folge durch den starken Becker zur verdienten Ergebniskosmetik.

Bereits am nächsten Wochenende hat der ASV Bonn im Rahmen des Final Four um den DRS-Pokal in Frankfurt brisanter Weise die Chance auf die Revanche, da beide Teams im dortigen Halbfinale erneut aufeinander treffen. Und so wurden bereits wenige Momente nach Ende des Meisterschafts-Halbfinals die Blicke auf den 5. April gerichtet, als der scheidende Martin Otto für den Pokal einen sportlich heißen Tanz versprach, dem RSV-Trainer Zeltinger ein „wir werden gerüstet sein und uns weiter steigern können“ selbstbewusst entgegen setzte.

Lahn-Dill: Michael Paye (23/2), Dirk Köhler-Lenz (20), Joey Johnson (14), Kai Gerlach (10/1), Nicolas Hausammann (4), Annika Zeyen (4), Thomas Gundert (1), Jan Kampmann, Markus Legath, Felix Schell, Gesche Schünemann, Marco Zwerger.

Bonn: Martin Otto (31), Thomas Becker (22/1), Tarik Cajo (6), Sven Fischer (2), Britta Kautz, Björn Lohmann (2), Alexander von Reth (2), Jan Haller, Jörg Hilger, Christian Meyer, Daniel Zaube.

RSV-Magazin Defense