Dabei sahen die mitgereisten Fans aus Mittelhessen zu Beginn eine veränderte Startformation. „Wir wollten mit Blick auf die heiße Phase der Saison noch einmal an weiteren Aufstellungen arbeiten“, so Trainer Zeltinger zur ungewöhnlichen Starting Five mit Thomas Gundert, Markus Legath, Kai Gerlach sowie den beiden Nordamerikaner Joey Johnson und Michael Paye. Letztgenannter erwischte in der Stadt des Westfälischen Friedens zwar einen ganz starken Tag, dennoch konnte der Gast mit dem ersten Viertel in dieser Aufstellung alles andere als zufrieden sein.
So kam es, dass der Gastgeber couragiert und clever die Führung übernahm und über 6:4 (4.) und 10:7 (10.) nach Ende des ersten Abschnitts auch verdient in Front lag. Insbesondere in der Offensive war der Tabellenführer aus Wetzlar in dieser Anfangsphase viel zu ungefährlich, um die Gastgeber mit die beiden EM-Bronzemedaillengewinner Jens Schürmann und Mimoun Quali in wirkliche Bedrängnis bringen zu können. Im zweiten Spielviertel kam dann aber schnell die Wende, als die Mannschaft um Kapitän Johnson mit mehr Druck in der Defensive auch das Tempo im Angriff verschärfen konnte. Sechs Punkte von Nationalspielerin Gesche Schünemann, die Coach Zeltinger heraushob, und weitere sieben Zähler von US-Pointguard Paye bescherten dem amtierenden Meister in der Sporthalle am Goethering kurz vor der Halbzeitsirene dann einen ersten höheren Vorsprung von 28:14 (19.)
Dennoch war RSV-Trainer Zeltinger noch immer nicht ganz einverstanden mit der Aggressivität seiner Mannschaft, doch seine Halbzeitworte fruchteten im Team, das engagiert und druckvoll aus der Kabine kam, um im dritten Viertel die stärkste Phase zu haben. Alleine in diesen zehn Spielminuten zwang der RSV Lahn-Dill den Osnabrücker Kontrahenten zu neun Ballverlusten, während seit Wochen auch endlich der Knoten aus der Distanz platzte. Spätestens beim 42:22 (26.) war die Partie damit entschieden. Ein ums andere Mal Michael Paye und zwischen der 28. und 39. Spielminute ein starker Auftritt von Marco Zwerger schraubten das Ergebnis beim 56:31 (35.) durch einen Zwerger-Dreier so auf die höchste Differenz im gesamten Spielverlauf. „Wir haben gesehen, dass wir an einigen Lineups noch gehörig arbeiten müssen, aber ich bin mir sicher, dass wir dies bis zum Beginn der Playoffs in den Griff bekommen. Wir haben aber auch gesehen, dass unser normale Startformation bärenstark ist und das Tempo von null auf hundert in wenigen Spielzügen anziehen kann“, so Nicolai Zeltinger nach dem Spielende über eine aufschlussreiche Partie in Osnabrück.
Mit diesem Erfolg beim Deutschen Meister von 1997 sicherte sich der RSV mindestens Platz zwei im Abschlussklassement. Damit steigt das entscheidende Playoff-Halbfinale am 29. März auf alle Fälle in der Wetzlarer August-Bebel-Sporthalle. Gegner wird dann entweder der dreimalige Titelträger ASV Bonn oder aber der hessische Rivale RSC Frankfurt sein. Beide Teams liefern sich zurzeit einen packenden Kampf um die Positionen drei und vier hinter den Wetzlarern und dem Team aus Zwickau. Die Wege der Sachsen und des Kapitäns der deutschen Nationalmannschaft Lars Christink trennten sich dabei in der Vorwoche plötzlich. Mit sofortiger Wirkung suspendierte der Verein den Ex-Wetzlarers und muss so zum Hauptrundenausklang auf seinen Matchwinner aus dem Hinspiel gegen den RSV Lahn-Dill verzichten.
Osnabrück: Mimoun Quali (17), Jens Schürmann (9), Brian Roberts (5), Johannes Hengst (4), Bernd Hüsemann (2), Rudi Springmeier (2), Rainer Happeck, Andre Jörling.
Lahn-Dill: Michael Paye (23/1 Dreier), Marco Zwerger (11/1), Joey Johnson (7), Nicolas Hausammann (6), Gesche Schünemann (6), Dirk Köhler-Lenz (4), Thomas Gundert (2), Jan Kampmann (2), Kai Gerlach (1), Markus Legath, Annika Zeyen.